Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 145
geht es bergauf. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen diese
Vergleichszahlen hier zeigen, sehr schön und klar dargestellt, wie etwa die
Arbeitslosenentwicklung in Wien und in Kärnten ist oder die jeweiligen Zuwächse
in der Bauwirtschaft sind. (Der Redner
zeigt eine als Grafik gestaltete Statistik her.) In Wien Minus, in Kärnten
Plus und so weiter. Wenn Sie wollen, habe ich eine ganze Broschüre da, damit
Sie einmal von dieser falschen Darstellung, die uns aber in Wien überhaupt
nicht weiterhilft, wegkommen und sich endlich einmal die Sicht auf die Realität
nicht selber verstellen (GR Johann Driemer:
Wie ist der neueste Stand?), indem Sie sich in den Sack lügen und sagen, es
ist ohnedies alles wunderbar, die Sozialisten sind so klasse, weil sie jetzt
die absolute Mehrheit haben. Gott sei es geklagt, Sie haben die absolute
Mehrheit und machen die falsche Politik weiter, ohne dass man erkennen kann,
dass eine Umkehreinsicht bei Ihnen vorhanden ist. Das ist ja das Gefährliche
für die Zukunft von Wien! (Beifall bei
der FPÖ. - GR Johann Driemer: Schauen Sie sich die Entwicklungsstufe an, was
Kärnten bisher an Maßnahmen gesetzt hat!)
Daher versuchen wir - ich nehme das auf, was der Herr
Vizebürgermeister zum Schluss gesagt hat und was schon ansatzweise beginnt -,
dass wir eine vernünftigere Kooperation zwischen dem Bundesland Wien und der
Bundesregierung beginnen. Ich sage, ansatzweise gibt es das schon. Wir Wiener
Freiheitliche werden jedenfalls mit dabei sein, weil wir um das Wohl und Wehe
von Wien interessiert sind und wir immer gesagt haben, wir haben eine Koalition
mit dem Bürger. Daher setzen wir uns selbstverständlich auch mit den Wiener
Sozialdemokraten und - wie es neulich einmal war - mit Bundesminister Reichhold
an einen Tisch und versuchen, positive Lösungen für diese Stadt zu erarbeiten.
Ich glaube, die Ansätze dazu sind sehr gut. Aber das ist die Zukunft und nicht
nur, was Sie immer sagen, es ist ohnedies alles so wunderbar, es ist alles so
klasse, sondern Sie müssen in der Analyse selbst darstellen und sehen, dass es
schief gegangen ist.
Herr Vizebürgermeister, Sie haben vorhin ein paar
Tageszeitungen zitiert. Sie haben nie gesagt, welche Tageszeitungen, das ist
aber auch egal, Sie sollten mehr Quellenstudium betreiben. Sie sollten zum
Beispiel das, was das Wirtschaftsforschungsinstitut tatsächlich über Wien
gesagt hat, durchlesen. Dann hätten Sie heute nämlich eine ganz andere Rede
gehalten. Das Wirtschaftsforschungsinstitut kommentiert die regionale
Entwicklung der Arbeitslosenquoten folgendermaßen: "Wien hatte den weitaus
höchsten Anstieg zu verzeichnen, Tirol und Burgenland den niedrigsten."
Das heißt, es ist nicht so, dass Sozialdemokraten nur schlecht wirtschaften,
denn im Burgenland haben Sie eine wesentlich bessere Darstellung. Aber die Burgenländer
stellen sich auch nicht hin und sagen, sie sind die Besten, die Größten und die
Schönsten.
Dies spiegelt auch die regionale Beschäftigungsentwicklung
Wiens wider. "Wien verlor die meisten Arbeitsplätze.", sagt das
Wirtschaftsforschungsinstitut. Das ist nicht wegzudiskutieren, sondern Wien
verlor die meisten Arbeitsplätze. (GR Johann
Driemer: Wien schafft auch die meisten!) Sie sagen schon wieder, Wien
schafft die meisten. (GR Johann Driemer:
Schauen Sie sich die Bilanz an!) Darf ich Ihnen meine Brille borgen, Herr
Kollege Driemer? Oder die Gewerkschaft wird doch noch im Stande sein, Ihnen
eine richtige Brille zu geben, damit Sie das wirklich so lesen, wie es in dem
Gutachten steht. (GR Godwin Schuster:
Stolz können wir sein!)
Weil Sie sich, Herr Vizebürgermeister, so über das
Nulldefizit mokiert haben: Es war notwendig, dass auf Bundesebene endlich die
Schuldenpolitik eingebremst wurde. (GR
Johann Driemer: Wie viele Arbeitsplätze wurden vom Bund eingespart?) Es war
zutiefst notwendig. 30 Jahre sozialistische Schuldenpolitik sind genug,
hat diese Regierung gesagt und hat den Trend umgekehrt, und zwar zum Wohle
Österreichs. (Beifall bei der FPÖ. - GR
Christian Oxonitsch: Warum machen Sie dann noch mehr Schulden?)
Ich werde Ihnen das jetzt gleich erklären, weil Sie
immer nur sagen, dieses Nulldefizit ist sozusagen eine heilige Kuh. Das war
notwendig, weil man auf Grund der sozialistischen Schuldenpolitik im Jahr
allein 100 000 Milliarden S Zinsendienst bedienen musste. Durch
diesen riesigen Schuldenberg, den Sie zu verantworten haben, den Sie angehäuft
haben, Sie, die Sozialisten, haben wir bereits bei den Staatsschulden eine
Risikoprämie in Form höherer Zinsen zu bezahlen gehabt. Nur durch diese
Bundesregierung und die freiheitliche Handschrift in der Bundespolitik ist die
erstklassige Bonität Österreichs jetzt wiederhergestellt (GR Johann Driemer: Und was ist mit der hohen Steuer- und Abgabenquote?)
und wir müssen keine Risikoprämie mehr bezahlen! (Beifall bei der FPÖ. - GR Godwin Schuster: Haben wir das je zahlen
müssen?)
Weil Sie letztendlich hoffentlich verstehen, warum
das so wichtig ist, dass man die Schulden, die wir haben, und die Entwicklung
herunterfahren musste, darf ich Ihnen sagen, die Stadt Wien hat die Schulden im
vergangenen Jahr leider wieder ansteigen lassen, wobei ich zugebe, das waren
nicht die Sünden des Herrn StR Rieder, des Finanzstadtrats Rieder, sondern die
waren sozusagen schon am Beginn der Neunziger Jahre gemacht worden. Weil die
Stadt Wien ausschließlich in Schweizer Franken verschuldet ist, kamen im Zuge
der Euro-Abwertung im Jahr 2001 die Kursverluste zum Tragen. Daher sind die
Schulden der Stadt Wien von 28,1 Milliarden S auf
28,7 Milliarden S angestiegen.
Weil Herr Kollege Driemer so gerne Kärnten als Vergleich
heranzieht (GR Johann Driemer: Nein, ich
nicht! Das machen Sie so gern!): Herr Kollege Driemer, Kärnten hat im
selben Zeitraum den Schuldenstand von 14 Milliarden S auf nunmehr
4 Milliarden S verringert, also den Schuldenstand um
10 Milliarden S abbauen müssen. Ich hoffe, dass Sie sich dieses
Beispiel endlich vor Augen führen. Diesem Beispiel nachzueifern, würde auch
Wien sehr gut tun (GR Johann Driemer:
Kärnten hat 190 Prozent, die höchsten Schulden!), weil man endlich
dazukäme, dass man die Schulden abbaut und diese nicht weiter steigen müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
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