Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 122
die nächste Hochphase warten muss -, ist hier, dass es nicht
um ein kurzfristiges, spekulatives Börsengeschäft, sondern um eine - wie es bei
Aktienkäufen eigentlich zu empfehlen ist - längerfristige Anlage geht. Tatsache
ist, dass im Augenblick viele große, internationale Banken - nicht nur in der
Bundesrepublik Deutschland, dort aber alle drei Großen - Probleme in ihren
Aktienkursen haben. Dass sich das auch in der Verunsicherung der Aktionäre
ausdrückt und für diejenigen, die sozusagen auf Verkauf, auf Wiederverkauf und
auf kurzfristige Anlagen aus sind, Probleme schafft, ist absolut richtig.
Für die Stiftung selbst entscheidend ist die Frage
der Dividende, das ist völlig richtig. Hier wird es für den Technologiefonds
kein Problem geben, er ist ja mit einem Grundkapital ausgestattet und könnte
selbst ein oder zwei dividendenlose Jahre lang - zwei Drittel des Ertrags der
Stiftung gehen an den Fonds - durchkommen. Daher sehe ich für die Stiftung
nicht diese Dramatik, die Sie sehen. Denn wenn man Ihren Maßstab anlegen würde,
dann müssten ja weltweit auf den Aktienmärkten in diesen Jahren Milliarden
verloren gegangen sein. Diese Rücktrittswelle an Aktienbesitzern, die gekauft
und ihr Geld in die Fonds eingebracht haben, wäre ja unglaublich. Wenn ich das
Problem, das Sie ansprechen, weltweit betrachte, dann sehe ich, dass wir uns im
Augenblick weltweit in einer Phase des Niedrigstandes der Aktienkurse befinden.
Wenn ich das in Zusammenhang bringe zum Beispiel mit den großen Pensionsfonds
in Amerika, dann zeigt sich, dass die Dramatik, die dort gegeben ist,
unvergleichlich größer ist als jene, die hier in diesem Fall angesprochen wird,
ohne dass das in einem börsengewohnten Land sofort zu einem Aufschrei führt: Wo
sind jetzt die Rücktritte! (GR Dipl Ing Martin Margulies: Da sind genug
Leute in den Pensionsfonds drinnen!)
Tatsache ist, dass jede Fondskonstruktion, die
ausschließlich auf Aktien angelegt ist, ein gewisses Risikoelement enthält, das
nur eine langfristige Kapitalanlage gewährleistet, und daher kurzfristige
Annahmen nicht günstig wären. Aber so gesehen glaube ich, dass Ihre Dramatik in
diesem Zusammenhang nicht begründet ist und insgesamt für das, was uns für den
Technologiefonds wichtig ist, keine wirkliche Gefährdung besteht.
Dritter Punkt: Kollege Aichinger hat hier die
Situation der Wiener Bäder angesprochen. Ich schicke voraus, dass wir durchaus
an einem Reorganisations- oder Erneuerungskonzept für diesen Bereich arbeiten.
Aber man sollte es sich nicht so leicht machen. Ich erinnere daran, dass
beispielsweise - um einen Fall außerhalb der Stadtgrenzen zu nehmen - in
Vösendorf draußen die Pyramide als Bad ausgedient hat und dass sich der dortige
Betreiber, der Club Mediterranee, von dieser Funktion verabschiedet hat, weil
damit sozusagen kein Geschäft zu machen ist.
Ein Beispiel in Wien: Tropicana betreibt das
Penzingerbad. Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, wie dort die wirtschaftliche
Situation ist. Einfach sind Bäder - und zwar nicht nur Kinderfreibäder, diese
gehören natürlich auch dazu - nicht zu führen. Die Erwartungshaltung, dass man
auf der einen Seite einen Standard wie bei dem Lebensstandard in einer Großstadt,
den wir gewohnt sind, mit den Möglichkeiten, Bäder zu besuchen, Bezirksbäder zu
besuchen, in einer rein privatwirtschaftlichen Form einfach aufrechterhalten
kann, ist, glaube ich, eine Illusion. Dass man sich mit der Frage des Deltas
zwischen den Ausgaben und den Einnahmen beschäftigen muss, ist allerdings
unbestritten.
Der vierte Punkt: Kollege Schock hat das
angesprochen. Dazu möchte ich zwei Dinge sagen, zunächst einmal zur Frage der
Budgetgebarung in der Stadt und der Budgetgebarung auf der Bundesebene. Das
wäre wirklich ein Beispiel für Taferln, man kann an einer Grafik sehr gut
darstellen, dass die Veränderung der Budgetpolitik in Wien 1996 eingesetzt hat.
Es war damals ein Vorgänger von mir, StR Edlinger, der diese Korrektur und
Änderung sehr deutlich erkennbar vorgenommen hat.
Für den Bund kann man sagen, dass in all den
Diskussionen merkwürdigerweise - oder nicht merkwürdigerweise - vergessen wird,
dass die Steuerreform 1999 einen Ausgabeneinbruch und damit auch eine
Verschuldungskomponente von über 30 Milliarden S - in Schilling
ausgedrückt - mit sich gebracht hat. Wenn man das herausrechnet, wenn man sich
erinnert, dass der damalige Finanzminister Edlinger fast mit dem Rücktritt
gedroht hat, um diese Steuerreform - im Hinblick auf die damit verbundene
Mehrverschuldung - aufzuhalten, dann ist einem schon klar, dass eine Bilanz
umgekehrt bedeutet, dass vieles von dem, was an Mehrbelastungen von der letzten
Regierung gebracht worden ist, viel schmerzhafter empfunden worden wäre, hätte
es nicht vorher, 1999, die Steuerreform gegeben. - Aber das nur sozusagen zur
Frage der Entwicklung.
Sie haben hier die Investitionsquote angesprochen.
Wir haben eine Gesamtquote unter Heranziehung aller Unternehmungen der Stadt - ich
habe das in meinen einleitenden Worten kurz erwähnt - von 2,4 Milliarden
EUR. Das betrifft zunächst einmal den Komplex der Wiener Holding mit
168 Millionen EUR, dieser gliedert sich in Hafen, Stadthalle, Gesiba, EBS,
weiters das Wiener Wohnen als eigenes Unternehmen - nicht jedoch den
Krankenanstaltenverbund, dieser wird hier nicht mitgezählt -, ferner die Wiener
Stadtwerke mit 611 Millionen, auch "TownTown" mit immerhin
23 Millionen, und jene Investitionen, die nicht durch Finanzmittel der
Stadt im Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds gedeckt sind - also dort, wo es
um Public Private Partnership geht, hast du dann eine Größenordnung von
25 Millionen -, weiters den Teil des Messeprojekts, der auf das Jahr 2003
entfällt, mit 90 Millionen, und dazu kommen schließlich die
Investitionssummen aus dem Budget, sodass wir insgesamt - als Stadt, als Ganzes
einschließlich der im Eigentum der Stadt stehenden Unternehmungen - auf ein
Investitionsvolumen von 2,4 Milliarden EUR für 2003 kommen.
Das ist ohne doppelten Boden und ohne irgendwelche
Doppelverrechnungen schlicht eine Summe, die gewaltig ist und genau so in die
Unternehmungen
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