Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 70
Anteil an verschiedenen Werkstoffen, die völlig neu sind,
völlig neue Eigenschaften zeigen und für die industrielle Fertigung wichtig
sind. Diese Werkstofftechnologie, die in die Großindustrie eingebettet ist,
bedarf davor einer Grundstoffindustrie und bedarf danach einer Fertigungsindustrie.
Das Ruhrgebiet wäre zum Beispiel für so etwas der geeignete Standort. Da ist
Wien und Wien-Umgebung für diese großindustrielle Anwendung der
Werkstofftechnologie sicherlich nicht der geeignete Ort.
Wir haben dann als dritte die Nanotechnologie. Das
ist also diese in den Molekularbereich hingehende Technologie, wo dann - ich
sage das einmal ganz populärwissenschaftlich - kleine Roboter mit Hilfe von
Injektionen in die Blutbahn injiziert werden und dort dann Meldungen über -
sagen wir - Herzkranzgefäße oder dergleichen nach außen geben. Dinge dieser Art
haben selbstverständlich eine große Zukunft, aber sie bedürfen dazu eben noch
eines relativ langen Vorlaufs der Grundlagenforschung. Auch die sind
unmittelbar nicht umsetzbar in klingende Euros.
Es bleibt als vierte Großtechnologie, Zukunftstechnologie,
die Biotechnologie. Hier hat Wien und Österreich große Chancen, erstens weil
wir eine lange Tradition auf diesem Gebiet haben. Wir haben in diesem Bereich
schon längere Zeit große Firmen gehabt, ich denke nur an die Immuno, die heute
Baxter-Immuno heißt, ich denke an die Biologie Kundl, die heute der Biostandort
der großen Novartis ist und wir haben hier zum Beispiel auch
Boehringer-Ingelheim. Sie alle stellen Großfirmen dar, die für die Vienna
Region einen guten Ruf gemacht haben und diesem Standort damit auch jede Chance
eröffnen. Sie haben in diesem Bereich einen guten break even zwischen Aufwand
und Ertrag. Darum ist es so wichtig, dass die Biotechnologie für Wien die
Zunkunftsindustrie ist, die sie sein muss. Eine Consulting-Group hat
40 Cluster studiert und die Erfolgsfaktoren festgehalten. Dazu gehören
eine gute Forschung, gute Möglichkeiten des Technologietransfers, natürlich
Kapital, eine Infrastruktur, die diese Notwendigkeiten abdeckt und
Arbeitskräfte.
Damit komme ich jetzt zu dem im Planungsstadium
befindlichen - und als Döblinger Abgeordneter sei mir das erlaubt - wichtigen
Bio-Cluster Heiligenstadt. Er erfüllt alle Kriterien, die in dieser
Consulting-Group angeführt sind. Für die Forschung steht dort: "Für die Biotechnologie
notwendig: die Universität für Bodenkultur". Für den Technologietransfer
gibt es dort jetzt schon aus den Instituten der Bodenkultur fünf Ausgründungen
in wirtschaftliche Betriebe. Ich nenne zum Beispiel nur die Polymun, um ein
Beispiel zu nennen. Hier in dieser Polymun werden 75 Prozent aller für die
HIV-Erkennung notwendigen Biochips der gesamten Welt produziert. Da sehen Sie,
dass hier Technologietransfer von Universität in Firmen bereits stattfindet.
Auf das Kapital komme ich noch kurz zu sprechen.
Die Infrastruktur im Bereich Heiligenstadt ist hervorragend
gegeben. Es sind Flächen vorhanden, es sind die Verkehrsverbindungen vorhanden,
es sind auch alle anderen Anschlüsse da. Wenn Sie an Verkehrsverbindungen
denken, gibt es dort alles, was gut und teuer ist, bis auf einen Flugplatz: S-Bahn,
U-Bahn, Eisenbahn, Autobahn. Also, Sie haben alle Möglichkeiten, die notwendig
sind. Letztendlich sind auch Arbeitskräfte im Bereich Döbling und Brigittenau
hervorragend vorhanden, weil Döbling zum Beispiel alleine 22 000 Auspendler
pro Tag zu Arbeitsplätzen hat. Das ist natürlich schrecklich, denn die erzeugen
Verkehr, den Menschen wird Lebenszeit weggenommen und zusätzlich wird noch die
Kaufkraft aus dem Betrieb, aus dem Bezirk, gebracht. Der ganze Skill, der
notwendig ist, ist in diesem Bereich vorhanden: Vom Universitätsprofessor, der
sehr wohl in Döbling lebt, bis zum Hilfsarbeiter, der ebenfalls in Döbling
lebt. Wir haben also hier eine breite Möglichkeit, auch den Personalwunsch zu
erfüllen.
Darum sage ich Ihnen: 4 000 neue Arbeitsplätze
für Döbling sind in einem Zeitraum von etwa drei, dreieinhalb Jahren
realisierbar, vielleicht noch nicht gleich alle 4 000, aber zumindest der
Kern und die erste Phase eines Biotechnologieclusters kann hier erstellt
werden.
Es ist jetzt die Zeit, darüber zu reden, und zwar
ganz klar und deutlich sage ich Ihnen, warum: Es hat ein Architektenwettbewerb
für dieses Gebiet stattgefunden, der ein klares Ergebnis gebracht hat. Es soll
die Flächenwidmung bis Jahresende fertig gestellt sein, die auf diesem Architektenwettbewerb
aufbaut. Jetzt muss man mit der Planung beginnen. Jetzt muss die Planung
gestartet werden, die dann etwa ein Jahr dauert. Nach zwei weiteren Jahren der
Bauphase könnte dieser Biotechnologiecluster in Heiligenstadt bereits beginnen
und in Produktion gehen.
Meine Damen und Herren, es muss daher jetzt auch
gehandelt und nicht nur darüber geredet werden. Es muss entsprechend der
internationalen Erfahrungen eine Errichtungs- und Betriebsgesellschaft
gegründet werden. Es muss privates Kapital federführend beteiligt werden, denn es
kann nicht nur die öffentliche Hand für so etwas zur Verantwortung gezogen
werden. Nein, ganz im Gegenteil. Es muss - und das ist in einer so derart dynamischen
Branche entscheidend - privates Kapital gewonnen werden, das sich hier
einbringt.
Die Initialzündung allerdings - und das, meine ich,
ist klar und deutlich und liegt auf der Hand - muss von der Politik gegeben
werden. Hier muss ich feststellen, ist StR Rieder säumig. Er investiert das ganze
Geld des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds in Firmen, die sozusagen verstaatlichte
Firmen sind mit DT, die in der Stadt hier angesiedelt sind. Eine Funktionärsdynamik
habe ich noch nicht kennen gelernt.
Es muss eine Dynamik des privaten Kapitals nun endlich
begonnen werden und ich fordere Herrn StR Rieder von dieser Position hier auf,
endlich eine Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mit all jenen Interessenten,
die in diesem Bereich sind, zu gründen - das beginnt bei der Bundesbahn, das
sind weiters die privaten Grundstücksbesitzer, die dort sind, das sind die
Errichtungs- und Baufirmen, die Interesse haben, daran beteiligt zu sein, das
ist sogar die Kronen Zeitung, die dort Grundstücke hat und es ist die öffentliche
Hand mit dem
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