Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 145
direktor und ich ohne Kommissionen dieses Hauses. Das ist
bereits erfolgt. Die beiden Abteilungen arbeiten am Aufbau dieser neuen Flächenwidmung,
in der solche Dinge von Haus aus einfach nicht passieren sollen.
Daher ersuche ich Sie dringend - egal, von welcher
Fraktion, das gilt auch für meine -, dass wir von solchen
Pauschalbeschuldigungen gegenüber dem Magistrat Abstand nehmen, dass wir aber
klar feststellen, dass es auch zur Beamtenpflicht gehört, dass man Vorgesetzte
über Vorkommnisse informiert, auch wenn man sie persönlich vielleicht nicht
leiden kann. (Beifall bei der SPÖ.)
Damit ein herzliches Dankeschön noch meinen Mitarbeitern
in dieser nicht gerade kleinen und einfachen Geschäftsgruppe. Sie haben hervorragende
Arbeit geleistet. Ich weiß, dass es manchmal nicht einfach ist, wenn man einen
Stadtrat hat, der an einem Plan vielleicht die eine oder andere Linie selber
korrigiert, so wie es richtigerweise auch in der Zeitung gestanden ist. - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön, Herr Stadtrat. - Zur Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr liegt
keine Wortmeldung mehr vor.
Bevor wir zur Beratung der Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal kommen, möchte ich nur mitteilen,
dass ich als interessierten Zuhörer hier auf der Galerie Herrn Staatssekretär
Finz sehe. Ich möchte ihn im Namen des Gemeinderats begrüßen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Vana. Ich erteile
es ihr.
GRin Dr Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir haben über die Integrationspolitik heute schon
einiges gesagt. Ich möchte mich in meiner Rede auf die Frauenpolitik
konzentrieren, und zwar nicht nur deshalb, weil sie bisher in den Debatten
einen recht niedrigen Stellenwert hatte, bis auf ein paar kurze Exkurse in der
Stadtplanung, und weil die Frauenpolitik für GRÜNE sehr wichtig ist, sondern
vor allem, weil die Frauenpolitik - wie soll ich sagen - akut in Gefahr ist.
Wir haben akuten Handlungsbedarf, die Zukunft der Frauenpolitik steht auf dem
Spiel.
Seit Amtsantritt der blau-schwarzen Bundesregierung
haben wir - Rückschritt kann man schon gar nicht mehr sagen - ein Desaster in
der Frauenpolitik und es herrscht akuter Handlungsbedarf. Da würden wir uns
wirklich wünschen, nein, wir wünschen es uns nicht, wir fordern es heute
eigentlich von Ihnen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, die sie hier
"Wien macht's besser plakatieren" - sehr rührend -, dass Sie das auch
wirklich tun und dass Sie Ihre Lippenbekenntnisse umsetzen, vor allem in der
Frauenpolitik, wo sie verbal ja eine sehr wortgewaltige Stadträtin haben.
Wir werden heute drei Vorschläge machen. Sie werfen
uns ja immer vor, dass wir keine Vorschläge machen, wobei Sie, glaube ich, das
ganze letzte Jahr und unsere diversen Anträge verschlafen haben. Aber ich will
das jetzt nicht weiter bereden und hoffe, dass wir es heute schaffen, gemeinsam
zumindest ein Signal zu setzen, ein Signal, dass Wien wirklich anders ist, vor
allem in der Frauenpolitik, und ich hoffe, dass wir ein starkes Signal setzen
für Frauenpolitik.
Zunächst aber zu den blau-schwarzen Regierungsparteien,
zu den blau-schwarzen Kolleginnen und Kollegen. (GR Heinz Christian Strache: Das ist die Opposition hier! Das ist der
Rechnungsabschluss heute!) Ich habe aber von Ihnen nicht sehr viel an
Kritik gehört, vor allem nicht in der Frauenpolitik. Ich würde mich daher sehr
freuen, wenn Sie meine Ausführungen wirklich zum Anlass nähmen, einmal gegen
das zu protestieren, was Ihre Parteikollegen und -kolleginnen in der Bundesregierung
aufführen. (GR Heinz Christian Strache:
Wir diskutieren den Rechnungsabschluss!) Es würde mich sehr freuen, wenn
Sie mich heute hier quasi Lügen straften, dass ich Sie so ganz zufällig nicht
subsumiere unter Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung. Was die
sich seit ihrem Amtsantritt leisten in der Frauenpolitik, ist nicht nur
beschämend, es ist inakzeptabel für uns. (GR
Walter Strobl: Rechnungsabschluss! Rechnungsabschluss!) Es ist eine Politik
gegen Frauen und wir GRÜNE nehmen das ganz sicher nicht ohne Widerstand hin. (GR Walter Strobl: Rechnungsabschluss!) Das
glaube ich schon, Sie fangen schon an, sich aufzuregen, wenn man nur über
Frauenpolitik redet. (GR Heinz Christian
Strache: Sie haben das Thema verfehlt!) Jetzt warten Sie einmal! Warten Sie
einmal! (GR Heinz Christian Strache: Der
Rechnungsabschluss steht hier zur Debatte!) Integration, Frauenfragen - ich
komme schon noch zu meinen Vorschlägen. Sie werden genug Zeit haben, sich dazu
noch zu äußern.
Es hat begonnen mit der Abschaffung des Frauenministeriums,
mit dem Einsatz einer Männerabteilung und der Umdefinition der Frauenpolitik
als Familienpolitik. Es hat sich fortgesetzt mit einer desaströsen
Nulldefizitpolitik zu Lasten der sozial Schwächsten und vor allem zu Lasten der
Frauen: Studiengebühren, Ambulanzgebühren, Besteuerung der Unfallrenten,
Streichung der Familienzuschläge beim Arbeitslosengeld, Streichung der
kostenlosen Mitversicherung in der Krankenversicherung für kinderlose Frauen,
wobei Sie da zwischen Frauen mit Kindern und Frauen ohne Kinder unterscheiden,
was eine Ungeheuerlichkeit für uns ist. Es hat sich fortgesetzt mit dem Schmäh
des Kindergeldes (GR Georg Fuchs: Sie
wissen ja nicht, wovon Sie reden!), der mit der Ausweitung des
Bezieherinnenkreises nur eine Ausweitung der Abhängigkeiten gebracht hat, denn
ich glaube, von rund 6 000 S im Monat kann wohl keine Frau leben. (GR Walter Strobl: Dass man dazuverdienen
kann, wissen Sie nicht!) Dass das Kindergeld eine Ausgrenzung und ein
Hinausdrängen der Frauen aus dem Arbeitsmarkt ist und dass Sie damit noch dazu
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Väterkarenz erschweren (GR Georg Fuchs: Warum reden Sie erst jetzt
darüber?), ist mit den ersten Zahlen, die wir jetzt vorliegen haben, sehr
wohl schon erwiesen.
Ihr so genannter Frauenminister fordert uns Frauen überhaupt
ganz ungeniert zum Verzicht auf die Karriere,
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