«  1  »

 

Gemeinderat, 22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 93

 

unverantwortlich ist, einem Theater, das offensichtlich 1 117 000 EUR im Jahr braucht, um arbeiten zu können, nur die Hälfte zu geben und dann zu glauben, dass das genug sein wird und nicht wieder Schulden angehäuft werden müssen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir lehnen daher diesen Akt ab. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte auch nicht diesen ganzen Akt und Fall der Freunde und Förderer des Rabenhofs hier lang und breit aufarbeiten. Ich möchte nur die Fakts zeigen.

 

Faktum war, dass hier einmal Herr StR Mailath-Pokorny, wie er angetreten ist, gesagt hat: Ja, damit das dort weiter bespielt werden kann, wird er jetzt einmalig eine Startsubvention quasi geben.

 

Übrigens, ich sage noch einmal, ich bewundere heute noch immer den Mut des künstlerischen Leiters, weil früher hat man ja Theaterräume besetzt, wenn man sie haben wollte. Heute erklärt man, man führt sie ohne Subvention solange, bis dann kein Geld da ist, und schreit entsprechend laut. Aber das war zumindest erfolgreich, und im Theaterbereich gehört das ja manchmal dazu.

 

Faktum ist aber: Mittlerweile haben wir mehr als eineinhalb Jahre erlebt, und bis heute ist der Stadtrat nicht in der Lage, zum Rabenhof einen Antrag vorzulegen, in dem der Theaterbetreiber und die Stadt Wien sich auf einen Betrag einigen, zu dem dieses Theater betrieben werden soll. Das ist ein unfassbarer Skandal, weil das gibt es bei keinem anderen Theater! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es gibt - ich habe es im Ausschuss gesagt - ja nur zwei simple Möglichkeiten. Man sagt, so viel Geld ist da, seid ihr bereit, dafür dieses Theater zu führen? Dann müssen die Ja oder Nein sagen, dann verhandelt man vielleicht noch. Aber wenn man seit mehr als eineinhalb Jahren nicht in der Lage ist, sich auf einen Betrag zu einigen, und das ist ja heute wieder im Akt klar erkennbar, dann stimmt was nicht, und dann muss man sagen, entweder muss das Theater wer anderer führen, es muss neu ausgeschrieben werden mit einer Summe, an die man sich auch hält, oder man muss auch sagen, okay, wenn der Herr Welunschek der Meinung ist, er braucht 12 Millionen S, wenn ich das jetzt so sagen darf, na dann muss man es ihm geben, muss sich allerdings auch fragen, wo man es hingibt.

 

Die Wahrheit ist natürlich, dass Sie das Geld nicht haben, die Wahrheit ist, dass Sie daher nicht einen Vertrag abschließen können, der diesem Theater entspricht, und jetzt schummeln Sie sich schon seit eineinhalb Jahren hier drüber, und ich bin wirklich neugierig, auch im Sinne der dort Beschäftigten und im Sinne der Reputation dieses Theaters, wann hier einmal ein Akt vorliegt, wie er jedem anderen Theater in Wien entspricht, der nämlich sagt: Hier gibt es so viel Geld für ein Jahr oder drei Jahre.

 

Aus diesem Grund lehnen wir selbstverständlich auch diesen Akt wieder ab und erwarten einmal hoffnungsvoll, ob es Herrn StR Mailath-Pokorny gelingt, uns innerhalb der nächsten drei Jahre einen Akt zum Rabenhof vorzulegen, wo einmal ein Betrag drinnen steht, wo der Theaterbetreiber und der öffentliche Förderer übereinstimmen. Aber dreieinhalb Jahre haben Sie ja noch Zeit, darüber zu verhandeln.

 

Ich möchte das Thema Theater aber auch nutzen, um hier noch einen Antrag zu einem anderen Thema einzubringen, und zwar im Zusammenhang mit der jetzt schon entstehenden Diskussion über das in Bau befindliche Kindertheater beziehungsweise die ersten Veranstaltungen im Kindermuseum. Da gibt es die Debatte darüber, ob in einem allfälligen Kindertheater dort nur professionelles Theater von Erwachsenen für Kinder gemacht wird oder ob auch die Möglichkeit besteht, dass Kinder dort selbst künstlerisch ihre Ideen auf der Bühne für andere Kinder darbringen, und da wollen wir hier mit diesem Antrag heute auch klar und deutlich Stellung beziehen. Wir glauben, dass, selbstverständlich in Abstimmung mit dem Intendanten, im Prinzip in einem Kindertheater in der Zukunft auch immer die Möglichkeit bestehen muss, dass Kinder selbst auf der Bühne Kreativität zeigen können und künstlerisch tätig sein sollen, auch im Sinne einer Nachwuchsförderung.

 

Ich stelle daher den Antrag:

 

"Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass bei zukünftigen Konzepterstellungen für das Kinderkreativzentrum verstärkt bildende und darstellende Kunst von und durch Kinder selbst berücksichtigt wird."

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.

 

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

 

Zu diesem Antrag des Kollegen Salcher möchte ich gleich sagen: Wir werden dem nicht zustimmen, weil der Antrag eigentlich nur der Beweis ist, dass er sich erstens nicht die Ausschreibungskriterien für das Kindertheaterhaus angeschaut hat, weil da steht das drinnen. Und zweitens ist der Antrag auch der Beweis, dass er offensichtlich noch nie im Kindermuseum war, daher nicht weiß, dass dort sehr kreativ gearbeitet wird. Also, wenn Kollegen so uninformiert sind, dann werden wir diesen Anträgen nicht zustimmen.

 

Nun, zum eigentlichen Akt Rabenhof stelle ich mir eigentlich in der Vorbereitung immer die Frage, wann die vereinigte Opposition in diesem Haus endlich soweit sein wird, dass sie sagt: Da gibt es ein wirklich höchst erfolgreiches Theater, eines von vielen, und dieses Theater bekommt wie alle anderen erfolgreichen Theater selbstverständlich Subvention. Jetzt kann man über die Höhe reden, aber selbstverständlich öffentliche Förderung. Und das ist ja wohl unbestritten, dass jedes Theater in Wien öffentliche Finanzierung erhält. Und daher frage ich

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular