Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 70
man sagen kann, dass es ein Stadtentwicklungsgebiet mit
großer, prosperierender wirtschaftlicher Entwicklung ist, sondern es ist an
sich ein Gebiet, das klassisch eher davon bedroht ist, tendenziell zu einem so
genannten Slum zu werden. Wenn man jetzt in einem derartigen Gebiet zusätzlich
zu diesem Verein Soteria mit all der Problematik, die da möglicherweise
rundherum zu sehen ist, auch noch Menschen mit besonderen sozialen Bedürfnissen
- ich formuliere das jetzt einmal sehr neutral - konzentriert, und zwar auf
sehr engem Raum konzentriert, dann wird in weiterer Folge genau das passieren,
was weltweit überall passiert, wenn man derartige Maßnahmen setzt. Die
Folgeprobleme werden mit Sicherheit zunehmen und der eine oder andere
Polizeieinsatz wird dort mit Sicherheit die Folge sein.
Jetzt ist es so, dass das die Menschen, die zurzeit
dort wohnen, noch nicht richtig realisieren, weil dieses Haus, das wir seit
1. Juli angemietet haben - ich habe es mir angesehen -, zurzeit gemütlich
saniert wird. Wir zahlen also schon die ganze Zeit kräftig Miete und jetzt
arbeiten dort die Handwerker ganz kommod dahin. Es ist in einem ordentlichen
baulichen Zustand, ich bin gespannt, wann es fertig werden wird. Aber die
Menschen, die dort wohnen, sagen: Da haben wir schon das eine, und jetzt
bekommen wir auf zwei Adressen im selben Wohnblock noch zusätzlich Leute her,
von denen wir nicht ganz sicher sind, ob sie wirklich dem entsprechen, was wir
uns hier wünschen würden.
Ich glaube, man beginnt da eine falsche Entwicklungsrichtung
einzuschlagen. Denn dieses Groß-Unterbringen von Obdachlosen ist zwangsläufig
mit sozialen Begleitmaßnahmen verbunden, aber es werden nicht nur soziale
Begleitmaßnahmen sein, sondern es werden auch sicherheitspolizeiliche Maßnahmen
sein. Davon bin ich überzeugt. Ich sage Ihnen heute schon, ohne über große prophetische
Begabung verfügen zu müssen: Das wird uns hier in der Stadt noch Probleme
bereiten, und der eine Polizeieinsatz, den wir in diesem Geviert hatten, wird
leider nicht der letzte gewesen sein.
Frau Stadträtin! Ich möchte Sie daher ersuchen, auch
Überlegungen anzustellen, ob es nicht eine andere Strukturierung als das
massenhafte Unterbringen geben kann und ob nicht, was in anderen Bereichen
geschieht - wir kennen das auch aus dem Bereich der Jugendbetreuung, dort haben
sich große Einheiten nicht bewährt, sondern es ist kleinen Einheiten allemal
der Vorzug zu geben -, auch in diesem gegebenen Fall das Mittel der Wahl wäre. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächste ist Frau GRin Stubenvoll zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Erika Stubenvoll
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich kann Frau Kollegin Jerusalem beruhigen: Die SPÖ
wird ihrem Antrag zustimmen. Sie ist vielleicht ein bisschen zu spät dran, weil
all diese verlangten Maßnahmen an sich schon eingeleitet wurden. Ich bin auch
persönlich sehr froh darüber, dass die Frau Vizebürgermeister die Abteilungen
bereits beauftragt hat, in diesem Personalnotstand Abhilfe zu schaffen.
Dieser Tagesordnungspunkt
gibt mir auch die Möglichkeit, ein bisschen über die Wohnungslosenhilfe in Wien
an sich zu sprechen.
Ich kann die Gedanken des Herrn GR RUDOLPH nicht
nachvollziehen. Das heißt, ich habe sozusagen schon viel von der FPÖ erlebt,
wenn es darum geht, Häuser für schwierige soziale Gruppen in Wien zur Verfügung
zu stellen, dass die Bewohner sich dort ansiedeln können. Ich habe das in
meinem Heimatbezirk life erlebt, als es darum ging, ein Seniorenwohnhaus für
Obdachlose in der Leopoldauer Straße zu besiedeln. Dort war die
FPÖ-Bezirksvertretung extrem dagegen. Man hat die Bewohner mobilisiert und die
haben sich dann beschwert, weil die Wohnqualität darunter leidet. Es ist immer
ein Problem, wenn solche sozialen Einrichtungen in Bezirken installiert werden,
aber im Großen und Ganzen haben wir mit den Bezirksvorstehern und mit den
Bezirksräten eigentlich gute Erfahrungen, wenn wir gute Überzeugungsarbeit
leisten und wenn die Betreuung stimmt.
Gerade in letzter Zeit wurden sehr viele Reformen in
der Wohnungslosenhilfe gemacht, unter anderem auch durch die Übernahme der
Wohnungslosenhilfe durch die MA 12. Es gibt seither nur mehr geschulte
Sozialarbeiter, die die Betreuung in diesen Wohnungen und Wohnformen
durchführen. Das gewährleistet auch, dass Konflikte mit den Anrainern, die sich
manchmal ergeben können, gut bearbeitet werden.
Ich kann Ihnen nur sagen, die Aufregung, die es in
Floridsdorf vor vier, fünf Jahren gegeben hat, als dieses Haus besiedelt wurde,
hat sich völlig gelegt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind unauffällig und
können sich dort in die Gemeinschaft einfügen. Es ist so weit gekommen, dass
viele Bezirksbewohnerinnen und Bezirksbewohner hinkommen, Sachen hinbringen und
Geschenke für die Bewohnerinnen und Bewohner machen.
Also, man kann auch positive Stimmung zu einem
solchen Projekt machen und nicht nur, wie die FPÖ das immer macht, negative
Stimmung machen, alle mobilisieren und gegen wichtige Einrichtungen aufhetzen.
Sie selbst sagen immer, Sozialarbeit in dieser Stadt muss geschehen. Nach dem
Floriani-Prinzip kann man sagen, nicht bei mir, aber dort. Das wollen wir eigentlich
nicht haben. Wir haben in allen Bezirken solche Einrichtungen, und es soll eine
gute Durchmischung in Wien geben.
Es hat große Reformen gegeben. Ich möchte hier nur einige
Eckpunkte erwähnen, zum Beispiel die Schließung von Großeinrichtungen.
Großeinrichtungen sind ein Problem in den Bezirken und hat es auch in der Vergangenheit
immer gegeben. Deshalb haben wir uns in diesem hervorragenden Konzept zur
Wohnungslosenhilfe, das übrigens international anerkannt ist, dazu entschlossen,
diese Großeinrichtungen zu schließen und kleinere, gut betreute Einrichtungen
zu schaffen. So wurde zum Beispiel zuletzt die Familienherberge Gänsbachergasse 3
geschlossen und wurden die Familien in Gemeindewohnungen mit Betreuung untergebracht.
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