«  1  »

 

Gemeinderat, 17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 60 von 145

 

Geburt, sondern auch während ihrer ersten Wachstumsphase unterstützt werden. Der Jungunternehmer soll in einem Gründerzentrum vom gesamten Verwaltungsaufwand entlastet werden, er soll sich eben voll auf seine Idee, auf seine Geschäftsidee konzentrieren können. Alles andere, Firmenräumlichkeiten, Büro, Gebäudetechnik, Sekretariat, Telekommunikation, soll ihm in diesem Gründerzentrum abgenommen werden.

 

Und es soll dieser Inkubator, dieser Brutkasten, aber auch den Kontakt zu einem Risikokapitalfinanzier herstellen. Denn eine Aufgabe ist es eben auch, dass der Inkubator auf eine ausreichende Eigenkapitaldecke achtet. Die auszubrütende Firma soll durch diese hohe, große Eigenkapitaldecke dann für ihre Wachstumsphase überlebensfähig gemacht werden, denn Eigenkapital verlangt ja im Gegensatz zu Bankzinsen in dieser schwierigen Anfangsphase keine Rendite und die Chancen sind daher wesentlich besser.

 

Die Wien-Technologie soll daher eine Anlaufstelle sein für Privatinvestoren, die ihr Geld in zukunftsträchtige Beteiligungen investieren wollen. Die Wien-Technologie kann aber auch selbst Startkapital zuschießen. Wir schlagen auch hier ein neues Eigenkapitalmodell vor, ein Drittel durch einen privaten Investor etwa, dann ein Drittel Startkapital durch die Wien-Technologie und das restliche Drittel durch die Innovationsagentur des Bundes. Denn, meine Damen und Herren, wir müssen bei all diesen Überlegungen natürlich auch alle Förderungsmöglichkeiten des Bundes möglichst optimal für Wien ausnützen.

 

Meine Damen und Herren! Wir wollen daher für diese Wiener Startups einen Risikokapitalfonds auflegen. Und es ist diese Risikokapitalidee eine uralte freiheitliche Idee. Wir haben dieses Thema in diesem Haus schon vor drei, vier Jahren getrommelt, und diese alte Idee der Risikokapitalförderung ist jetzt ja wieder hochaktuell geworden. Es sind ja nach den Terroranschlägen des 11. September die Kapitalmärkte auf der ganzen Welt eigentlich im Keller und die Technologiewerte sind von dieser Baisse ganz besonders getroffen worden. Und gerade in der Vorwoche hat es wieder einen ganz fulminanten Kursrutsch gegeben. Und der Risikokapitalmarkt in Österreich, der sich ja bei uns erst wie ein zartes Pflänzchen ganz langsam zu entwickeln begonnen hat, der ist eigentlich durch diese Entwicklung gleich wieder vollständig ruiniert worden.

 

Die Risikokapitalförderung ist daher jetzt ein Gebot der Stunde. Und das sind ja praktikable Modelle, Herr Stadtrat. Andere Bundesländer unternehmen ja auch dies. In Niederösterreich etwa, aber auch in Kärnten sind solche Fonds derzeit gerade in Planung.

 

Wir wollen daher eben auch in Wien einen gemischt öffentlich-privaten Fonds auflegen. Und die Fantasie ist dabei folgende: Wenn die Börsen wieder einmal in die Höhe gehen, dann kann dieser Fonds seine Beteiligung durchaus mit Gewinn weiterverkaufen. Dann kann er etwa die Beteiligung an einen industriellen Interessenten, aber auch durch einen Börsegang unmittelbar weiterveräußern. Dieser Fonds kann dann auch Gewinne erzielen, und die Fantasie ist, dass diese Gewinne, diese Weiterveräußerungsgewinne, den Aufwand der Wien-Technologie abdecken sollen. Und die Fantasie ist, dass dadurch mittelfristig auch die Eigenwirtschaftlichkeit dieses neuen Instruments erreicht werden soll.

 

Wir wollen also mit der Wien-Technologie keinen neuen Dauerzuschussbetrieb schaffen, sondern wir wollen die Wien-Technologie mit einem einmaligen Startkapital ausstatten, und sie soll dann selbst damit erfolgreich wirtschaften.

 

Meine Damen und Herren! Das macht eine neue Politik, eine große Kraftanstrengung erforderlich. Wir haben unsere Vorschläge auf den Tisch gelegt. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass auch einmal auf Vorschläge der Opposition in diesem Haus eingegangen wird. Wir erneuern heute unser Angebot zu einer Zusammenarbeit. Wir wollen den Rückstand der Wiener Wirtschaft beim Wachstum etwa aufholen und wir wollen Wien damit auch wieder auf die Überholspur in ganz Österreich bringen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr GR Friedrich Strobl zum Wort gemeldet. - Bitte.

 

GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ganz kurz zu meinen Vorrednern, wobei ich schon erwähnen möchte, dass ich in Erwartung der Beiträge meiner Vorredner ja fast ein bisschen enttäuscht gewesen bin. Was nämlich die Wirtschaftspolitik und die Förderung der Stadt Wien betrifft, wurde relativ wenig dazu erwähnt. Aber ich muss sagen: Auf Dr Schock ist doch Verlass. Er hat in seinem Beitrag natürlich das eine oder andere gesagt beziehungsweise wiederholt, was in der Generaldebatte gekommen ist und hat somit meine Erwartungen auch in dieser Hinsicht erfüllt. Vor allem im ersten Teil Ihrer Rede, der doch sehr allgemein gehalten war.

 

Ich möchte auch ganz kurz auf den Beitrag des Herrn GR Margulies eingehen zum GATS-Abkommen, wo er einen Antrag eingebracht hat, wobei ich grundsätzlich schon dazusagen möchte, dass das eine oder andere durchaus diskussionswürdig ist. Ich kann auch dazusagen, dass sich innerhalb der Sozialdemokratischen Partei bereits eine Arbeitsgruppe damit auseinander setzt. Nur, diesen Antrag hier einzubringen und um sofortige Abstimmung zu bitten, ist schon ein bisschen viel. Es ist eine sehr umfassende Materie, und ich würde ersuchen, das abzuändern, dass man das vielleicht dann mit einer Zuweisung erledigen kann.

 

Jetzt ganz kurz zu meinen Vorrednern, im Speziellen zum Herrn GR Dr Schock. Herr StR Dr Schock, Entschuldigung.

 

Erstens einmal: Sie haben das Nulldefizit angesprochen. Da hätte ich mir vielleicht erwartet, dass Sie auch eine Definition des Nulldefizits bringen. Wie schaut denn das derzeit aus? Was ist ein Nulldefizit? Ist das 0,0, ist das 0,4, ist das 0,9? Da gibt es ja einen breiten Interpretationsspielraum in Ihrer Fraktion. Ich hätte mir erwartet,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular