Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 145
für mich völlig unverständliche Projekt des Monte Laa, von
mir "Monte Lärm" bezeichnet. Für alle, die nicht darüber Bescheid
wissen: Das ist ein großes Projekt, überplattet über der Südosttangente,
100 000 Quadratmeter Büro- und Geschäftsflächen, 120 000 Quadratmeter
Wohnflächen und rund 2 500 Tiefgaragen, rund 7 000 Personen.
Ich darf den Herrn Stadtrat zitieren, was er einmal
zum Wienerberg gesagt hat: "Die Hochhausbauten der vergangenen Jahre, etwa
die entlang des Wienerbergs, sind sicher ein Problemfall". Schicker hat
richtigerweise genannt, dass nämlich letztlich Grundstückseigentümer mit guten
Beziehungen zum Rathaus sagen, wo hochrangige Entwicklung stattfindet, und zwar
nicht dort, wo U-Bahnen sind, sondern dort, wo man über gute Verbindungen
verfügt. Darum haben wir jetzt die Großinvestition Wienerberg. Es werden sogar
noch Wohntürme hingebaut und jetzt im Nachhinein - und es würde mich
interessieren, wann das wirklich kommt - wird mit teuren öffentlichen Mitteln
der 65er verlängert. Eine Investition, für die ich bin, aber vernünftiger wäre
es, solche Standorte zu haben, wo die U-Bahn bereits vorhanden ist.
Na und was macht man jetzt? - Nachdem man den
Problemfall Wienerberg hat, kommt man jetzt auf den Monte Laa!
Wir haben uns den Spaß gemacht - weil die Frau
Bezirksvorsteherin gesagt hat, es ist eh im unmittelbaren Einzugsbereich der
U 1 - und haben uns einen Treffpunkt mit Journalisten am Reumannplatz
ausgemacht, sind zu Fuß vom Reumannplatz bis zum Monte Laa gegangen und haben
auf die Uhr geschaut. Es war heiß, die Journalisten haben sich teilweise sogar
aufgeregt, dass es so weit entfernt ist, da hab' ich gesagt: Na bitte, das ist
nach der Frau Bezirksvorsteherin in unmittelbarer Umgebung der U 1!
15 Minuten Fußmarsch! Kein Mensch wird dort zu Fuß vom Monte Laa zur
U 1 gehen! Und auch die nächste Station, die bei der Verlängerung kommen
wird, wird nicht relevant sein. Da gibt es einen der berühmten verhungerten
Busse, die genauso funktionieren wie die Busse auf dem Wienerberg.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die hochrangigen
Vertreter der internationalen Konzerne dann am Monte Laa wirklich alle sicher
mit dem Bus fahren werden. Na mit Garantie! Darum braucht man auch 2 500 Stellplätze!
Wie kommt man auf so einen Standort, wenn man
Grundstücke hat, die unmittelbar an einer U-Bahn liegen? Wie gibt es das, dass
dort eine derartig hochrangige Stadtentwicklung stattfinden kann, die zu einem
Verkehrschaos rund um und in Favoriten führen wird?
Und nicht nur das. Nicht nur, dass es verkehrsmäßig
völlig falsch ist. Auch die Lärmfrage gibt es da, und da möchte ich Ihnen
wirklich noch einmal ein Lärmgutachten zur Kenntnis bringen. Das würde man ja
gar nicht glauben, wenn man es nicht entsprechend genau liest. Ich zitiere aus
dem Lärmgutachten von Peter Rosenberger, der festhält: "Ergebnis aller
Berechnungen ist eine äußerst hohe Lärmbelastung." Dazu muss man sagen,
vorne über der Tangente ist eine Wohnbebauung geplant, an der Ostfront des
Projektgebiets, Größe gleich 60 dB! "Ein solcher Lärmpegel" -
Zitat aus dem Lärmgutachten - "ist mit einem solchen einer stark
verkehrsbelasteten Hauptstraße und Ausfallsstraße am Stadtrand
vergleichbar."
In der ÖNORM B 8115, aber auch in anderer Literatur,
wird als Obergrenze für den zumutbaren Lärmpegel für die Baulandkategorie
Wohngebiet kleiner gleich 45 dB angegeben. 45 dB ist vorgesehen, dort
sind es 60 dB! Jetzt bitte ich die Nichtphysiker und Nichtphysikerinnen
aufzupassen: 10 dB ist eine Verdoppelung des Lärms, das ist nämlich eine
Exponenzialfunktion. Also von 45 auf 60 dB ist nicht um 15 lauter,
sondern es ist mehr als das Dreifache an Lärm! Stellen Sie sich dort auf die
Brücke und stellen Sie sich diesen Trichter vor, wo der Lärm hinaufkommt, und
dort plant und baut die Stadtplanung im Jahr 2002 Wohnbauten!
Wir werden wirklich mit Kontrollamt und allen uns zur
Verfügung stehenden Mitteln, das weiter zu thematisieren versuchen. Wie kann
man dort wissender Weise weitab von öffentlichen Verkehrsmitteln, wo
nachweislich der Lärm fundamental sein wird, für 7 000 Menschen Wohnbauten
errichten - korrekt Büro und Wohnen, es sind Wohnbauten für "nur"
3 000?
Jetzt bin ich nicht prinzipiell dagegen, dass man
dort überplattet und dort auch Entwicklungen vorsieht. Es gibt nicht nur
1A-Standorte. Aber das in der Fundamentalität! Was werden die Leute machen,
wenn es wirklich laut ist? - Na sie werden sich ein Haus am Stadtrand kaufen,
statt dass man die Wohnqualitäten im Zentrum der Stadt realisiert, wie es
Dutzende Wohnzufriedenheitsstudien ausgesagt haben, was möglich ist. Und es
gibt Standorte, viele, viele in Wien, wo man ruhig und entsprechend bauen kann.
Was ist das für eine Stadtplanung, die sich offensichtlich von
Grundstückseigentümern die Siedlungsentwicklung diktieren lässt! Und weil die
Überplattung so viel Geld kostet, muss man entsprechend hoch verdichten und
dann kommt es zu diesen Geschichten! Das ist mir völlig unverständlich!
Was der Stadtentwicklungsplan zu diesem
Siedlungsgebiet sagt, das zitiere ich aus Zeitgründen hier gar nicht. Ich
verstehe nicht, warum man die Stadtplanung nicht gleich an Großfirmen
privatisiert, denn wenn solche Projekte gemacht werden, dann fragt man sich
überhaupt, warum man übergeordnete Konzepte macht!
Ein weiterer Punkt, den ich noch kurz ansprechen
möchte, ist - der Kollege Stark ist jetzt nicht mehr da, aber es ist mir
trotzdem wichtig, weil es durchaus nicht einfach ist, das auch in der
Öffentlichkeit zu diskutieren -, dass Kollege Stark gesagt hat: Bitte alle
U-Bahnen doch ins Umland oder bis an den Stadtrand verlängern. Ich habe mir die
Zahlen der U 6 angeschaut. Die U 6 im Süden, meine Damen und Herren,
hat eine geringere Frequenz als der 48A! Die U-Bahnen sind dort voll belegt, wo
sie im Zentralbereich der Stadt fahren. Die U 6 ist knallvoll zwischen dem
Westbahnhof und der Nußdorfer Straße. Die Verlängerung ins Zentrum Floridsdorf
war sinnvoll, aber jetzt muss man sich Folgendes genau überlegen, wenn man eine
U 6-Verlängerung diskutiert:
Erstens. Bringt es eine Verbesserung für die
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