Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 145
Preise von durchschnittlich 2 800 S pro
Quadratmeter Grünland angekauft haben und letztlich für die Wohnbaugenossenschaft,
für Tausende Genossenschafter einen Schaden von rund 100 Millionen S
verursacht haben.
Meine Damen und Herren! Von diesem Klima der Intoleranz,
von diesem Klima der hermetischen Abriegelung können für die Stadt keine
positiven Impulse ausgehen. Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2001 beweist
diese unsere Vermutungen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin gelangt Frau GRin Dr
Neck-Schaukowitsch zum Wort. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau
Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Erlauben Sie mir ein paar Vorbemerkungen
zu den Ausführungen meiner beiden Vorredner. Ich fange bei jenen von Kollegin
Rothauer an, die hier beklagt hat, dass die 100 Projekte, die wir
aufgestellt haben, noch nicht erfüllt sind. Dazu möchte ich sagen - und meine
Kolleginnen und Kollegen und all jene, die damit befasst sind, wissen das -:
Sehr viel davon ist natürlich schon erfüllt, aber in 14 Monaten ist eine
Legislaturperiode eben noch nicht um - das wurde heute auch schon gesagt (GR Dr Helmut GÜNTHER: Es ist genug Negatives
passiert in diesen 14 Monaten!) - und ich denke, wir haben auch noch
Zeit, die restlichen, noch offenen Punkte zu erfüllen.
Ich denke aber auch, dass es, wenn
Wien, wie wir sagen, Wirtschaftsmotor Österreichs ist und wir auch wollen, dass
es so bleibt, nicht so sein kann, dass nur Wien alleine seine Hausaufgaben
macht, sondern es ist schon auch der Bund gefordert, hier mitzuhelfen. Immerhin
hat Wien als Bundeshauptstadt einen großen Anteil an der Bevölkerung
Österreichs, einen großen Anteil am Wirtschaftsraum, am Bildungsangebot et
cetera und bringt natürlich oft wesentlich mehr ein, als es seinem
prozentuellen Anteil entsprechen würde.
Kollege Tschirf hat hier, soweit
ich mich erinnern kann, kreative Ansätze eingefordert. Da frage ich mich: Wo
sind seine kreativen Ansätze? - Wahrscheinlich war auch sein Mangel daran
ausschlaggebend dafür, dass eben nicht er der neue Obmann seiner Partei geworden
ist, sondern wahrscheinlich das neue "kreative Energiebündel" aus dem
Finanzministerium. Allein schon der Slogan, den wir jetzt überall auf der
Straße lesen können: "Jeder Euro braucht Kontrolle", zeigt schon,
wohin die neue Politik der Wiener ÖVP gehen wird.
Zu Kollege Serles: So eine Rede von Ihnen ist man
hier ja gar nicht gewöhnt! Normalerweise ist man eher gewöhnt, Sie als sehr
angriffslustig zu erleben - das ist jetzt ein positives Kompliment von mir; ich
weiß nicht, ob Sie es so auffassen. Aber hier so eine Lobhudelei der
Bundesregierung durchzuführen, das ist schon ein starkes Stück! Sie haben dabei
nur eines vergessen: Sie haben immer nur eine Seite der Medaille gezeigt und
die andere Seite eben nicht. Die haben Sie sehr schön unter den Tisch gekehrt. (GR Dr Helmut GÜNTHER: Das hat er Ihnen
extra gelassen, Frau Kollegin!)
Sie haben zum Beispiel
gesagt, dass die Bundesregierung im Rahmen des Stabilitätspakts als Zielrichtung
ausgegeben hat: Schluss mit dem Schuldenmachen! - Dazu kann ich nur sagen: Ja,
die Länder und die Gemeinden haben ihre Hausaufgaben erfüllt; der Bund
allerdings hat weiter Schulden gemacht - das wissen Sie schon auch! -, und er
hat vor allem das Budget einnahmenseitig saniert und das kann ja sozusagen
nicht die positive Seite der Medaille sein!
Oder: Als Sie von den AMS-Förderungsmitteln sprachen,
haben Sie das erwähnt, was ausgegeben wird, nicht aber das, was in das
Bundesbudget hineingeflossen ist, um dieses ominöse Nulldefizit zu erreichen.
Um wie viel mehr könnten wir noch machen, gerade in Wien (GR Dr Helmut GÜNTHER: Wenn wir weiter Schulden machen würden, Frau
Kollegin!), wenn wir diese Mittel auch zur Verfügung hätten!
Angesichts dessen, was Sie zur Frauenförderung gesagt
haben, kann ich wirklich nur lachen! Wenn Sie noch dazu die Minister Haupt und
Bartenstein als kongeniale Partner in diesem Zusammenhang darstellen, dann wird
jeder, der in Österreich und in Wien nur ein Äuzerl über Frauenpolitik Bescheid
weiß, wirklich lachen - denn alles, was dem Kollegen Haupt dazu eingefallen
ist, war ja die Schaffung einer Männerabteilung! Aber Sie wissen vielleicht
nicht - ich weiß es nicht - oder Sie verschweigen es, was eben auch hier
wiederum die andere Seite der Medaille ist, nämlich dass Wien allein doppelt so
viel an Geldmitteln für Frauenförderung ausgibt wie der Bund in ganz
Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke, da müssen sich
die Herren Minister Haupt und Bartenstein noch gewaltig anstrengen, um nur einmal
über diese Quote darüber zu kommen! Dann erst können Sie davon reden - oder
eigentlich nicht einmal dann, denn dann reden wir immer noch von ganz Österreich
im Verhältnis zu Wien -, wie weit die Frauenförderung unter dieser
Bundesregierung plötzlich in die Höhe geschnellt ist. - Was Sie nicht gesagt
haben, ist, wie viele Projekte eingestellt worden sind und wie viele Projekte
eben keine Förderung mehr bekommen. Wir wissen von unseren Kollegen in der
Gewerkschaft und in der Sozialpartnerschaft, die überall in den Gremien drinnen
sitzen, ganz genau, dass jene Projekte, die dieser Bundesregierung nicht
opportun sind, eben nicht mehr gefördert werden.
Sie sagen, es gibt eine Bildungsprämie. - Aber Studiengebühren
haben Sie auch eingeführt! Das zu sagen, haben Sie vergessen. (GR Dr Matthias Tschirf: Keine Regierung hat
so viel für Bildung ausgegeben wie diese!)
Sie reden von Verwaltungsreform, von Abbau von Beamten. -
Ich sage: Diese Bundesregierung gefährdet unsere Sicherheit, denn sie spart
dort, wo es um die Sicherheit der Bevölkerung geht. Sie spart bei der Gendarmerie,
sie spart bei der Polizei, und sie spart bei vielen anderen Dingen - aber
darauf werde ich noch zu sprechen kommen -, die für die Lebensqualität der Menschen
wichtig sind, wie zum Beispiel bei Postämtern,
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