Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 145
erwähnen. Sie wissen, hier geht es um 40 000
Quadratmeter zusätzliche EKZ-Flächen im Norden Wiens im unmittelbaren
Einzugsgebiet auch des EKZ Donauzentrum - völlig unnötig und geradezu wirtschaftsfeindlich,
weil es sehr viele Klein- und Mittelunternehmen umbringen wird und zu einer
Überkonzentration im Norden führt. Aber die Widmung erfolgte trotz Widerstands
von Seiten der Wirtschaftskammer. - Dies ist also eines der absoluten
Highlights aus der Fehlerkollektion.
Ein weiteres derartiges Highlight, auf das
offensichtlich heute auch von Seiten der Sozialdemokratie noch eingegangen
werden wird, um es irgendwie noch ins rechte Licht zu rücken, war das hier
schon oft besprochene Hochhauskonzept, der große Kotau vor den GRÜNEN und vor
Christoph Chorherr mit der darin enthaltenen Regelung über den
Individualverkehrsanteil, die dazu führen wird, dass Hochhäuser in Wien
wahrscheinlich in Zukunft gar nicht mehr gebaut werden können, weil sie
unwirtschaftlich und nicht realisierbar sind.
Das Projekt Monte Laa, das du angesprochen hast,
konnte dadurch ja ohnedies nicht mehr verhindert werden, weil es in dieser
Regelung ja ausgenommen war. Ich habe hier schon einmal gesagt: Schauen wir uns
einmal an, was jetzt in Wien noch an Hochhäusern kommen wird! - Ich glaube
nicht, dass es sehr viele sein werden. Also, auch hier eine völlig sinnlose
Regelung im Zusammenhang mit dem Hochhauskonzept.
Meine Damen und Herren! Ein weiteres absolutes
Highlight aus der Kollektion sind die Leihfahrräder, wobei die Idee an sich gar
nicht so schlecht ist, die Umsetzung aber ein fürchterliches Desaster war.
Dabei ist es schon interessant, bezüglich dieser Koalition zwischen Rot und
Grün, die es ja auch in dieser Frage gegeben hat, und der anfänglichen Euphorie
in den Medien, Folgendes zu bemerken: Am Anfang hat man immer den Herrn
Stadtrat und Herrn Kollegen Chorherr gemeinsam in den Medien gesehen; kaum aber
hatte sich das als Flop herausgestellt, war nur noch der arme StR Schicker zu
sehen, von den GRÜNEN sah man nichts mehr. Inzwischen ist das Copyright der
Idee wahrscheinlich auch schon bei den Sozialdemokraten gelandet. Es handelt
sich hier wohl um eine Kindesweglegung auf Seiten der GRÜNEN. - Es war also ein
gescheitertes Experiment. Die Verantwortung dafür allerdings liegt natürlich
beim Ressort.
Viel schlimmer noch als das,
was geschieht - und das habe ich an dieser Stelle auch schon einmal erwähnt,
meine Damen und Herren -, ist aber das, was nicht geschieht. Es geht gar nicht
nur um Flächenwidmungen und um neue Radwege oder neue Straßenzüge, sondern es
geht vor allem um die großen Konzepte, Pläne und Visionen für diese Stadt, die
eigentlich in dieses Ressort fallen würden und die wir vermissen. Ich erinnere
in diesem Zusammenhang nur an ein einziges, an wahrscheinlich das große
europäische politische Ereignis, das uns in den nächsten Jahren bevorsteht,
auch wenn wir jetzt die Jahreszahlen noch nicht nennen können, nämlich an die
Eingliederung von mehreren mittel- und osteuropäischen Staaten in die
Europäische Union. Ich vermisse jegliche Impulse, jegliche Ideen, vor allem aus
diesem Planungsressort, was diese Integration der neuen mitteleuropäischen
Staaten in die Europäische Union betrifft und was vor allem die Rolle betrifft,
die Ostösterreich, die die Ostregion mit ihrem Wirtschaftsmotor Wien in diesem
Einigungsprozess spielen soll. Dazu kommt aus dem Ressort schlicht und einfach
überhaupt nichts.
Herr VBgm Rieder hat heute schon sehr larmoyant über
die vermisste Baukonjunktur in Wien gesprochen. Das hat mich eigentlich daran
erinnert, dass er mit Herrn StR Schicker einmal darüber diskutieren sollte, was
bei den Aspanggründen, die heute schon genannt wurden, was beim Arsenal, was
beim Westbahnhof, was beim Nordbahnhof geschieht oder eben nicht geschieht.
Würde man nämlich dort mit den Widmungen etwas schneller sein und bei den ÖBB,
die ja, wie Chorherr - da bin ich einmal seiner Meinung - richtig gesagt hat,
letztendlich auch ein Staatsbetrieb sind, schneller zu Widmungen kommen, sodass
man wirkliche Großprojekte, etwa im Zusammenhang mit der
Westbahnhof-Überplattung, endlich einmal durchführen könnte, dann würden wir in
diesem Baubereich Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende Arbeitsplätze
schaffen. Auch das ist einzumahnen und bisher leider völlig zu vermissen.
Zur Siedlungspolitik von Christoph Chorherr. - Eines
hat er dabei natürlich wieder zu sagen vergessen: Wenn man die Bürger schon in
der Stadt herinnen halten will und eine Abwanderung verhindern will, dann muss
man eben auch in der Stadt Garagen bauen. Das ist eine der vordringlichsten
Aufgaben, um letzten Endes auch die Lebensqualität in der Innenstadt und in den
inneren Bezirken zu erhalten. Ich kann das als Innenstadtbewohner nur immer
wieder selbst sagen: Ohne Garage wäre die Lebensqualität etwa im 1. Bezirk
wirklich nicht mehr erträglich. Solange das nicht geschieht, wird die
Absiedlung ins Umland sich weiter fortsetzen und wir können uns dagegen gar
nicht wehren.
Meine Damen und Herren! Weil die Stunde ja wahrlich
schon fortgeschritten ist, will ich nur diese wenigen Punkte aufgezählt haben
und werde Sie nicht mit dem nackten Zahlenwerk über den Rechnungsabschluss
langweilen. Ich darf noch eine letzte Anmerkung machen und vielleicht den Herrn
Stadtrat dabei in Schutz nehmen:
Ich habe in irgendeiner Presseaussendung - ich weiß
nicht mehr, von welcher Partei - gelesen, dass Schicker ein schwacher Stadtrat
wäre. - Schwach oder gut ist ja immer eine Frage der Relation. Ich will es
jetzt gar nicht in Relation zur vorherigen Stadtregierung setzen, aber wenn ich
mir die restlichen Ressorts und seine Kollegen anschaue, so kann ich Ihnen
sagen: Er ist nicht schwächer und er ist nicht besser, denn das einzige Maß,
das diese Stadtregierung kennt, ist die Mittelmäßigkeit, und da gliedert sich
auch dieses Ressort bestens ein! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Ing Wolfram zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Ing Gunther Wolfram
(Klub der Wiener
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