Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 122
nicht aufgefallen, gell? Na ja, macht ja nichts. (GRin
Ursula Lettner: Das ist schon ein Unterschied!)
Ich rede
zum Kapitel Drogen ganz kurz. Ich möchte im Rückblick sagen, dass wir seit 1990
immer eine gemeinsame - ob innerhalb oder außerhalb der Koalition - und eine,
wie ich glaube, sehr gute Drogenpolitik gemacht haben, indem wir in der
Ablehnung des Drogenmissbrauchs, in der Ablehnung jeglichen Konsums, in der
Ablehnung der Freigabe von Suchtgiften, in der persönlichen Verantwortung des
Einzelnen unser Heil suchen wollten und die Achtung vor der Würde des Mitmenschen
als den Mittelpunkt gesehen haben.
Das alles
steht im Drogenkonzept, das wir gefordert haben und das durchgeführt wurde. Und
das einheitliche Budget versus einer Aufsplittung der Mittel ist ja nunmehr im
Fonds "Soziales Wien" seit 2001 Wirklichkeit. Es ist damit ein
modernes, ein dynamisches und ein erfolgreiches Konzept gegen die
Drogenprobleme entstanden.
So. Und
nun kommt eine von den bisherigen Vorgangsweisen uninformierte Stadträtin,
phantasiert öffentlich von Fixerstuben, lässt zu, dass in einem Drogenbeirat
alles kritisiert wird, was nicht ausschließlich der Verharmlosung der Drogen
dient, und gibt unreflektierte Presseaussendungen von sich, die mit der
Realität sehr wenig zu tun haben. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist
unklug! "Der ARBÖ hat durch seine Stellungnahme maßgeblich dazu
beigetragen, dass im Parlament eine Zweidrittelmehrheit diesem Gesetz zugestimmt
hat", schreibt Herr Dr Wachter, ein unverdächtiger Zeuge. Die Frau
Stadträtin macht eine Aussendung: "Der Entwurf zur Novelle der StVO sei
nicht nur unzureichend, sondern sogar kontraproduktiv."
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist Ihre
Drogenpolitik! So arbeiten Sie, so arbeitet die Frau Stadträtin! (GR Kurt
Wagner: Besser als Sie!)
Und zur Budgetposition des Fonds "Soziales
Wien", der sowieso ganz versteckt, ungenannt, in der MA 15
vorzufinden ist (GR Kurt Wagner: Sie können das nachlesen!), kann ich
sagen, dass es absolut nicht ausreicht, um die notwendigen Maßnahmen und die
Aufgaben, die der Fonds hat und die drinnen stehen, zu verwirklichen. So ist es
halt. Denn nach der Gründung und Konsolidierung des Fonds im vorigen und
vorvorigen Jahr wäre es nunmehr notwendig, Maßnahmen zu setzen für einen
Präventionsplan, für einen Repressionsplan und für einen Therapie- und Resozialisierungsplan,
meine sehr geehrten Damen und Herren, und endlich auch einen jährlichen Bericht
zu machen, wie alle anderen Institutionen, die sich mit Drogen befassen.
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Eines muss ich Ihnen
sagen: Außer verzichtbaren öffentlichen Nachdenkens ist Ihnen zur Drogen- und
Suchtgiftbekämpfung nichts Neues und Zielorientiertes eingefallen, und darum
lehnen wir auch in dieser Position Ihren Ansatz ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau amtsf StRin Dr Pittermann am Wort. Ich erteile es
ihr.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann:
Frau Vorsitzende! Hohes Haus!
Ich werde gleich mit dem letzten Redner beginnen, der
sich offensichtlich medizinisch sehr weitergebildet hat. Als Medizinerin sage
ich als Hämatologin den Psychiatern nicht, wie sie ihre Therapie gestalten
sollen, lasse mir aber von Psychiatern auch nicht sagen, wie ich hämatologische
Therapien gestalten soll. Wohl reden wir aber miteinander, was zielführend und
richtig ist.
Wenn ich höre, dass die Anzahl der Herzklappenoperationen
steigt, weil sich zum Teil die Fixer eben unreine Sachen spritzen und dadurch
eine gewaltige Gefährdung für das Personal gegeben ist, weil diese Menschen häufig
HIV-krank sind und Hepatitis C erkrankt sind, auch Hepatitis B
erkrankt sind, und damit für das Personal bei den Operationen im Brustkorb die
Gefahr einer Infektion relativ hoch ist, dann muss man sich überlegen, ob man
nicht Wege gehen soll, wo man die Gefährdung von dem Personal nimmt. Und da ist
die Frage: Wenn einer nicht entziehbar ist, und das bestätigen alle Psychiater,
das hat auch Staatssekretär Waneck bestätigt, muss man manchmal palliativ
handeln, weil eben nicht jeder entziehbar ist. Das heißt, man muss die Drogen
geben.
Das ist aber nicht einmal was Neues. Das habe ich
schon bei der Pharmakologieprüfung gelernt, dass Abhängige sehr wohl über den
Amtsarzt ein Dauerrezept erhalten können. Das ist Schnee von gestern.
Es gab einen sehr, sehr renommierten, angesehenen
Professor an der Klinik - der Name ist heute noch bekannt -, der war ein
bekannter Morphinist und hat daneben sein Amt als Ordinarius ausgeübt. Auch das
ist möglich. Es geht darum, wie man die Menschen gesellschaftlich zurückführt.
Für eine Freigabe der Drogen sind wir nicht. Aber wir
sind immer dafür, dass man Menschen behandelt, und zwar so behandelt, dass sie
damit auch sozial existieren können und nicht andere gefährden.
Mir geht es darum, mein Personal der Stadt Wien, das
behandeln muss, möglichst wenig einer Infektionsgefahr mit HIV, mit
Hepatitis C auszusetzen. (GR Gerhard Pfeiffer: Wo ist Ihr
Gesundheitsprogramm?)
Und meine religiöse Zugehörigkeit sagt mir, dass man
alle Menschen behandeln muss. Vielleicht sind Sie der Meinung, dass man bei
Drogenabhängigen keine Herzoperationen machen soll. (GR Gerhard Pfeiffer:
Nein, nein!) Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin dafür, dass wir
alle Menschen behandeln, aber ich schaue, wenn es vermeidbar ist, dass sie gar
nicht erkranken und dass ich dem Personal die Chance gebe. (Beifall bei der
SPÖ.)
Darauf bezog sich damals das, wo wir gesagt haben,
man muss das überlegen, auch, dass infizierte Nadeln nicht irgendwo
herumliegen, und auf sonst gar nichts. Es ist niemals, aber auch niemals eine
Sekunde von mir an eine Freigabe von Drogen, dass jeder machen kann, was er
will, gedacht worden.
Und zur Verkehrsordnung. Nun, bis heute weiß man nicht,
welche Drogenmengen wirklich eine Beeinträchtigung hervorrufen. Auch das haben
sowohl Psychiater als auch Gerichtsmediziner und Labormediziner gesagt. Das
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