Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 122
Lakatha. Sie hat noch 10 Minuten.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Vor uns liegt der Voranschlag für 2003, und ich
möchte hier sagen, dass er sich im Vergleich zum Vorjahr noch weniger
transparent präsentiert, als wir es erlebt haben. Dies ist nicht zuletzt
deshalb so, weil gerade im Gesundheitsbereich nicht nur der Voranschlag
bedeutungsvoll ist, sondern weil wir auch den Wirtschaftsbericht des
Krankenanstaltenverbunds betrachten müssen. Und dieser Wirtschaftsbericht ist
eben besonders wenig transparent. Wir haben schon gehört, dass er eigentlich
ein Globalbericht ist. Wir erfahren sehr wohl, wie viel Geld das gesamte
Krankenanstaltenwesen und die Pflegeheime kosten, was hier bewegt wird, aber
wir erfahren nicht im Einzelnen, was mit den Häusern los ist und was hier
geschieht.
Das ist ausgesprochen bedauerlich, weil wir ja zu
Beginn der Unternehmenswerdung des Krankenanstaltenverbunds eigentlich gehofft
haben, dass wesentlich mehr Transparenz auftreten wird und dass auch die
einzelnen Häuser wesentlich mehr Möglichkeit haben, über eigene Budgets zu
verfügen. Dies ist nicht zuletzt im Hinblick darauf bedauerlich, dass man weiß,
dass, wenn Eigenverantwortung gegeben ist, wesentlich wirtschaftlicher und rationeller
gewirtschaftet wird, als wenn zentral etwas vorgegeben wird.
Wir
bedauern das ganz außerordentlich und meinen, dass es unbedingt notwendig ist,
dass in Zukunft dieser Wirtschaftsplan des KAV wesentlich ausführlicher und
übersichtlicher und vor allem aufgeteilt auf die einzelnen Krankenhäuser und
Pflegeheime präsentiert wird. Es ist uns eigentlich nicht möglich, hier
überhaupt über einen Voranschlag zu diskutieren.
Dieser Wirtschaftsplan zeigt auch sehr deutlich, dass
das Gesundheitssystem in Wien augenscheinlich in einigen Jahren nicht mehr zu
finanzieren ist. Es ist zwar auch aus dem Voranschlag nicht zu erkennen, in
welcher Art und Weise man in Zukunft die Finanzierung des Wiener
Gesundheitssystems sicherstellen wird, aber aus dem Wirtschaftsplan geht
eindeutig hervor, dass bei weiterer Auflösung der Rücklagen - damit ist ja
heuer schon sehr entscheidend begonnen worden - die Finanzierbarkeit des Wiener
Krankenanstaltenwesens nicht mehr gegeben ist. Es fehlt hier im Voranschlag ein
Hinweis oder auch Budgetposten, in welcher Art und Weise das in Zukunft
geschehen soll.
Es hat StR Rieder wohl repliziert auf eine Aussage
unseres StR Schock, was mit den Rücklagen ist, aber er hat lediglich
festgestellt, dass heuer 40 Millionen für Investitionen vorgezogen worden
sind. Das ist sicher interessant, löst aber nicht das Problem, dass wir in
Zukunft keine Rücklagen mehr haben und dass dieses Gesundheitssystem auf andere
Art und Weise finanziert werden muss.
Wir vermissen bei der Debatte über das Gesundheitssystem
in Wien überhaupt eine Debatte über die zukünftige Finanzierung. Es hat wohl
einmal eine Gemeinderätliche Kommission gegeben, in der darüber debattiert
worden ist, leider ist diese Kommission sang- und klanglos entschlummert. Es
ist zwar damals sehr hochwertig diskutiert worden, sehr wohl auch über die
Fananzierungsmöglichkeiten des Gesundheitssystems, es ist auch davon gesprochen
worden, dass es ein Modell wäre, wenn man die verschiedenen Finanzierungsmittel
zusammenlegen würde, wenn man Steuermittel und Mittel der Krankenkasse in eine
Hand legen und diese Mittel dann eben auch aus einer Hand verteilen würde.
Wir haben damals dieses Modell der Wiener Holding
vorgestellt, und ich möchte darauf hinweisen, dass in Vorarlberg und in
Salzburg Versuche gestartet werden, damit man Erkenntnisse gewinnt, in welcher
Art und Weise eben dieses System der Einhandfinanzierung umzusetzen ist.
Es wundert mich ganz besonders, dass man sich von
Seiten der sozialdemokratischen Stadtverwaltung und Gesundheitsverwaltung hier
in Wien mit diesem Thema "Finanzierung aus einer Hand" nicht mehr
beschäftigt, denn wer den Wahlkampf genau verfolgt hat, weiß, dass der Kandidat
Gusenbauer dieses Finanzierungssystem sehr heftig propagiert hat, und es ist
auch im Wahlprogramm der Sozialdemokratischen Partei enthalten. Es wurde ein
einheitlicher Zahler gefordert, weiters soll eine vernetzte Finanzierung
herbeigeführt werden. Das sind klare Forderungen, die wir als Freiheitliche
schon vor Jahren gestellt haben und die die SPÖ im Wahlkampf übernommen hat.
Und es scheint, im Wahlkampf wurden auch noch andere
Dinge festgehalten von Seiten der SPÖ. Ich erinnere an die Zusammenlegung der
Krankenkassen, wo im Wahlprogramm drinnen steht, dass es keine Verländerung
dieser Krankenkassen geben soll, sondern dass regionale Einheiten einer
Gesamtkrankenkassa geschaffen werden sollen. Auch alles Forderungen, die wir
seit Jahren stellen und für die wir vielfach geprügelt worden sind. Ich meine,
es hat den Anschein, dass auch hier in Wien die Freiheitlichen einmal an die
Regierung kommen müssen, damit die Forderungen der Sozialistischen Partei
erfüllt werden, so wie es im Bund ja geschehen ist. (Ironische Heiterkeit
bei den GRÜNEN und Heiterkeit bei der FPÖ selbst.)
Vom Allgemeinen Krankenhaus ist schon gesprochen worden, und
auch da möchte ich sagen, dass eigentlich im Hintergrund festzustellen ist,
dass die zukünftige Finanzierung keineswegs gesichert ist. Ich möchte hier
festhalten, dass das Allgemeine Krankenhaus sehr wohl Spitzenmedizin erbringt,
dass es die größte Ausbildungsstätte Österreichs ist und dass es daher auch
sehr wohl notwendig ist, dass man vielleicht den einen oder anderen
Bagatellfall eben zwecks Ausbildung bearbeitet. Das ist sicherlich sehr problematisch
für das Allgemeine Krankenhaus, vor allem für die Organisation und für die
weitere Zukunft; noch dazu, wenn man weiß, dass das Allgemeine Krankenhaus aus
dem Krankenanstaltenverbund ausgegliedert werden soll und letztendlich in die
große Einheit einer medizinischen Universität
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular