Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 130 von 145
im Bereich der Pflegeheime notwendig wären.
Im Gegensatz zu Ihnen verfüge ich sicher nicht über
genaue Zahlen, doch denke ich, dass ich nicht besonders falsch liege, wenn ich
davon ausgehe, dass von den gegenwärtig über 10 000 Seniorenwohneinheiten
in den nächsten Jahren mehr als die Hälfte so nicht mehr gebraucht werden, dass
aber umgekehrt zu den gegenwärtig ebenfalls über 10 000 Pflegeheimplätzen
etwa im gleichen Zeitraum noch einmal die Hälfte dazukommen müsste.
Ich spreche hier von einem Planungshorizont
2005/2006, und je nachdem, welche außerordentlichen Mittel zur Verfügung
gestellt werden könnten, ist von einem Investitionsvolumen in der Größenordnung
von 60 Millionen EUR bis, ich würde sagen,
300 Millionen EUR zu reden.
Diese Ziffern berücksichtigen noch immer nicht den
personellen Mehrbedarf, der wahrscheinlich auch in einer Größenordnung von etwa
140 Millionen EUR liegen dürfte. Ich gebe auch gerne zu, dass die
Verfügbarkeit qualifizierten Personals gerade in der Pflege wahrscheinlich
sogar noch das schwierigere Problem ist, als die Bereitstellung der
finanziellen Mittel.
Dass dieser Bedarf auf uns zukommt, das wissen wir,
das ist vorhersehbar, dazu gibt es die einschlägigen Studien, aber all das, was
ich an Vorhaben, an Projekten Ihrerseits kenne, macht mir in keinster Weise den
Eindruck, dass dieser von allen eigentlich als notwendig erkannte Bedarf auch
nur annähernd gedeckt werden kann.
Es gibt hier eine Möglichkeit, die entsprechenden Mittel
bereitzustellen. Wir werden ja am kommenden Mittwoch im Gemeinderat im
Zusammenhang mit dem Wiener Kanalnetz eine entsprechende Finanzierung beschließen,
eine Finanzierungsvariante, zu der wir uns bekennen, und ich glaube, dass eine
derartige Finanzierungsvariante, nämlich das Cross-Border-Leasing-Verfahren,
etwas wäre, was auch für den Wiener Spitalsbereich eine sehr geeignete
Möglichkeit darstellen könnte.
Nur damit Sie wissen, Frau Stadträtin, wovon ich
spreche und in welchen Größenordnungen wir uns bewegen - der Einfachheit halber
noch in Schilling abgehandelt -: Das SMZ-Ost etwa kann wahrscheinlich in einer
Größenordnung von 10 Milliarden S bewertet werden, und das von mir
erwähnte und von der Wiener Finanzbürokratie schon angewendete
Cross-Border-Leasing-Verfahren würde es ermöglichen, dass wir etwa auf Basis
des SMZ-Ost hier 500 bis 700 Millionen S bereitstellen könnten, die,
wie gesagt, relativ schnell verfügbar wären und die eigentlich sehr schnell und
sehr konzentriert in eine notwendige Umgestaltung des Wiener Pflegeheimbereichs
investiert werden könnten.
Ich darf also in diesem Sinne einen Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen und Sie einladen, mit uns diese zukunftsgerechte,
nachhaltige und für die Bürger dringend notwendige Form zu verwirklichen.
Frau Stadträtin! Tun Sie was! Bewegen ist Leben,
Stillstand ist Tod. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Kowarik. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Helmut Kowarik
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss ist Gelegenheit, Rückblick zu
halten, über das abgelaufene Budgetjahr nachzudenken und auch zu berichten. Ich
möchte eingangs darauf hinweisen - es ist heute schon einmal gesagt worden -,
dass immerhin ein Viertel des Wiener Budgets ins Gesundheitsbudget einfließt
und dass wir weit über 30 000 Mitarbeiter im Krankenanstaltenverbund und
weit mehr im gesamten Wiener Gesundheitsbereich haben. Eine stolze Zahl. Aber
auch die Budgetzahl ist eine sehr stolze Zahl.
Das ist für Wien sicherlich eine Auszeichnung und
zeigt, dass das Wiener Gesundheitssystem eine breite Basis hat. Wir dürfen
durchaus feststellen, dass das Wiener Gesundheitssystem im Wesentlichen Vorbild
sein kann für viele andere Städte und auch Regionen.
Trotzdem ist es angelegen für uns, nachzuweisen,
welche Versäumnisse im abgelaufenen Budgetjahr festzustellen waren oder welche
Dinge nicht erledigt wurden. Leider muss man sagen, dass das eine ganz
erkleckliche Anzahl ist. Ein Teil davon ist heute schon angesprochen worden,
aber ich werde noch einige mehr dazu nennen.
Wir müssen feststellen, dass es nach wie vor keinen
Krankenanstaltenplan für Wien gibt. Wir müssen feststellen: das fehlende
Pflegeheimgesetz, den fehlenden Pflegeheimplan, keine Entwicklung der
Gesundheitsregion Ost, keine Stärkung des niedergelassenen Bereichs, kein
Ergebnis der so genannten Gemeinderätlichen gesundheitspolitischen Kommission,
ungelöste Probleme der Finanzierung der Investitionen im Krankenanstaltenverbund,
Stillstand in der Drogenpolitik. Die Berichtslegung des
Krankenanstaltenverbunds ist unbedingt auszubauen. Es gibt - das ist auch schon
angesprochen worden - kein neues Rettungs- und Krankenbeförderungsgesetz.
Besonders möchte ich hier darauf hinweisen, dass die
Problematik des Pflegepersonals nicht beachtet wurde oder kaum angesprochen
wurde. Wir haben zu wenig diplomiertes Pflegepersonal in den Spitälern. Man
muss leider von einem Pflegenotstand in geriatrischen Zentren und Pflegeheimen
sprechen. Es gibt keine langfristige Planung im Pflegebereich und man müsste eigentlich
davon sprechen, dass es ein Chaos im Pflegebereich gibt.
Dann möchte ich auch noch sagen, dass es keine
Weiterentwicklung im Bereich der Finanzierung des Wiener Gesundheitssystems
gibt. Seit eineinhalb Jahren bekommen wir von Frau StRin Pittermann ständig
neue Termine für die Vorlage eines Wiener Krankenanstaltenplans. Es ist
sicherlich schwierig, hier in Wien einen neuen Krankenanstaltenplan auszuarbeiten,
aber ich darf darauf hinweisen, dass es dem Bund gelungen ist, einen
Krankenanstaltenplan vorzulegen, und dass wir in Wien aufgefordert sind, auch
so einen anzufertigen.
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