Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 122 von 145
der zweite Wunsch ist: Ich würde mir, zumindest für den
konstruktiven Teil der Opposition, wünschen, dass es, wie man in einer Sitzung
austauscht, dann auch im großen Rahmen noch zählt.
Und zu dem, was Frau Kollegin Vassilakou gesagt hat.
Ich bin froh, dass Kollege Chorherr jetzt gekommen ist. Ich möchte nämlich zu
Maria Vassilakou sagen, dass ich in sehr vielen Kritikpunkten, die sie vor
allem geäußert hat an der Politik der Bundesregierung und an der Grundlinie der
konservativen Rechtsparteien ÖVP und FPÖ, dass ich in sehr vielen Positionen
dieser Meinung bin. Aber ich frage mich dann, wie Sie es moralisch und
ideologisch verantworten können, dass angesichts dieser Positionen der Herr
Klubobmann Chorherr die politische Linie vorgibt, dass Hauptgegner in der
politischen Auseinandersetzung die Sozialdemokratie ist. Nach diesen
Argumenten, nach diesen Grundsätzen, die wir hier und heute wieder gehört haben
von den Rechtsparteien, frage ich mich, wie dies moralisch und politisch zu
verantworten ist, die Sozialdemokratie als politische Hauptauseinandersetzung,
als politischen Hauptfeind zu betrachten. Die GRÜNEN sprechen so oft das Wort
"Glaubwürdigkeit" aus, und ich würde in diesem Zusammenhang bitten,
dieses Wort einmal in der Praxis bei sich selber anzuwenden. (Beifall bei der SPÖ.)
Und zur letzten Rednerin, zur Kollegin Lakatha. Bei
aller Freundschaft, ich schätze sie persönlich sehr und ich weiß, dass sie sich
immer auch sehr bemüht um Sachinformationen, dass sie sich die Dinge persönlich
anschaut und sich dann auch entsprechend auskennt, aber ich würde doch wirklich
meinen: Wenn man schon mit Gewalt versucht, Kritikpunkte zu finden, dann bitte
bei einem anderen Thema, als so einem sensiblen wie dem vierten Frauenhaus oder
insgesamt den Frauenhäusern. Wir haben so oft über den Kontrollamtsbericht, der
grundsätzlich den Frauenhäusern ein sehr, sehr gutes Zeugnis ausstellt,
diskutiert, und es gibt vieles zu verbessern, und unendlich viel - und das hast
du ja selber gesagt - ist auch schon in die Wege geleitet worden. Aber es
stimmt bitte nicht, dass keine Auslastungszahlen bekannt sind, und es stimmt
bitte nicht, dass Öffentlichkeitsarbeit unnötig ist. Denn Öffentlichkeitsarbeit
bei den Frauenhäusern heißt doch nicht, dass wir Inseratenkampagnen schalten -
und das musst du doch wissen -, kommt in die Frauenhäuser, dort ist es so
lustig, sondern Öffentlichkeitsarbeit heißt, dass wir Präventionsarbeit machen,
um genau den Wunsch, den du zu Recht zu Beginn deiner Wortmeldung formuliert
hast, dass wir irgendwann einmal möglichst leere Frauenhäuser haben, zu
erreichen. Die Frauenhäuser und die Mitarbeiterinnen machen Präventionsarbeit
in der Öffentlichkeit, im Fernsehen, in den Zeitungen, bei der Polizei mit den
Schulungen - zumindest taten sie das, solange es noch neue Polizisten und
Schulungen gegeben hat -, in den Spitälern. Das ist die Öffentlichkeitsarbeit
und die ist dringend notwendig. Ich würde wirklich bitten, das nicht
durcheinanderzuwerfen, im Sinne der Frauenhäuser und im Sinne der Arbeit dort,
von der ich weiß, dass gerade du sie auch sehr unterstützt, und da sollte man
wirklich die Dinge auseinander halten.
Lassen Sie mich zum Abschluss kommen, denn trotz
meines Versprechens bin ich länger geworden, obwohl noch immer viel zu sagen
wäre, aber es ist wohl nicht möglich.
Ich möchte mich zum Abschluss bedanken bei den
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen meines Ressorts für die erfolgreiche Arbeit,
ich möchte sie bitten, weiter so gut zu arbeiten, und ich bin froh, dass das
Niveau der Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieses Hauses so
unvergleichlich höher ist, als das Niveau mancher oppositioneller Kritik. -
Danke schön.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat
sich Herr GR Blind zum Wort gemeldet. Ich mache aufmerksam: 3 Minuten.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Ich habe bei der Bemerkung der Frau Stadtrat, dass sie
Mitglieder dieses Hauses als "niveaulos" bezeichnet, den Herrn
Bürgermeister zitiert, und zwar habe ich wortwörtlich gesagt: Ich habe gesagt,
der Bürgermeister hat gesagt, das ist Schwachsinn, und wenn das der
Bürgermeister sagt, dann darf ich das wohl auch sagen.
Ich wundere mich nur über die
Vorsitzführung, möchte sie aber nicht besonders kritisieren, weil ich es ja
schon gewohnt bin bei sozialistischen Vorsitzführungen, dass ich das nicht
sagen darf, was der Bürgermeister sagen darf, denn ich habe ihn ja nur zitiert,
dass er gesagt hat: Das ist Schwachsinn. (GR
Johann Hatzl: Was ist das für eine Berichtigung?) Das ist eine
Berichtigung! (GR Johann Hatzl: Sie
können doch nicht eine Entscheidung des Vorsitzenden berichtigen!) Bitte
hören Sie auf! Was Sie für Berichtigungen gemacht haben, unter Bruch jeglicher
Stadtverfassung! Da lass ich mich mit Ihnen gar nicht ein! (GR Johann Hatzl: Sie können überhaupt nicht eine Berichtigung
gegenüber dem Vorsitzenden machen! Das ist
ein Schwachsinn!)
Und jetzt kommt der zweite Punkt,
ich habe nur 3 Minuten.
Es ist hier von der Frau Stadtrat
gesagt worden, es wäre der 8. Mai eine Trauerkundgebung gewesen. - Wir
haben keine Trauerkundgebung angesagt, sondern wir haben eine
Gedenkveranstaltung angemeldet. Und da haben sich Leute aus der Sozialistischen
Partei witzig gemacht über die Vorkommnisse, die sich rund und nach dem
8. Mai abgespielt haben, und zwar im 45er Jahr. Da sind die
Besatzungsmächte gekommen. Nur Geschichtsverfälscher glauben, da sind die
Befreier gekommen. (GR Johann Hatzl:
Ungeheuerlich! - GR Dipl Ing Martin Margulies: Einen Ordnungsruf! - Weitere
lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.) Sie hätten Befreier
... (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ
und bei den GRÜNEN.) Bitte sorgen Sie für Ordnung, ich kann die
3 Minuten sonst nicht ausnützen. - Es hätte eine Befreiung sein können ...
(Andauernde Zwischenrufe bei der SPÖ und
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik
(unterbrechend): Bitte, meine
Herrschaften! Ich verstehe jetzt überhaupt nichts! (Erneute Zwischenrufe.) Ich verstehe jetzt überhaupt nichts!
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