Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 139 von 145
jetzigen Standort verbleiben wird.
Und dass Immobilienhändler schon Kostenrechnungen
anstellen, wenn die Gemeinde Wien die Liegenschaft verkaufen wird, auch das
wurde heute schon mehrmals gesagt. Die "Presse" fragt in ihrer
Ausgabe vom Samstag, ob das Fell des Bären schon verteilt ist. Sehr geehrte
Damen und Herren! Das Fell des Bären ist schon verteilt!
Schade um das Steuergeld, das in den letzten Jahren
in die Semmelweis-Frauenklinik investiert wurde, schade um den Standort in der
Bastiengasse, schade aber vor allem auch um den berühmten Namen dieser
renommierten Frauenklinik, der durch die halbherzige Demontage beschädigt wird.
Die Gesundheitsstadträtin, Frau Dr Pittermann, steuert
zwar mit Vorliebe ihren sozialistischen Machtapparat, sie hat aber bis jetzt
auf die Steuerung des Gesundheitswesen selbst gänzlich verzichtet. Im
Allgemeinen, im Alltag ist es vorteilhaft, wenn der, der steuert, eben auch
über einen Plan verfügt. Die Frau Stadträtin verfügt - auch heute schon oft
angesprochen - noch immer nicht über einen Wiener Krankenanstaltenplan. Wie
will sie strukturelle Verbesserungen und Weiterentwicklungen durchführen, wenn
sie keinen Plan hat? Und eine begleitende ökonomische Evaluierung der
Situation, die dringend notwendig wäre, auch die vermissen wir schmerzlich.
Eine Stadträtin, die von sich selbst sagt, Zahlen interessieren mich nicht, wie
soll die Weiterentwicklungen und Verbesserungen durchführen?
Sehr geehrte Damen und Herren! Damit bin ich auch
schon mitten in der Diskussion, die wir im Gesundheitssausschuss in den wenigen
Sitzungen, die es in den letzten Monaten gegeben hat, geführt haben. Denn seit
der KAV ein Unternehmen geworden ist und alle Angelegenheiten, die die Spitäler
betreffen, also ungefähr 80 Prozent der bisherigen Aktenstücke, nicht mehr
durch den Ausschuss gehen, gibt dieses Gremium ein trauriges Bild ab. Keine
Information, keine Diskussion, keine Kontrolle! Sehr geehrte Damen und Herren!
Dieser Zustand ist demokratiepolitisch zumindest bedenklich und es drängt sich
geradezu der Verdacht auf, dass die SPÖ, die noch dazu die absolute Mehrheit in
diesem Haus hat, etwas vor der Opposition zu verbergen hat.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich versichere Ihnen
hier für meine Fraktion, für die Freiheitliche Partei, dass es uns im Ausschuss
um einen sachlichen Diskurs geht, um einen sachlichen Diskurs, der notwendig
ist, wenn man Strukturverbesserungen diskutieren möchte. Alle Gemeinderäte in
diesem Ausschuss haben das Recht auf Information von der Frau Stadträtin, und
nur so können wir unseren Standpunkt einbringen und unsere demokratische
Pflicht als Gemeinderäte wahrnehmen.
Wenn also Ihr Gesundheitssystem, Ihr sozialistisches
Gesundheitssystem, so erfolgreich ist, dann verstehe ich nicht, warum Sie eine
sachpolitische Diskussion im Ausschuss mit aller Gewalt abwürgen, und ich
verstehe auch nicht, warum Sie der Opposition notwendiges grundlegendes
Datenmaterial verweigern. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass in
Wahrheit das System ausgebeutet wird, und zwar durch systematische rote
Misswirtschaft zu Lasten der Steuerzahler.
Im letzten Ausschuss haben wir den ersten
Qualitätsbericht des Wiener Krankenanstaltenverbunds bekommen. Auf dem
Titelblatt dieses Berichts ist ein moderner transparenter Aufzug abgebildet.
Diese Aufmachung soll Transparenz symbolisieren und Fortschritt oder Aufstieg.
Aber wenn man den Bericht durchliest, dann findet sich weder das eine noch das
andere. Es handelt sich nämlich um eine abstrakte Darstellung von toten Zahlen,
die im Grunde nichts aussagen.
Was wir wollen, Frau Stadträtin, sind die
betriebswirtschaftlichen Daten der einzelnen Häuser. Zumindest sollte
wenigstens das AKH extra angeführt werden. Wir wollen wissen, wie viele
Pflegetage, wie viele Patienten, wie viele Abrechnungspunkte in Summe die
einzelnen Häuser aufweisen. Ohne zu wissen, wie der Personalstand und der
Dienstpostenplan in den einzelnen Häusern aussieht, können wir mit diesem
Bericht überhaupt nichts anfangen, denn hier ist lediglich der Budgetaufwand in
Millionen Euro aller drei Teilunternehmungen des Krankenanstaltenverbunds
zusammen angegeben. Dieser Bericht ist daher ziemlich wertlos. Es wäre besser,
als Titelbild einen Lastenaufzug zu fotografieren, der in den Keller fährt.
Als der Krankenanstaltenverbund ein Unternehmen
wurde, wurde ein fünfjähriger Finanzierungsplan beschlossen.
10 Milliarden S mit einem Anstieg von 0,8 Prozent pro Jahr
wurden beschlossen.
Wir Freiheitliche haben damals schon gesehen, dass
die SPÖ damit begonnen hat, die Spitäler auszuhungern. 0,8 Prozent liegen
weit unter der Inflationsrate, und wovor wir gewarnt haben, das bewahrheitet
sich jetzt. Der Zuschuss aus dem Wiener Budget reicht nicht einmal aus, um den
Personalaufwand zu decken. Die Mehrkosten bei den Personalaufwendungen müssen
aus Rücklagen gedeckt werden.
Das Kaputtsparen der Spitäler ist also schon im
vollen Gange und das steht sogar expressis verbis in diesem Bericht. Es wird
nämlich geschrieben, dass die Personalaufwendungen Mehrkosten in der Höhe von
17,6 Millionen S verursachen, und der Schlüsselsatz, der zeigt, dass
eben die Rücklagen aufgelöst werden, ist folgender: "Da aus heutiger Sicht
keine höheren Erlöse zur Bedeckung der Mehraufwendungen erzielt werden können,
wird eine zusätzlich Auflösung von Rücklagen erforderlich werden."
Rücklagen, die von den Häusern dringend benötigt werden für Investitionen,
werden aufgelöst. Die Wünsche und Bedürfnisse der Häuser bleiben dabei auf der
Strecke.
Was hier passiert, ist Sparen auf Kosten der
Substanz, und wir Freiheitliche können so eine Politik nicht mittragen. (Beifall bei der FPÖ.)
In kurzer Zeit werden die Rücklagen zur Gänze aufgebraucht
sein. Und ich frage Sie hier, Frau Stadträtin: Was werden Sie tun, wenn nichts
mehr da ist? Was Sie hier tun, nennt man nicht wirtschaften, sondern
misswirtschaften, und es ist im höchsten Maße unverantwortlich, wie die SPÖ
systematisch das Spitalswesen in Wien ruiniert.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular