Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 122
nächsten Kapitel hören werden, lehnen wir das Budget ab. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke!
- Als Nächste ist Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer zum Wort gemeldet. Sie hat
noch 22 Minuten.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Vizebürgermeister!
Ich habe gehofft, dass die zweite Runde etwas
sachlicher als die erste Runde wird. Ich weigere mich zumindest, auf diese
Kübelei auch einzusteigen, kann aber nicht umhin, doch einige Bemerkungen zu
machen.
Auf diese ungeheuerlichen Entgleisungen des Herrn
Margulies will ich gar nicht im Detail eingehen, weil ich das unter meinem
Niveau finde. Was übrigens auch beim Klubobmann der GRÜNEN teilweise gewesen
sein muss, weil er nämlich dabei Zeitung gelesen hat. Ich verlange aber ... (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich verlange aber einen Ordnungsruf für Herrn
Margulies. Es ist ja inzwischen Gelegenheit gewesen, das nachzulesen oder
mitzuhören, was Herr Margulies uns hier unterbreitet hat, nämlich dass die Lüge
als Teil der ÖVP-Politik bezeichnet wurde. Das muss aus dem eindeutig hervorgehen
und dafür gibt es üblicherweise einen Ordnungsruf und hier ganz besonders. (Beifall
bei der ÖVP.) Weil das eine ungeheuere Unterstellung und Infamie war und
dass einzelne Herrschaften der sozialdemokratischen Mandatare dabei noch
mitgeklatscht haben, das wird ja wahrscheinlich keine Konsequenzen haben, ist
aber sehr bezeichnend. (Aufregung des GR Dipl Ing Martin Margulies.)
Die erste Runde hat sich also sehr stark mit der
Wahlkampfaufarbeitung beziehungsweise extrem mit der Fortsetzung des Wahlkampfs
beschäftigt. Ich verweigere die Fortsetzung. Ich werde zur Sache kommen.
Ich strapaziere da auch einen Sager des Herrn
Bürgermeisters, der heute im "Kurier" nachzulesen ist, der in großen
Lettern zur raschen Rückkehr zur Normalität aufruft. Wenn er es auch vielleicht
ein wenig anders gemeint hat, schließe ich mich dem voll und ganz an. Ich
hoffe, dass die Zeit in diesem Haus vorbei ist, wo man sich ausschließlich
damit beschäftigt hat, die Bundesregierung für die Versäumnisse, die die Wiener
Stadtregierung zustande gebracht hat, zu beschuldigen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wir dürfen ja auch gespannt sein, wie das weitergeht,
wenn das Feindbild Bundesregierung, aus welchen Konstellationsgründen auch
immer, der Wiener Stadtregierung verloren gehen sollte. Dann wird es an der
Zeit sein, dass sich die SPÖ-Alleinregierung auch wirklich den Problemen dieser
Stadt stellt und auch Rede und Antwort steht für das, was hier in der Stadt
schlecht läuft. Daran ändert auch der süffisante Kommentar des Herrn
Bürgermeisters nichts - ebenfalls im "Kurier" nachzulesen, er war
aber auch gestern damit im Fernsehen zu sehen -, der die ÖVP für die
Ankündigung der Fortsetzung einer kantigen Oppositionspolitik höhnt.
Bevor ich zur Sache komme, noch eine Replik auf Herrn
Kollegen Chorherr und seine Rede in der erste Runde, der uns da der
Wahlkampfunfairness und der Kübelei geziehen hat. Das ist natürlich absolut
zurückzuweisen, weil das überhaupt nicht richtig ist. Die ÖVP agierte hier mit
ihrer Fairness auch total nach dem Geschmack der Bevölkerung. Denn aus einer
Umfrage wissen wir, dass 88 Prozent der Österreicher und 86 Prozent
der SPÖ-Wähler der Überzeugung sind, dass ein Wahlkampf mit positiver Werbung
erfolgreicher ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich jetzt zur Sache komme, möchte ich mit einem
abgewandelten Zitat beginnen, das wir kennen. Die Abwandlung lautet: "Ein
guter Tag, Herr Vizebürgermeister, beginnt mit einem ordentlichen Budget."
Jetzt wollen wir uns einmal anschauen, ob das ordentliche Budget auch so ordentlich
ausgefallen ist. (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Ganz besonders
ordentlich!)
Die Verschleierung des wahren Betriebsabgangs ist ja
schon seit dem Voranschlag 2002 Methode, nämlich durch eine haushaltstechnische
Systemumstellung. Daher ist es jetzt möglich, den Abgang oder das Defizit mit
12,6 Millionen EUR zu bezeichnen, wo es doch in Wahrheit
300 Millionen EUR beträgt, weil nämlich die Darlehensaufnahmen, die
Fremdmittelaufnahmen einfach als Einnahmen aufscheinen. Ich meine, die Methode
ist bestechend. Ich würde das auch gerne in meinem Haushaltsbudget so machen.
Ich weiß nur nicht, wie lange das gut gehen wird.
Der Schuldenabbau stockt, meine Damen und Herren. Nun
gibt es gute Gründe, und die haben Sie uns erzählt, nämlich das Kurshoch des
Schweizer Frankens. Ja, aber dann darf man sich nicht da herstellen und den
laufenden permanenten Schuldenabbau rühmen! Dann muss man auch sagen, dass das
immer noch im Bereich ausschließlich der Absichten liegt und wir können nur der
Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Schuldentilgung auch tatsächlich
irgendwann einmal so vollzogen wird, wie Sie es uns laufend angekündigt haben.
Bei den Einnahmen, meine sehr geehrten Damen und
Herren, schlägt natürlich die auf Wien niedergegangene Gebührenlawine ganz
schön durch. Die Mehreinnahmen von 3,9 Prozent, wie sie ausgewiesen sind,
sind hauptsächlich oder zu einem guten Teil durch höhere Einnahmen, nämlich
durch die Belastungen, die einnahmenseitig auf die Wiener Bevölkerung
zugekommen sind, gedeckt. Es gibt dagegen, anders als es Herr Oxonitsch uns
erklärt hat, keine wirklich strukturellen ausgabenseitigen Einsparungseffekte,
wobei ich mit strukturell meine: "Gespart am richtigen Fleck".
Jubelmeldungen in den Veröffentlichungen gibt es über
die Ausgabensteigerung in fast allen Bereichen: Soziales, Gesundheit, Kultur
und so weiter und so fort. Auf das gehe ich jetzt nicht im Einzelnen ein. Dazu
haben wir noch die Spezialdebatten der einzelnen Kapitel.
Ich werde mich mehr mit der Wirtschaftspolitik beschäftigen
und komme gleich einmal auf die Jubelmeldung, dass sowohl die Investitionsquote
erhöht wurde, als auch die nachfragewirksamen Ausgaben und die für das Bau- und
Baunebengewerbe wirksamen Ausgaben. Das mag für das Zentralbudget richtig sein.
Ich darf aber darauf hinweisen, dass die Budgetkürzungen, die den
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