Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 122
dessen, was Blau-Schwarz zweieinhalb Jahre vorgegeben hat.
Sie sind herzlichst eingeladen, heute mitzustimmen, damit alle nicht
österreichischen Staatsbürger ebenfalls in den Genuss der Allgemeinen
Sozialhilfe kommen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Doch vielleicht noch ein letzter Punkt. Nein, es sind
doch noch ein paar Punkte, ich habe noch 6 Minuten.
Es wurde die Investitionsquote erwähnt - näher werde
ich dann beim Punkt Finanzen darauf eingehen - und auch die so genannten
investiven Ausgaben mit 1,4 Milliarden EUR. Sie wissen alle, dass in
diesem Bereich Doppelzählungen vorgenommen werden. Sie wissen alle, dass das
Investitionsdarlehen für den Krankenanstaltenverbund doppelt gezählt wird. Es
fließt bei der einen Post raus, dann bei der einen rein, dann wieder raus. Das
sind einmal 10 Prozent, wo Sie sich einfach doppelt loben. Gut, das war in
den vergangenen auch und ist in dem Sinn eine Budgetaufblähung wie viele andere
Punkte auch.
Aber was in den vergangenen Jahren nicht so war, das
ist die massive Steigerung der Darlehensgebung im Vergleich zu den direkten
Investitionszuschüssen. Und Sie reden von einer Steigerung der Förderung von
wirtschaftlichen Investitionen? Sie müssten doch wissen, dass ein gravierender
Unterschied zwischen Darlehen, überhaupt wenn mittels dieser Darlehen de facto
70 oder 80 Prozent vom Gesamtvolumina finanziert wird, und eines
Investitionszuschusses von 20 oder 30 Prozent ist, der weitere Investitionen
von zumindest 70 Prozent nach sich ziehen würde!
Die gesamte Steigerung beruht nur auf einer
Steigerung der Darlehensgebung, denn diese ist um 200 Millionen EUR
gestiegen und die direkten Investitionszuschüsse sind um 100 Millionen EUR
gefallen! Bei einer Umrechnung der Faktoren zwischen Zuschüssen und Darlehen
wird man sofort merken: Die Wirtschaftsförderung in Wien ist so wie in
Österreich gesunken. Das ist angesichts der gegenwärtigen
arbeitsmarktpolitischen Zustände der falsche Weg!
Ebenfalls ein Punkt: Wien und der Arbeitsmarkt. Wir
haben schon davon gesprochen, dass die Sozialdemokratie ganz brav nachvollzogen
hat, dass die Pflichtschullehrer gekürzt werden. Aber was unternimmt die
Sozialdemokratie und die Stadt Wien, um in Bereichen, die ihre eigenen Bereiche
sind, Arbeitsplätze zu schaffen?
Beispiel Wiener Stadtwerke. Während es bei den
Pflichtschullehrern und -lehrerinnen möglich ist, die Mehrleistungsvergütungen
auf 2 Prozent zu beschränken, was auch dazu führt, dass selbstverständlich
nicht noch mehr Lehrer abgebaut werden müssen, haben wir bei den Wiener
Stadtwerken an Mehrleistungsvergütungen 30 Prozent der gesamten
Bruttolohnsumme! Das heißt, ein Drittel der Gesamtbezüge derjenigen, die bei
den Wiener Stadtwerken arbeiten, geht in Überstunden auf und Sie wissen, wie
viele Menschen bei den Wiener Stadtwerken arbeiten. Würde es uns auch nur
annähernd gelingen, diese Arbeit gerechter zu verteilen, würde es uns auch nur
annähernd gelingen, diese Überstunden zu reduzieren, dann könnte Wien alleine
im Rahmen der Wiener Stadtwerke 2 000 bis 3 000 Arbeitsplätze
schaffen! Da würde ich mir einmal einen Einsatz Ihrer Stadtregierung wünschen
und nicht immer nur beim Schönreden und Schönfärben!
Denn dass tatsächlich nichts passiert, wo man auch
selbst daran glaubt, dass Arbeitsplätze geschaffen werden können, das zeigt
sich an dem Posten "Dienstgeberabgabe" und das zeigt sich an dem
Posten "Kommunalsteuer" einnahmenseitig, wo seit Jahren nachzulesen
ist, dass es in Wien kaum zu nachhaltigen neuen Jobs kommt. Da bedarf es einer
Änderung in der Arbeitsmarktpolitik, da bedarf es auch einer Änderung in der
Finanzpolitik!
Es wird oft - und das vielleicht als allerletzter
Punkt auch direkt zum Budget - von Kolleginnen und Kollegen der
sozialdemokratischen Fraktion, insbesondere vom Kollegen Strobl, gesagt, man
darf, wenn man vergleicht, nicht Rechnungsabschlüsse mit Voranschlägen
vergleichen. Bis zu einem gewissen Teil gebe ich Ihnen Recht. Aber Sie wissen
auch ganz genau, damit ein Budgetvoranschlag halbwegs etwas aussagt, sollte in
diesem Budgetvoranschlag widergespiegelt werden, was man tatsächlich will,
wofür man investieren will, wofür man weniger Geld ausgeben will, et cetera.
Das heißt, man muss natürlich einen Rechnungsabschluss mit dem Tatsächlichen,
was passiert ist, vergleichen und kann nicht sagen: Wir nehmen die Zahlen aus
dem Budgetvoranschlag, wo wir seit Jahren wissen, dass jeder Rechnungsabschluss
der Stadt Wien von jedem Budgetvoranschlag um mindestens
10 Milliarden S abweicht, weil es Änderungen gibt. Na ja, wozu sitzen
wir dann überhaupt da, wenn wir eh schon wissen, das stimmt alles nicht, was
wir da beschließen wollen? - Insofern hoffe ich, dass gerade Sie als
Vorsitzender des Finanzausschusses sagen: Wir wollen einen Voranschlag, der
hält und nur in außergewöhnlichen Situationen muss außergewöhnlich reagiert
werden.
Aber die Stadt Wien, insbesondere die
Sozialdemokratie, macht das Außergewöhnliche zur alltäglichen Situation. Das
ist etwas, was abzulehnen ist. Deshalb darf man sehr wohl Rechnungsabschlüsse
mit Voranschlägen vergleichen.
Man erkennt auch in diesen Voranschlägen, dass
belastet und gespart wird. Man erkennt das an den Leistungseinnahmen, man
erkennt das an den Gebühren und - noch traditionell - man erkennt es daran,
dass dieses Budget selbst bei den Leistungseinnahmen und Gebühren immer
unterdotiert ist. Es gibt keinen Rechnungsabschluss, der nicht im Bereich der
Kinderbetreuung zumindest eine 10-prozentige Steigerung gegenüber der Dotierung
ausweist. Es gibt keinen Rechnungsabschluss, der nicht im Bereich der Gebühren
bei Müll, Wasser, Abwasser eine Steigerung ausweist. Also, schaffen Sie sich
nicht so das Körberlgeld auf die Seite, womit Sie dann die Projekte, die Ihnen
möglicherweise parteipolitisch noch wichtig sind, tatsächlich finanzieren!
Aus diesem Grund, meine sehr geehrten Damen und Herren, und
noch aus einigen anderen, die Sie im
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