Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 117 von 145
Integrationsressorts. Ich muss dazu eine kritische Anmerkung
machen und möchte Ihnen ein Beispiel nicht so gelungener Verwaltung aus diesem
Ressort, eines sehr wichtigen Beispiels, nicht vorenthalten. Es geht um die
Rolle der Frau Stadträtin, jetzt nicht um Ihre Rolle als Frauenstadträtin,
sondern als Vizepräsidentin der KFA. Die KFA spielt, wie man weiß, eine
wichtige Rolle und hat ein großes Budget zu verwalten.
In der letzten Vorstandssitzung wurde uns vom Personalausschuss
eine Personalentscheidung vorgelegt. Es ging um die Besetzung des Postens des
Leiters beziehungsweise der Leiterin der EDV-Abteilung. Post festum wurde uns
diese Entscheidung vorgelegt, denn der Personalausschuss hat schon
vorausentschieden, was ihm an sich nicht zusteht, denn es ist der Vorstand, der
zu entscheiden hat. Günstigerweise ist vom Gemeinderat nur die
Sozialdemokratische Fraktion in diesem Personalausschuss vertreten. Die
Opposition kann nicht einmal Beobachterstatus einnehmen.
Wir sind also auf die Informationen angewiesen, die
uns im Vorstand vorgelegt werden. Die sind auch noch sehr interessant, denn -
man möchte es nicht glauben - diese Stellenausschreibung für den Leiter
beziehungsweise die Leiterin der EDV-Abteilung, eine Spitzenposition in der
KFA, wurde ausgeschrieben mit einer ausdrücklichen Einladung an Frauen, sich zu
bewerben. Der Schlusssatz: "Die KFA ist bemüht, den Frauenanteil in
leitenden Positionen zu erhöhen und lädt daher Frauen nachdrücklich zur Bewerbung
ein." Da könnte ich nun denken, die Frauenstadträtin und Vizepräsidentin
der KFA meint, gerade der EDV-Bereich ist wohl etwas, wo der Frauenanteil
erhöht werden soll, denn wir tun nichts lieber und nichts mehr, als in den
Schulen gerade diejenigen Fächer zu unterstützen, wo Frauen gemeinhin sozusagen
Nachholbedarf haben und sich in der Ausbildung nicht so breit machen.
Bei dieser Stellenausschreibung - man höre und staune
- hat es fünf Bewerbungen gegeben. Vier davon waren nichtakademisch,
wohlbestallte Bewerber, die Ingenieure oder Maturanten waren oder aus anderen
Berufsgruppen kommen. Eine einzige Bewerbung war mit einem Doktorat und einem
Diplomingenieur, einschlägig in EDV und Mathematik. Man höre und staune, diese
akademische Bewerbung war - erraten - die Bewerbung der Frau. Eine Frau Doktor
Diplomingenieur hat sich um die Leitung der EDV-Abteilung in der KFA beworben.
Da denkt sich jetzt die GRin Sigrid Pilz, es wird der
Frau StRin Brauner ihr frauenpolitisches Herz im Leibe gehüpft sein und sie
wird nichts anderes getan haben, als die bestqualifizierteste Bewerbung,
nämlich die der Frau, heranzuziehen und den Posten mit ihr zu besetzen. Allein
dem war nicht so. Der Personalausschuss hat eine ganz andere Entscheidung getroffen.
Das kann man dem Protokoll entnehmen, das so dürr wie kurz an den Vorstand
kommt. Darin steht nämlich, dass der bisherige Stellvertreter - ein Mann ist
dazuzusagen -, der als Elektriker in der Hera begonnen, dann die Berufsreifeprüfung
gemacht hat und mittlerweile zum Stellvertreter avanciert ist - das sei ihm
sehr vergönnt, denn er hat auch seine Ausbildung verbessert - vorgeschlagen
wird, um Leiter der EDV-Abteilung zu werden, weil er - so steht es im Protokoll
- bestqualifiziert wäre. Da kann man sich als Frau doch nur wundern, dass die
Frau Akademikerin offensichtlich das Nachsehen hat.
Ich hätte diesen Fall nicht in den Gemeinderat gebracht,
wenn ich nicht versucht hätte, in der Vorstandssitzung dazu Aufklärung zu
verlangen. Ich habe die Frau Vizepräsidentin und Stadträtin für
Frauenangelegenheiten gefragt, wie ich das denn nun verstehen soll, dass die einzige
Akademikerin, die einzige Frau, nicht zum Zug gekommen ist. Die Frau Vizepräsidentin
hat mir mitgeteilt - wofür ich ein gewisses Verständnis habe -, sie hat nicht
die Zeit, nicht die Möglichkeit und es ist auch nicht ihre Aufgabe, sich jede
Bewerbung persönlich anzuschauen. Da ist was dran. Da wäre etwas dran,
allerdings hat die Sache einen Haken.
Das Protokoll des Personalausschusses weist unter den
Anwesenden in der ersten Zeile die Frau Vizepräsidentin und amtsf StRin Mag
Renate Brauner aus. Sie war also im Personalausschuss, der diese Entscheidung
getroffen hat. Da fragt sich jetzt die Gemeinderätin, wie denn das geht, dass
man keine Ahnung hat, dass sich eine qualifizierte Frau bewirbt, wenn man
selber in der Sitzung war, in der die Entscheidung getroffen wurde. Wie kann es
denn sein, dass die Frauenstadträtin nicht bemerkt, dass sie eine hervorragend
qualifizierte Frau als Bewerberin am Tisch hat und sie doch den Mann bestellt,
weil er Stellvertreter ist und weil er ein Mann ist? Ein Gewerkschafter hat es
dann sehr klar gesagt: "Wo kämen wir denn da hin, wenn man wen von außen
nehmen müsste."
Die Stellenausschreibung war eine öffentliche Ausschreibung
und die hat ausdrücklich Frauen zur Bewerbung eingeladen, aber die
Frauenstadträtin hat sich in der Sitzung des Personalausschusses und in der Vorstandssitzung
gegen die bestqualifizierte Frau entschieden. Ich möchte wissen, wie Frau StRin
Brauner das abseits der Sonntagsreden den Frauen in Wien erklären möchte. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächste hat sich die Frau Stadträtin zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihr.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Weder die späte Stunde noch die Anzahl der Argumente
erlauben es mir, auf jeden Vorredner oder jede Vorrednerin einzugehen. Keine
Sorge, ich werde mich sehr bemühen, es kurz zu machen und mich wirklich auf die
wichtigsten Punkte zu konzentrieren. Ich werde versuchen, auf die wichtigsten
Argumente der verschiedenen Sprecher und Sprecherinnen einzugehen, sofern
sachliche Argumente vorgebracht wurden.
Vorweg eine grundsätzliche Bemerkung zur ersten Rednerin und
zu dem Verhalten der Parteienvertreter, vor allem der männlichen auf dieser
Seite. So sehr ich in sehr vielen Fragen und sehr häufig nicht mit der Frau
Kollegin Vana einer Meinung bin, so deutlich möchte ich
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