Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 122
sagt vielleicht einer anders, der irgendeine Verbindung hat
mit jenen, die vorgeben, das messen zu können. Aber die Relation, wie der
Promillegehalt, auch die Beeinträchtigung, ist bis heute wissenschaftlich nicht
verifiziert. Und für mich als Ärztin gilt immer noch das, was die Wissenschaft
sagt. Ich weiß nicht, wann Sie Ihre Studien absolviert haben, ich weiß, wann ich
meine absolviert habe. (GR Gerhard Pfeiffer: Über die Materie haben Sie sich
nicht informiert!)
Nun zur Kollegin Pilz. Sie haben die Sterilisation angesprochen.
Natürlich ist es ein Eingriff in die Selbstbestimmung, wenn man sagt, eine Frau
soll schon zwei Kinder haben. Auf der anderen Seite ist eine Sterilisation ein
schwerer Eingriff in die Integrität des Körpers, und ich weiß wirklich nicht,
ob man mit 25 so 100-prozentig abschätzen kann, wie irreversibel das ist. Und
es sind viele Menschen, die versuchen, eine Sterilisation, unter welchen
Umständen auch immer, selbst wenn sie zwei Kinder haben, auch da kann etwas
passieren, oder es kann eine neue Partnerschaft kommen, dann wieder rückgängig
zu machen. Daher bin ich viel, viel mehr, außer wenn ein Kinderwunsch aus
gesundheitlichen Gründen nicht erfüllt werden soll, immer dafür, dass man
andere Methoden anbietet als die Sterilisation, weil ich das prinzipiell für
einen so schwer wiegenden Eingriff in den Körper halte, dass ich eher nicht
dafür bin. Aber, wie gesagt, es ist eine Privatleistung im Spital, es ist keine
Krankenkassenleistung, es muss jeder mit sich ausmachen. Und es ist auch nicht
gesagt, dass ausgerechnet die Semmelweis-Klinik die Sterilisierklinik sein
soll. Aber es fällt uns sicher schwer, Eingriffe an gesunden Menschen zu
machen, die eher irreversibel sind.
Zum AKH. Ich werde das AKH sicher nicht herunterfahren.
Das AKH hat die beste Infrastruktur. Jede Leistung, die ich dort nicht
erbringe, die dort erbracht werden soll, macht die Kosten für die anderen noch
teurer.
Dass man Appendektomien oder Tonsillektomien im
Allgemeinen Krankenhaus nicht durchführt, ist selbstverständlich. Wenn sich
aber manche Ärzte ihre Patienten hineinlegen, werde ich das nicht verbieten.
Was Sie gesagt haben zu den Ärzten, die sich wegstehlen:
Das wäre eine gute Rede für das Parlament gewesen. Die Ärzte unterstehen mir in
keiner Weise dienstrechtlich. Und auch mit den Krankenkassenverträgen habe ich
überhaupt nichts zu tun, und das ist auch gut, selbst wenn der Obmann Bittner
und ich die gleiche politische Zugehörigkeit haben. Aber es ist gut, wenn ich
nicht von da eingreifen kann, welcher Arzt einen Kassenvertrag kriegt oder
nicht. Das sind Verträge, die besprochen werden zwischen Ärztekammer und Krankenkasse.
Es gibt in der Zwischenzeit schon Reihungslisten.
In der Gemeinde Wien haben wir festgelegt, dass ein
Spitalsarzt nicht eine Krankenkassenpraxis haben darf. Ich weiß, dass es
vereinzelt Fälle an der Klinik gibt. Ich bin nicht dafür. Ich wäre auch nie
dafür im Bereich der Gemeinde Wien, denn es gibt sehr viele arbeitslose Ärzte,
die sollen eine Chance auf ein Volleinkommen haben. Aber ich kann mich da in
keiner Weise, und das will ich auch gar nicht, einmischen. Das wäre ebenfalls
etwas, was mir als Recht nicht zustünde.
Strukturveränderungen im AKH wird es geben. Bis zum
Jahr 2004 muss es eine eigene Betriebsgesellschaft sein.
Weil Sie gesagt haben, Operationen können nicht
durchgeführt werden. Auch ich habe das gehört und Weisung gegeben, dass ab
sofort das volle OP-Programm natürlich bis Jahresende läuft, denn es ist
verrückt, eben eine Infrastruktur wie das AKH nicht zu nützen und dann alles im
Jänner zu operieren. Es hat daher der Herr Generaldirektor Schritte ergriffen,
und ich kann Ihnen versichern, nach der Rückmeldung werden alle orthopädischen
Operationen, alle Augenoperationen und auch alle Herzoperationen ausgeführt.
Der eine Herz-OP war für wenige Tage gesperrt, weil dort mehrere Krankenstände
waren - das kann wirklich immer passieren -, und dann war er wieder offen.
Und wenn Sie gehört haben vom GR Wagner, dass
33 Prozent der Herzoperationen in Wien gemacht werden, dann muss ich
sagen, wir leisten eigentlich sehr, sehr viel an Operationen, denn Wien hat
nicht 33 Prozent der Einwohner Österreichs. Ich frage mich, wo die anderen
Bundesländer bleiben, wo sie ihre Herzeingriffe durchführen.
Nun noch
einmal zu den Kaiserschnitten und zur Episiotomie. Es ist eine Forderung der
Medizinjuristen, dass man die Patientinnen sehr frühzeitig aufklärt, nicht erst
unmittelbar vor dem Ereignis, dass nur im akuten Notfall etwas sein kann. Da
gibt es eigene Bögen, A 4-Seiten. Wenn ich das als Patientin bekäme, würde
ich den Eingriff auch nie machen lassen. Ich bin nicht begeistert davon. Leider
sind das die Absicherungsvorschriften, die wir jetzt haben. Wir versuchen, sie
in der 20. Woche auf die Möglichkeit, dass so etwas passieren kann, hinzuweisen.
Wahrscheinlich wird ihnen das auch ihr Gynäkologe sagen. Auch meiner hat mich
gefragt, ob ich einverstanden wäre bei diesen und diesen Ereignissen mit einer
Sektio oder ob ich unbedingt dann eine übliche Geburt haben will. Also, das
wird ja üblicherweise mit den Frauen besprochen, nur, das Spital ist
verpflichtet, das wirklich ganz, ganz genau zu erklären. Ich sehe darin also
nicht so ein Problem.
Man muss natürlich nicht nur den Bogen hergeben, sondern
wirklich besprechen, was sein kann, ob eine Frau, wenn sie eine Beckenendlage
hat, operativ oder vaginal entbinden soll. Ich würde sagen, aus Sicherheitsgründen
für das Kind hätte ich mich immer für die operative Entbindung entschlossen,
denn es gibt - und eine der harmlosesten ist noch die Plexuslähmung - fast
immer Schwierigkeiten bei der vaginalen Entwicklung einer Beckenendlage. Und
durch vermehrte Kaiserschnittfrequenz haben auch die Ärzte und Hebammen immer
weniger Erfahrungen mit der Entwicklung einer Beckenendlage. Es gibt immer
weniger Geburten, man entbindet immer weniger komplizierte Geburten so, daher
fehlt die Erfahrung. Aus Sicherheit für das Kind hätte ich mich also sicher in
so einem Fall für einen Kaiserschnitt entschieden und würde auch jeder Frau,
die mich fragt, nie zu einem prophylaktischen Kaiserschnitt raten,
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