Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 145
schlechte Idee gewesen ist, sich das heute anzustecken, wenn
man sich all diese Fakten ansieht - egal, ob sie die Untersuchungskommission
betreffen, ob sie die Finanzpolitik, die Wirtschaftspolitik oder andere
Bereiche betreffen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Klar ist und
bleibt: Es hat in Wien leider einen Widmungsskandal gegeben. Fünf
Kontrollamtsberichte sprechen eine deutliche Sprache. In der
Untersuchungskommission wird nach wie vor und weiterhin ausgezeichnet
gearbeitet werden, auch wenn die Sozialdemokratische Fraktion hier versucht,
vom Thema abzulenken und ein bisschen von ihrer Schuld abzuwälzen auf andere,
die in diesem Bereich keine Schuld auf sich geladen haben. Aber die Diskussionen
und die vielen weiteren Sitzungen und Zeugeneinvernahmen werden zu einem
Ergebnis führen (GR Kurt Wagner: Wo haben
Sie denn den Zeugen?), und Sie werden dann sehen, dass Sie letztendlich mit
leeren Händen dastehen werden und sich eingestehen müssen, dass es auch eine
politische Verantwortung auf Seiten der Sozialdemokratischen Fraktion, aber
auch auf Seiten des damaligen amtsführenden Stadtrats gegeben hat. Es wird dann
der Öffentlichkeit zu überlassen sein, zu bewerten, welches Gewicht das auf der
einen und auf der anderen Seite hat.
(Beifall bei den GRÜNEN. - GR Franz Ekkamp: Zuerst die Beweise!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner hat sich noch einmal Herr GR Deutsch zum Wort gemeldet. -
Sie haben noch 16 Minuten und 36 Sekunden Redezeit.
GR Christian Deutsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wenn im Rahmen dieser Spezialdebatte auch eine erste
Bewertung der Ergebnisse der Untersuchungskommission nach einer mittlerweile
dreimonatigen Tätigkeit dieser Kommission vorgenommen werden soll, so greife
ich den Ball gerne auf, weil von schwer wiegenden Vorwürfen, von denen Kollege
Kenesei soeben gesprochen hat, in der Tat keine Rede sein kann. Ich habe
allmählich den Eindruck, dass wir vorige Woche an unterschiedlichen Sitzungen
teilgenommen haben! Es geht außerdem nicht um einen Flächenwidmungsskandal, den
Sie immer wieder erwähnen, sondern der Anlass - und das möchte ich vielleicht
in Erinnerung rufen - waren fünf von insgesamt 400 Plandokumenten, die das
Kontrollamt aufgelistet hat und bei denen es auch Verfahrensfehler festgestellt
hat. (GR Günter Kenesei: Fünf haben sie
angeschaut und bei fünf haben sie einen Treffer gehabt!) Ich verstehe die
Aufregung nicht, die es hier jetzt gibt. (Rufe
bei der SPÖ: Weil er nichts hat! Weil er nichts hat! Wo ist der Zeuge?)
Aber möglicherweise liegt das daran, dass die GRÜNEN - und ich sehe natürlich
schon auch das Problem, das sie dadurch jetzt haben - zwar eine
Untersuchungskommission verlangt haben, aber im Zuge der letzten Sitzungen
immer mehr erkennen, dass es eigentlich keine neuen Fakten gibt (Ironische Heiterkeit bei den GRÜNEN.),
die über den Kontrollamtsbericht hinausgehen, meine sehr geehrten Damen und
Herren.
Es gibt nämlich bis dato keinen einzigen Hinweis auf
eine politische Verantwortung - und dies zu klären ist ja letztendlich die
Aufgabe der Untersuchungskommission. Ich kann das, was Kollege Maurer vorhin
gesagt hat, nur unterstreichen: dass die Sozialdemokratie an einer restlosen
und umfassenden Aufklärung selbstverständlich interessiert ist und deshalb auch
jene Person in den Zeugenstand gerufen hat, die im August 2000 im Rahmen einer
Pressekonferenz sehr schwere Vorwürfe gegen die MA 21B erhoben hat (GR Günter Kenesei: Falsch! Nein, falsch!
Sie zitieren falsch, Herr Kollege Deutsch! Gegen eine Person, nicht gegen die
MA 21!) - gut, das ist möglich: der also gegen eine Person der
MA 21 schwere Vorwürfe erhoben hat.
Aber das Ergebnis deiner Einvernahme war sehr
enttäuschend, muss ich sagen, denn die bereits in der Pressekonferenz im August
und im September 2000 angekündigten Unterlagen hat es weder nachher gegeben,
noch sind sie bis dato vorgelegt worden. Das heißt, letztendlich bist du das,
was hier angekündigt wurde, auch schuldig geblieben.
Es gab auch in der letzten Sitzung der
Untersuchungskommission insofern keine Bereitschaft, zur Wahrheitsfindung
beizutragen, als es ja um den Aktenvermerk vom 30. August 2000, an dem ein
Gespräch im Grünen Klub stattgefunden hat, gegangen ist, dem nur die Initialen
"M.M." zu entnehmen sind, und auf die Frage von Mitgliedern der
Untersuchungskommission, um welche Person es sich dabei handle - zumal meiner
Erinnerung nach ursprünglich bei deiner Einvernahme auch nicht erwähnt wurde,
dass es hier eine dritte Person gibt -, keine Bereitschaft bestand, zu einer
Aufklärung beizutragen. Es gab auch bei dieser Einvernahme, so wie auch bei
allen anderen Einvernahmen, keine Hinweise auf eine politische Verantwortung
und daher auch keine neuen Erkenntnisse.
Und vielleicht noch einige Worte, weil auch die
Befragung von Herrn SR Steiner von der MA 18 letzte Woche angeschnitten
wurde, der sich entsprechend der Einvernahme auch über die Flächenwidmungspläne
informiert hat, der aber nach mehrmaligem Befragen, um welche Hinweise es
gegangen sei, welche Absprachen es angeblich gegeben hätte, mir diese Fragen
nicht konkret beantworten konnte. Es gab eigentlich nur eine Fülle von teilweise
sehr flotten Sprüchen, von allgemeinen Formulierungen und theoretischen
Feststellungen, wo Vermutungen oder Verdächtigungen in den Raum gestellt
wurden, die zwar dem Zuhörer einen relativ breiten Interpretationsspielraum
gelassen haben, aber letztendlich keine Hinweise ergeben haben.
Daher kann ich für mich aus diesen Befragungen nichts
entnehmen. Wir haben noch die nächsten Zeugeneinvernahmen vor uns und wir
werden sehen, ob es hier noch weitere Hinweise gibt. Aber Sie als Mitglieder
der Untersuchungskommission wissen ja ganz genau, dass es bis dato nach einer
sehr eingehenden Zeugenbefragung keinen einzigen Hinweis auf eine politische
Verantwortung gegeben hat
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