Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 70
ÖVP, FPÖ und GRÜNEN, abgelehnt. (Ruf bei der ÖVP: Sie haben schon die neue Mehrheit antizipiert!)
Wieso? - Ich kann mir FPÖ und GRÜNE nicht in einer
Regierung vorstellen, entschuldigen Sie! Bei einer Abstimmung sieht man ja,
dass es möglich ist. (GR Dr Matthias
Tschirf: Alles geht!)
Es gelangt nun die Postnummer 23 (03660/2002-GJS) der Tagesordnung zur Verhandlung.
Davon betroffen sind Mietverträge.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Auch diesmal bitte ich wieder um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Erste ist Frau GRin Jerusalem zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Der Bitte um Zustimmung können wir nachkommen: Wir
stimmen zu. Nur möchte ich diesen Tagesordnungspunkt dazu benutzen, einen
Beschluss- und Resolutionsantrag einzubringen, der sich mit der Schuldnerberatung
befasst.
Die Wiener Schuldnerberatung ist wahrscheinlich den
meisten von Ihnen bekannt. Sie ist eine absolut hervorragend arbeitende
Einrichtung, eine Herzeige-Einrichtung, die nur ein kleines Problem hat - oder
sagen wir besser: sie hat ein großes Problem. Die Menschen, die die Beratung in
Anspruch nehmen wollen, haben mittlerweile ein riesiges Problem. Denn wer immer
sich dort anmeldet, bekommt in frühestens vier Monaten einen Termin, um beraten
zu werden. Vier Monate später, das ist, wenn es um Schuldnerberatung geht, eine
lange Zeit, weil ja inzwischen die Schulden anwachsen.
Um Ihnen davon einen Eindruck zu geben, um wie viel
die Schuldnerberatung in Wien zu klein ist, möchte ich Ihnen sagen, dass sie
personell so ausgestattet ist, wie die Linzer Schuldnerberatung. Nur leben dort
183 000 Menschen und Wien ist eine Millionenstadt! Daher denke ich, jeder
Mensch, der sich das einmal angesehen hat, wird zu dem Schluss kommen: um Himmels
willen, das ist wirklich viel zu klein, und dabei kann es nicht bleiben!
Jetzt ist es so, dass zwei magistratische Ämter, nämlich
die 11er und die 12er, Menschen zur Schuldnerberatung schicken und quasi
Zugriff auf die Schuldnerberatung haben. Von beiden waren die
Abteilungsleiterin und der Abteilungsleiter dort, sie haben sich das angesehen,
und der Leiter hat gesagt: Leute, so geht es nicht weiter, wir brauchen
Personal! Beide haben - wenn meine Informationen stimmen - offensichtlich signalisiert,
dass Hilfe nicht in Sicht ist. Deswegen stelle ich meinen Antrag.
Jetzt füge ich hinzu: Ich habe ihn wirklich in einer
derartigen Sprache geschrieben, in einer ganz gewählten Sprache, von der ich
mir gedacht habe, dass auch die SPÖ mitgehen kann. Ich habe nicht fünf Personen
mehr an Personal gefordert, sondern einfach gesagt, dass man jetzt einmal
Maßnahmen setzen muss. Dabei habe ich mir gedacht, einen weiter gehenden Antrag
kann man später immer noch einbringen, in dem man sagt, es wird soundso viel an
Personal gebraucht.
Mein Beschlussantrag lautet schlicht und einfach nur:
Der Gemeinderat fordert die zuständige Stadträtin
auf, Maßnahmen zu setzen, die sicherstellen, dass die Wartezeit bei der
Schuldnerberatung stark verkürzt wird.
In formeller Hinsicht - weil die Sache brennt! - beantrage
ich die sofortige Abstimmung über diesen Antrag.
Ich hoffe, dass Sie alle zustimmen können. - Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr GR Ing RUDOLPH zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die politische Prophezeiung der Frau Vorsitzenden,
dass es eine Koalition zwischen der FPÖ und den GRÜNEN geben mag, halte ich für
höchst unwahrscheinlich. Daher bitte ich auch, die Tatsache, dass wir dem
grünen Antrag unsere Zustimmung geben, keinesfalls als Indiz dafür zu deuten,
dass diese Mutmaßung richtig sein könnte. - Das zum Ersten.
Zum Zweiten darf ich Sie jetzt geistig in den
17. Bezirk geleiten oder Sie bitten, mir geistig in den 17. Bezirk zu
folgen, und zwar zum Verein Soteria, einem Verein, der sich laut Auskunft der
Katholischen Sozialakademie Österreichs alter und pflegebedürftiger Menschen
annimmt, gegen Armut und soziale Ausgrenzung auftritt und in der
Entwicklungszusammenarbeit einen seiner Schwerpunkte sieht. Dieser Verein
Soteria ist in der Redtenbachergasse 82 untergebracht, direkt vis-a-vis
der Hauptschule.
Dieser Verein Soteria oder das dortige Gebäude war
vor einiger Zeit, im Jahr 2000, Gegenstand einer auch öffentlich abgehandelten
polizeilichen Aktion. Die Polizei ist nämlich dort hineingegangen, um
betreffend den Bereich des Drogenhandels tätig zu werden, und wurde auch
fündig. Es hat in weiterer Folge einen sehr tragischen Todesfall gegeben, das
soll man auch nicht außer Acht lassen. Aber seit dem Zeitpunkt wird dieses
Objekt Redtenbachergasse 82 auch im Umfeld der Bevölkerung mit einem
gewissen Misstrauen beäugt, was denn dort so passiert und welche Menschen dort
ein und aus gehen. Das ist so.
Jetzt geschieht Folgendes: Es wird in genau demselben
Häuserkomplex - das ist dieses Geviert, das aus Redtenbachergasse, Sautergasse,
Wurlitzergasse gebildet wird - ein Obdachlosenheim untergebracht. Im
11. Bezirk, wo dieses derzeit untergebracht ist - der Akt schreibt davon,
dass es als Provisorium geplant ist -, sagt man auf gut Wienerisch, man ist
nicht traurig, dass man sich dort dieser Aufgabe nicht mehr stellen muss. Aber
im 17. Bezirk ist es auch nicht so, dass jetzt die große Freude ausbricht,
über diese neue sozialpolitische Maßnahme, der man dort entgegensieht.
Denn es ist dies schon an sich eine sehr sensible Zone im
17. Bezirk. Das ist wirklich kein Gebiet, von dem
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