Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 122
436 Millionen EUR an
Rücklagen, und diese Rücklagen liegen und liegen und liegen. Ich glaube, gerade
in einer Zeit - ich habe das schon bei unserer dringlichen Anfrage gesagt -, in
der es Arbeitslosigkeit gibt und man den Bau ankurbeln sollte, hätte man das
dort wesentlich einsetzen sollen. Aber diese Rücklagen bleiben weiter liegen:
keine Maßnahmen zur Verhinderung der Winterarbeitslosigkeit, kein Vorziehen im
Sanierungsbereich. Meine Damen und Herren, ich stelle fest, dass Sie viele Dinge
auch für die Zukunft nicht vorhaben: bei der Bewertung der Gebäude einen
Qualitätsnachweis, die Zweckbindung bei den Förderungsrückflüssen, die von
Altdarlehen kommen, oder die Anreizschaffung zur Mobilisierung des privaten
Kapitals.
Der Herr
Finanzstadtrat hat heute Vormittag gesagt, er will sich nur mit der
Wirtschaftssituation in Wien befassen, er will sich nur mit der
Beschäftigungspolitik in Wien befassen. Meine Damen und Herren, dann fehlen
wirklich diese einzelnen, vielen Maßnahmen, dass Beschäftigung vorangetrieben
wird! In keiner Weise gibt es Ansätze von Ihnen, die sagen, wo es hingehen
soll. Es ist kein Wunder, dass die Arbeitslosigkeit in Wien höher als in den
anderen Bundesländern ist. Sie wissen, dass wir in diesem Jahr eine höhere Arbeitslosigkeit
von 1,5 Prozent haben, und wenn man das Jahr 2000 hernimmt, haben wir im
Baubereich eine um 29 Prozent höhere Arbeitslosigkeit!
Herr
Kollege Driemer! Sie wissen das ganz genau, aber Sie schweigen dazu, und das
ist das Fatale an der ganzen Situation. (GR Johann Driemer: Ich kann nicht
immer dasselbe sagen!) Ich sage Ihnen, Herr Kollege Driemer, positionieren
Sie sich in der Wohnbaupolitik neu! (GR Dr Matthias Tschirf: Was ist das für
ein Gewerkschafter?) Schaffen Sie die Bereiche, machen Sie die Bereiche,
die Sie wirklich vorhaben, machen Sie dort Ernst, aber legen Sie das nicht nur
in Worten fest, sondern führen Sie es auch aus! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich frage
Sie wirklich: Wie halten Sie es überhaupt mit der Budgetwahrheit? Wie halten
Sie es mit Ihren Aussagen? - Wenn man sich die letzten Wochen ein bisschen
ansieht: da habe ich mir ein paar Dinge gemerkt, die sehr interessant sind. Mir
ist ein Flugblatt von Ihnen in die Hände gekommen, in türkischer Sprache, und
das wurde dann entsprechend übersetzt. Darin ist gestanden - Herr Kollege
Driemer, Sie müssten es ja wissen -: "Sie können uns verdanken, meine
Damen und Herren, dass sie eine Gemeindewohnung bekommen haben. SPÖ." (GR
Gerhard Pfeiffer - in Richtung SPÖ -: Ah, danke!) "Sie können uns verdanken"
- mit welcher Arroganz stellen Sie sich dort hin und verteilen Sie diese
Zettel? Ist das Ihr Eigentum? Ist das Eigentum der SPÖ? (GR David Ellensohn: Nein, aber Realität!) Ach, vergeben Sie es
parteipolitisch? - Das ist ja noch ärger! Das ist ganz besonders arg, wenn Sie
es parteipolitisch vergeben wollen. (GR Dr Matthias Tschirf: Skandal!)
Es geht
noch viel weiter: "Sie können uns verdanken", bitte ... (GR Johann
Driemer: ... Integration, wie Sie wissen!) Herr Kollege, die Stadt gehört
nicht Ihnen, und die Gemeindewohnungen gehören auch nicht Ihnen, merken Sie
sich das! (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt
Wagner: ... wenn jemand von der grünen Partei einen Zwischenruf macht! -
Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Und es geht noch weiter: "Sie können uns
verdanken, dass Sie in Österreich sein dürfen." Wissen Sie, das ist ein
starkes Stück! (GR Dr Matthias Tschirf:
Skandal!) Entweder ist jemand gesetzlich hier, dann haben wir die
Voraussetzungen auf Bundesebene geschaffen - aber das ist doch nicht eine
Errungenschaft von Ihnen, dass er da sein darf und Sie ihm die große Erlaubnis
geben!
Aber es
geht noch weiter: Der Herr Stadtrat hat ein schönes Flugblatt geschrieben, mit
dem Herrn Bürgermeister ein wunderbares Flugblatt, darauf steht: "Sie
können uns verdanken, dass es Wohnbauförderungsmittel gibt, die die
ÖVP-Regierung abschaffen wollte." Das ist ja ungeheuerlich, bitte, was da
drinsteht! (GR Godwin Schuster: In Niederösterreich haben sie es
verspekuliert!) Auch das ist in keiner Weise richtig. Sie wissen ganz genau,
dass es eine ÖVP-Regierung gibt und gegeben hat, die in den vergangenen Jahren
geschaut hat, dass Wien die Förderungsmittel bekommt, und zwar laufend und
permanent. Nur hat Wien es nicht ausgenützt, das ist das Dramatische an dieser
Situation! (Beifall bei der ÖVP.)
Während es
andere Bundesländer gibt - wenn man das Budget anschaut -, gibt Wien nichts
dazu, keinen Pfennig, keinen Euro! (GR Johann Driemer: Welche Bundesländer
geben denn?) Meine Damen und Herren, andere Bundesländer - und das ist
genau das, was ich Ihnen gesagt habe, Herr Kollege - fördern den Bau und das
Baunebengewerbe. Aber hier kommt nichts zusätzlich herein, in Wien wird nichts
Zusätzliches investiert. Sie haben die Budgetmittel zwar veranschlagt, aber Sie
haben sie nicht ausgegeben. Sie haben die Rücklagen auf der hohen Kante und
wollen die Rückflüsse nicht einsetzen für den Bau und für das Baunebengewerbe,
auch nicht für die kommenden Generationen. Das ist verwerflich! (GR Gerhard
Pfeiffer: Das ist ja wirklich ein Skandal!)
Am Schluss
schreibt die SPÖ, schreiben der Herr Stadtrat und der Herr Bürgermeister:
"Es konnten die Angriffe gegen die Rechte und die Lebensqualität
erfolgreich abgewehrt werden." Ich muss schon sagen, entweder sind das
Mittel, die der Bund kriegt, wir alle schauen, dass die Leute damit ordentlich
wohnen und leben können und dass Wohnbauförderungsmittel gegeben werden. (GR
Johann Driemer: Die Steuerzahler zahlen es!) Und Sie haben das abgewehrt?
Sie geben es ja gar nicht weiter! Das ist in vieler Hinsicht nicht der Wahrheit
entsprechend - um nicht das Wort "Lüge" zu gebrauchen! (GR Gerhard
Pfeiffer - in Richtung SPÖ -: Was sagt dazu die Gewerkschaft Bau-Holz?)
Meine Damen und Herren! Mit diesen Methoden gehen Sie
weiter. Deswegen habe ich Sie gefragt, wie Sie es mit der Budgetwahrheit
halten. Machen Sie doch neue Schritte, machen Sie einen neuen Anfang! Machen
Sie eine Wohnbaupolitik mit Inhalten, eine ökologische Wohnbaupolitik!
Gegenüber den anderen Bundesländern gibt es keine Ökoförderung,
arbeitsplatzschaffende
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