Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 106
Damals waren wir zwar der Überzeugung, dass diese
Bundesregierung nicht mehr lange halten wird, aber der offizielle Wahltermin
war noch nicht bekannt. Dass diese Bundesregierung an ihren inneren
Widersprüchen scheitern wird, haben viele Österreicherinnen und Österreicher
bemerkt. Aber die Planung für diese Veranstaltung hat lange vorher begonnen.
Da jetzt von meinen beiden Vorrednern der flotte
Aktenlauf angesprochen worden ist, möchte ich unseren lieben Freund
"Columbo" Andi Salcher ersuchen, den Akt doch etwas genauer zu
recherchieren und auch zu schauen, wann die Diskussion über diese Veranstaltung
tatsächlich begonnen hat. Der erste Brief von Präsidenten Erwin Lanc wurde am
26. September 2001 an das Kulturamt, an den Kulturstadtrat gerichtet,
allerdings noch mit der Überlegung, dass diese Veranstaltung hier im Rathaus
stattfinden soll. Weil das aber aus terminlichen und sonstigen
organisatorischen Gründen nicht möglich war, haben sich Präsident Lanc und das
Institut um andere Räumlichkeiten gekümmert, die dann in der Diplomatischen
Akademie gefunden wurden. Das war ein Grund, dass man hier dann, weil der
Zeitpunkt 4./5. November immer näher gekommen ist, einen schnellen
Aktenlauf vorgesehen hat. Ich sage es nur deshalb, weil der erste Brief - ich
habe mich danach beim Präsidenten Lanc erkundigt - vom 26. September 2001 stammt.
Ich muss sagen, es spricht natürlich für unseren
Kulturstadtrat, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Kulturamts, dass es dann möglich ist, einen Akt, der schon über ein Jahr in
Diskussion steht, auch zu finalisieren. Das spricht eigentlich für unsere
Kolleginnen und Kollegen im Kulturamt. Ich möchte in diesem Zusammenhang sagen,
dass wir alle sehr froh sind, dass wir euch haben.
Vielleicht noch eine Anmerkung zur Frage des Buffets,
das angesprochen worden ist: Prinzipiell glaube ich ja, dass das eine so
wichtige Frage ist, dass man nicht in solche Details gehen sollte, aber es ist
angesprochen worden. Richtig ist, dass es keine Zusage des Kulturamts für ein
Buffet in irgendeiner Form gibt. Weil da ein bisschen hineingeheimnist worden
ist, ob nicht der Gesamtbetrag zu hoch ist: Lieber Kollege Ebinger, du wirst
wissen, dass es eine sehr genaue Abrechnung für das Kulturamt geben muss und
dass Mittel, die nicht widmungsgemäß verwendet werden, auch zurückerstattet
werden müssen. Von da her weiß ich auch, dass das sehr genau kontrolliert wird
und dass es keine Möglichkeit einer Verwendung gibt, die nicht im Antrag
vorgesehen ist.
Mich wundert ja, dass jetzt die FPÖ hier nicht
mitstimmt. Denn in der Tat gebe ich meinem Vorredner darin Recht: Die Liste der
Referentinnen und Referenten liest sich in der Tat wie ein Who's who der
wichtigsten Völkerrechtler und Referenten im internationalen Recht. Es ist
eigentlich eine großartige Leistung von Präsidenten Lanc, dass er es geschafft
hat, Wien wieder zu einem Mittelpunkt einer derartigen Veranstaltung zu machen.
Das kann nur eine Werbung zusätzlich zu dem sein, was die Stadt Wien in diesem
Bereich ohnehin macht.
Vielleicht noch eine Anmerkung zu der Frage, warum
man solche Veranstaltungen bei uns in Wien durchführen sollte - zu einem
relativ geringen Betrag, muss man ja sagen -: Wien ist Austragungsort vieler
internationaler Veranstaltungen. Ich denke jetzt nur an die zuletzt abgehaltene
internationale Irak-Konferenz. Das hat meines Erachtens zwei Hauptgründe. Das
eine ist, dass wir eingebettet in der Europäischen Gemeinschaft ein neutrales
Land sind. Wir bekennen uns auch zu dieser Neutralität. Zum Zweiten geht es
aber auch darum, dass wir der einzige UNO-Sitz sind, der sich in der
Europäischen Union befindet, und dass wir auch stolz darauf sind, ein Sitz der
Vereinten Nationen zu sein.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich kann mich noch
genau daran erinnern, wie der sehr weitsichtige Bundeskanzler Dr Bruno Kreisky
es durchgesetzt hat, dass die UNO ihren dritten Sitz in Wien einrichtet, und
mit welcher Vehemenz vor allem die ÖVP damals dagegen gewettert hat, auch gegen
den Umstand, dass es ein Konferenzzentrum geben soll, einen Standort der UNO in
unserer Stadt und vieles mehr. (GR Dr Matthias Tschirf: ... für den
Standort, aber gegen das Konferenzzentrum!) Diese Haltung sollte man
vielleicht auch überdenken, und man sollte sagen, dass es Sinn macht, zum Thema
internationales Recht zu konferieren, zu der Frage, wie es weltweit weitergehen
soll mit Fragen der Globalisierung, mit Fragen der Auseinandersetzung zwischen
den Staaten, mit Fragen der Friedenssicherung. Dass wir uns hier auch als Stadt
positionieren, halte ich für gut und richtig. Das halte ich auch für angemessen
für eine Stadt, die UNO-Sitz ist, und wir bekennen uns als Stadt dazu. (Beifall
bei der SPÖ.)
Abschließend
noch eine Anmerkung zu der Frage, inwieweit Wahlkampf mit Steuergeldern
betrieben wird: Unser Klubobmann GR Oxonitsch hat das vor einigen Minuten schon
sehr treffend ausgeführt. Ich möchte zur Erinnerung an diese Ausführungen nur
auf die sehr umfassende und sehr teure Broschüre hinweisen, die immerhin in
einer Auflage von 300 000 Stück erschienen ist und an Haushalte verschickt
wird. Da wissen wir alle, dass die Bilder darin identisch mit jenen Fotos sind,
die sich beispielsweise auch im ÖVP-Pressedienst finden. Hier also
herauszukommen, Kollege Salcher, in Bezug auf eine internationale
Veranstaltung, in der ein Kandidat nicht einmal anwesend ist, von einer
Unterstützung im Wahlkampf zu reden und gleichzeitig hier keine Worte zu
finden, das halte ich doch für etwas doppelbödig. (GR Harry Kopietz: Da ist
er sprachlos!) Ich würde meine, es gibt noch viele Gründe, darauf
hinzuweisen und die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auf diese Art der
Verwendung von Steuergeldern aufmerksam zu machen: darauf, wie von der ÖVP
Steuermittel im Wahlkampf eingesetzt werden. Ich glaube, das wird sicher noch
viel, viel öfter Gegenstand von Diskussionen sein. (Beifall bei der SPÖ. -
GR Harry Kopietz - in Richtung GR Dr Andreas Salcher -: "Columbo",
ich würde sagen, eine blöde G'schicht!)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular