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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 93

 

Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Sie haben uns über dieses "First Responder" - System berichtet und auch über die Tatsache, dass die verschiedenen Einrichtungen verstärkt mit Defibrillatoren ausgestattet werden. Sie haben auch davon berichtet, dass hier angestrebt wird, die Ausbildung zu verbessern und anzuheben, von den Sanitätsgehilfen und so weiter.

 

Tatsache ist aber, dass trotz des stärkeren Bedarfs, weil wir eben immer wieder erkennen müssen, dass die Herzerkrankungen zunehmen, und trotz der Tatsache, dass die Rettung ständig mehr Ausfahrten machen muss, es wahrscheinlich nicht möglich sein wird, mit den derzeitigen Mitteln und den derzeitigen Möglichkeiten tatsächlich so ein "First Responder" - System entsprechend zu etablieren.

 

Ich möchte Sie fragen, ob Sie dafür sorgen werden, dass die finanziellen und personellen Ausstattungen der Wiener Rettung so gemacht werden, dass diese Vorhaben, die Sie aufgezeigt haben, auch wirklich verwirklicht werden können?

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Die Rettung ist so ausgestattet, um das zu verwirklichen, weil sie auch gemeinsam mit den anderen Rettungsorganisationen arbeitet. Sie wissen aber, dass es trotz allem Zeiträume gibt, wo die Wiener Innenstadt verstopft ist und man auch eine gewisse Anfahrtszeit hat.

 

Es war ja die Überlegung, und das ist von den Firmen, die diese halbautomatischen Defis vertreiben, sehr gefördert worden, dass wir überall dort, wo Menschenansammlungen sind, halbautomatische Defis hingeben, ob in Telefonzellen, die es jetzt schon fast nicht mehr gibt, oder beim Feuerwehrnotruf und dass wir Laien ausbilden, um diese Maßnahmen durchzusetzen. Der große Vorteil bei den halbautomatischen Defis ist, dass wir damit keine Menschen mehr schädigen können, weil es bei den früheren sehr gefährlich gewesen wäre, wenn man einen Befund missdeutet und einen Menschen defibrilliert hätte, der nur einen Kreislaufkollaps erlitten hat. Den hätte man dann erst recht geschädigt. Das kann mit diesen modernen Apparaten nicht passieren.

 

Man wäre in der Lage und wir können die Laienausbildung forcieren, aber zu rechnen, dass es möglich ist, dass vom Zeitpunkt des Kreislaufstillstands bis zu irgendeinem Eintreffen von Helfern vor Ort - und wenn ich die Rettung um das Fünffache erhöhe -, das jedes Mal innerhalb von 3 Minuten geschehen kann - mit Stehenbleiben des Autos, Sachen nehmen, hinlaufen -, das ist in meinen Augen bei einer Veranstaltung, wenn es nicht direkt neben der Rettung passiert, wirklich illusorisch. Wir haben die Möglichkeit, Laien auszubilden. Wir haben die Möglichkeit, Defibrillatoren hinzugeben.

 

Trotz allem, ich habe Ihnen gesagt, wie die Situation in Spitälern ist. Das hat uns als junge Ärzte alle fürchterlich gekränkt, denn man hat dann gesehen, es gibt Grenzen und sehr häufig ist ja das Kammerflimmern auch ein Ausdruck einer Grunderkrankung. Manchmal ist auf Grund dieser Grunderkrankung, die zum Kammerflimmern führt, der Mensch ja gar nicht wieder reanimierbar. Und wie gesagt, 80-Jährige mit Kammerflimmern zu versuchen zu reanimieren - die haben auf Grund ihrer Sklerose und ihres sehr schlechten Zustands der Durchblutung noch viel früher eine gravierende Schädigung.

 

Da ich ja selbst einer Rettungsorganisation vorstehe und wir mit Defis ausgerüstet sind, habe ich gesagt, ich würde gerne evaluiert haben, was uns das bis jetzt gebracht hat. Damals habe ich die Auskunft bekommen: Ein Teil war nicht wieder verfolgbar, aber bei ganz wenigen gelang es, sie bis ins Spital zu bringen und dann sind sie nach kurzer Zeit verstorben.

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Wir kommen zur vierten Zusatzfrage. Frau GRin Dr Pilz.

 

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!

 

Sie haben uns jetzt medizinisch wirklich eindrücklich erklärt, wie es funktionieren soll, dass es und damit es funktioniert. Mir bleiben aber schon noch zwei Fragen offen und ich fasse sie zu einer zusammen:

 

Sie sagen, man sollte Laien ausbilden. Wenn Sie oder ich oder der Herr Bürgermeister hier zusammenbrechen, kann man ja nicht davon ausgehen, dass ein Arzt im Raum ist. Da müsste schon der Portier oder das Personal der Sicherheitswache auch ausgebildet sein. Das heißt auch First Responding, dass sozusagen Laien aus anderen Berufen kundig sind.

 

Warum, Frau Stadträtin, funktioniert das nicht? Warum gibt es keine Schulwarte, die ausgebildet sind? Warum gibt es nicht Hausmeister in Einkaufszentren? Warum ist dieser Mensch mit Funkgerät in der U-Bahn nicht ausgebildet? - Das wäre etwas, was Sie schnell tun können, was Leben retten kann. Warum ersparen Sie sich das?

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Von Ersparen möchte ich nicht reden. Bei Schulwarten wage ich, die Effizienz kritisch zu betrachten, weil Schulkinder zum Glück fast niemals an Kammerflimmern erkranken. Aber ... (GRin Dr Sigrid Pilz: Aber Lehrer!) Das ist auch relativ selten.

 

Ich kann Ihnen aber versichern, in der Wiener Ärztekammer ist einmal ein Arzt vor 200 Ärzten mit Kammerflimmern zusammengebrochen. Auch er hat diesen Zustand nicht überlebt. Auch das passiert. Selbst Ärzte können den Tod nicht immer aufhalten, sonst wären wir der liebe Gott, als was wir uns nie fühlen. Diesen Status teilt uns vielleicht mehr die Bevölkerung zu.

 

Ich bin dafür, dass man ausbildet. Aber es ist immer noch ein Unterschied, ob ich jemanden damit an einer Puppe ausbilde oder er muss dann, wenn der Patient, der Mensch da liegt, erfassen, um was es sich handelt. Das ist nur in geringem Maße vorhanden. Aber ich werde selbstverständlich mit meinen Kollegen sprechen, dass wir die Feuerwache in dieser Hinsicht ausbilden. Wir können das anbieten. Soviel mir bekannt ist, gibt es hier im Raum auch einen Defibrillator.

 

Trotz allem sage ich: Die Erwartungen an die

 

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