Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 106
bestimmte Akten mit einem ungeheuren Tempo behandelt worden.
Das war eigentlich der Grund, warum uns dieser Akt überhaupt aufgefallen ist.
Ein Internationales Institut für den Frieden ist ja an sich etwas Positives.
Dieser Akt wurde am 18. September geschrieben, ist am 23. September
bei Herrn StR Mailath-Pokorny eingelangt, am 26. September an die
MA 7 weitergegeben worden und am 27. September, einen Tag später, ist
der Akt wieder bei Herrn StR Mailath-Pokorny, von ihm überprüft und
unterschrieben.
Für alle, die ein bisschen im Kulturausschuss tätig
sind, muss man sagen: Das ist nicht ganz die Standard-"Procedure",
vor allem bei einem Stadtrat, bei dem wichtige Künstler dieser Stadt teilweise
drei bis sechs Monate auf einen Termin warten müssen beziehungsweise überhaupt
keinen bekommen. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Wer?) Liste wird
gerne nachgereicht, die können Sie ... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Das müssen Sie ja wissen! Wenn Sie das sagen, müssen Sie es
wissen!) Zum Beispiel Meret Barz versucht schon lange, bei Ihnen einen
Termin zu bekommen, und auch Herr Desy, bei dem es wirklich um sein Überleben
geht. Ich könnte Ihnen da viel erzählen. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Hat schon längst einen Termin!) Ja, wann kriegt er ihn? -
Den kriegt er Ende November, soweit ich weiß. Ich kann Ihnen noch viele andere
nennen und bin gerne bereit, Ihnen zur Verfügung zu stellen, wer bei Ihnen
gerne einen Termin haben möchte, falls das aus Ihrem Vorzimmer nicht zu Ihnen
gedrungen sein sollte.
Wie gesagt, insofern ist mir der Akt aufgefallen. Das
sagt aber noch nichts. Jetzt habe ich mir diesen Akt einmal ein bisschen
genauer angeschaut. Der Präsident dieses Instituts für den Frieden ist der uns
allseits bekannte Fast-Bürgermeister dieser Stadt, Erwin Lanc. Er dürfte auf
Grund seiner Bundeserfahrung nicht gewusst haben, dass in dieser Stadt leider
auch der Opposition alle Anträge zu Handen kommen, weil da sehr
freundschaftlich formuliert steht: Wie mit deiner Mitarbeiterin - und so weiter
- besprochen, übermittle ich dir das Subventionsansuchen. - Nachstehend geht es
um folgenden Ablauf: Um 9 Uhr Begrüßung durch IPP, also durch Herrn Erwin
Lanc, das ist okay, er ist der Präsident dieses Vereins; Begrüßung der Stadt
Wien, Bgm Dr Häupl angefragt, auch kein Problem; dann steht aber in Klammer
interessanterweise dabei: Dr Gusenbauer anwesend. - Als einziger Politiker!
Jetzt stellt sich die Frage, warum das da drinsteht
beziehungsweise wofür Dr Gusenbauer der große Experte ist. Mir ist er derzeit
nur bekannt - und im Augenblick ist er etwas bekannter, weil man ihn ja an
mancher Straßenkreuzung sieht - als Kanzlerkandidat, daher weiß ich ehrlich
gesagt nicht, was er dort verloren hat. Er ist mir bekannt als
Parteivorsitzender der SPÖ und als Klubobmann des SPÖ-Parlamentsklubs. Nun
könnte man sagen: Na gut, ist auch legitim. Dann stellt sich nur die Frage:
Wenn das ein unabhängiges Institut ist, wo sind dann die anderen Klubobmänner
der Parlamentsparteien eingeladen? - Ich kann dazu sagen, jener der
Österreichischen Volkspartei auf parlamentarischer Ebene wurde nicht
eingeladen. Ich habe mir erlaubt, mich bei den Kollegen von den Freiheitlichen
zu erkundigen; ihrer ist auch nicht eingeladen.
Nun muss ich korrekterweise sagen: Nachdem wir das an
die Öffentlichkeit gebracht haben, ist jetzt unser Klubobmann Dr Matthias
Tschirf eingeladen worden, und zwar, würde ich sagen, auf eine nicht ganz den
protokollarischen Gegebenheiten entsprechende Art und Weise, nämlich via eines
Leserbriefs, den Herr Lanc an den "Kurier" geschrieben hat. Neben
vielem anderen sagt er am Schluss: Zur Eröffnung war und ist Dr Gusenbauer
ebenso eingeladen wie andere Experten, die wie bisher Gusenbauer am Symposium
unseres Instituts teilgenommen haben. - Das ist übrigens ein Symposium, in dem
es um internationale Rechtsfragen geht. Nun, Dr Gusenbauer mag ein Experte für
viele Fragen sein, aber dass er ein internationaler Rechtsexperte ist, ist mir
neu.
Dann schließt er folgendermaßen: Das Symposium ist
keine allgemein zugängliche Veranstaltung - okay -, es werden aber
interessierte Akademiker und Intellektuelle als Zuhörer eingeladen. Auch Herr
GR Tschirf ist eingeladen. Erwin Lanc, Bundesminister a. D. - Daraus
entnehme ich, dass er kein Akademiker ist, aber offensichtlich ein
Intellektueller, denn sonst wäre er ja dort nicht eingeladen.
Irgendetwas stimmt also mit diesem Akt nicht. Mir
wurde schon im Ausschuss gesagt, dass ich ungeheure detektivische Fähigkeiten
wie der "Columbo" habe, indem ich das herausgefunden habe. Nur muss
ich dazusagen, da tut man dem "Columbo" Unrecht, weil das alles so
offensichtlich ist. Ich glaube, da reicht der Kommissar Kottan, um
herauszufinden, dass in diesem Akt doch das eine oder andere so nicht ganz
stimmt.
Jetzt gehe ich noch einmal davon aus und sage, das
ist ein unabhängiges Institut, das zufälligerweise knapp drei Wochen vor der
Wahl dem Herrn Gusenbauer die Möglichkeit gibt, vor sehr reputierten
Universitätsprofessoren aufzutreten. Dann wäre aber doch das Mindeste, was man
macht: wenn man schon nicht die anderen Parlamentsparteien einlädt, dann sollte
man zumindest die Außenministerin oder das Außenministerium einladen. Wir haben
auch dort nachgefragt. Die Frau Außenministerin wurde ebenfalls nicht zu dieser
Veranstaltung eingeladen. (GR Ernst Woller: Die wird ja nicht einmal vom
Schüssel eingeladen!)
Sehr geehrte Damen und Herren! Das Einzige, was
dieser Akt mit "Columbo" vielleicht gemeinsam hat, ist, dass auch bei
"Columbo" der Täter immer schon am Anfang feststeht. Aber es bedarf
meistens eines etwas aufwendigeren Prozesses - ich glaube, ein
durchschnittlicher "Columbo" dauert 45 oder 50 Minuten. (GRin
Marie Ringler: Nein!) Oder eine Stunde. (GRin Marie Ringler: Eine Stunde
dreißig!) Hier haben wir die echten "Columbo"-Fans: eine Stunde
dreißig! Die werde ich jetzt nicht in Anspruch nehmen, dazu liegt die Latte
einfach zu niedrig.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich ist
eindeutig, dass dieser Akt kein überparteiliches Institut
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