Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 145
14 Monaten sozialdemokratischer Kulturpolitik.
Die Verkehrspolitik: Ich sage nur "Schildbürgerstreich
Roßauer Lände". Das ist ebenso ein trübes Kapitel wie die Umweltpolitik,
wo es einfach zu keinen Entscheidungen kommt, die notwendig sind, etwa
Müllverbrennungsanlage und Ähnliches, worauf die Leute warten. Es geht einfach
nichts weiter. 14 Monate sind 14 Monate des Stillstands. Wir wollen
auch ein Konzept der Müllvermeidung, um das klarzustellen, aber derzeit gibt es
überhaupt nichts. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Wer wartet auf die Müllverbrennungsanlage? Ich warte nicht darauf!) - Da
haben wir manche gemeinsame Kritik an dieser Stadtregierung zu formulieren und
werden das auch in den nächsten Monaten und Jahren einfordern.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, resümierend ist
festzustellen: Das, was sich in dieser Stadt abspielt, ist, dass es in dieser
wunderschönen Stadt leider eine Stadtregierung gibt, die 14 Monate
Stillstand aufzuweisen hat, die in diesen 14 Monaten lediglich durch
schlechte Arbeitsmarktdaten und durch eine Gebührenerhöhung, wie sie diese
Stadt schon sehr lange nicht mehr erlebt hat, aufgefallen ist. Gegen diese
Gebührenerhöhung richtet sich unsere Kritik.
Mein Kollege Fritz Aichinger und ich stellen daher
den Beschlussantrag, dass sich der Wiener Gemeinderat gegen jede weitere
Gebühren- und Tariferhöhung im kommunalen Versorgungsbereich ausspricht, weil
diese Gebühren vor allem die sozial Schwächsten betreffen. Diese Gebührenerhöhungen
sind ein Debakel für das Selbstverständnis der SPÖ als Partei, die einmal eine
soziale Veränderung in dieser Stadt durchgeführt hat. Sie sind ein Debakel für
eine Partei, die seit 14 Monaten alleine regiert und zeigt, dass sie ohne
Partner nicht im Stande ist, für diese Stadt entsprechend positive Initiativen
zu setzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr GR Mag Kabas zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm. (GR Godwin
Schuster zu GR Dr Matthias Tschirf: Was ist denn auf der Rückseite Ihrer Tafel,
Herr Dr Tschirf? - GR Dr Matthias Tschirf: Das weiß ein jeder! - Er zeigt,
bereits von seinem Sitzplatz aus, die Rückseite der zuvor gezeigten Tafel her,
auf der sich der Schriftzug "Schwarz ist besser Wirtschaften - ÖVP."
auf schwarzem Hintergrund befindet.)
GR Mag Hilmar Kabas
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich möchte auch ganz kurz auf diese Tafel zu sprechen
kommen. Zweifellos ist der Inhalt "SPÖ > Macht > Wien >
Teurer." richtig. Interessant ist, Herr Kollege Tschirf, nur die
Farbgebung, die Sie auf dieser Tafel haben. Können Sie es noch einmal
vielleicht herzeigen? (GR Dr Matthias
Tschirf zeigt die Tafel mit der gleichen Seite wie kurz zuvor her.) Nein,
die andere Seite. (GR Dr Matthias Tschirf
dreht die Tafel um und zeigt sie her.) Die ist nämlich rot-schwarz. (GR Dr Matthias Tschirf: "Besser
Wirtschaften" ist schwarz!) Das heißt, sie ist eine sehr ehrliche
Tafel, weil damit die ÖVP zugibt, dass auch sie, weil sie hier viereinhalb
Jahre lang mit der SPÖ in Koalition war, mitverantwortlich an den jetzt
herrschenden Zuständen ist. (Beifall bei
der FPÖ.) Daher hat er jetzt die Tafel schnell wieder verschwinden lassen.
Der Herr Vizebürgermeister und Finanzstadtrat hat
heute in seiner Darstellung des Rechnungsabschlusses eigentlich erkennen
lassen, dass er nicht wirklich einsichtig ist. Trotz der alarmierenden
Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts in Wien hat er nicht gesagt,
welche Maßnahmen er in Zukunft zu ergreifen gedenkt, sondern er hat nach dem
Motto "alles in Ordnung" sein Referat abgespult.
Das Einzige, worauf er sich immer wieder zurückgezogen
hat, ist darauf, dass die Bundesregierung an allem schuld ist (GR Godwin Schuster: Hauptschuldig!),
vor allem daran, dass Wien heute am allerschlechtesten von allen
österreichischen Bundesländern dasteht. Das hat er immer wieder wiederholt, wie
etwa - ich möchte den Vergleich hernehmen - in der Menschheitsgeschichte über
viele Jahrhunderte immer wieder die Meinung wiederholt wurde, die Erde ist eine
Scheibe. Es ist nur nicht so, Herr Vizebürgermeister, sondern Sie haben schon
durch Ihre Untätigkeit und durch Ihre falschen Maßnahmen Schuld daran, wie es
in Wien tatsächlich ausschaut.
Da nehme ich jetzt vorweg nur ein Beispiel, weil Sie
sich gerade auf die Frage der Arbeitsmarktsituation konzentriert haben. Wenn Sie
gemeint haben, Sie haben in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres schon die
richtigen Maßnahmen gesetzt, damit der Arbeitsmarkt in Wien wieder in Schwung
kommt, dann möchte ich nur darauf hinweisen, dass das wirklich eine gefährliche
Drohung ist, wenn Sie das tatsächlich ernst gemeint haben. Die Auswirkungen
Ihrer Maßnahmen, die Sie angeblich im Herbst 2001 gesetzt haben, schauen nämlich
so aus, dass im ersten Quartal 2002 Wien als einziges Bundesland in eine
Rekordarbeitslosigkeit geschlittert ist, nämlich mit 9,1 Prozent, einem
Plus von 2 Prozent, und dass Wien eine Arbeitslosigkeit aufweist, wie wir
es noch nie in dem Maße gehabt haben, währenddessen - es ist auch das
bedauerlich - österreichweit der Durchschnitt 6,8 Prozent sind. (GR Johann Driemer: Und in Kärnten über
11 Prozent!)
Herr Kollege Driemer, ich würde mich jetzt nicht
allzu sehr auf Kärnten konzentrieren, weil was Sie in Wien angestellt haben,
hat etwa den "Kurier" zur Headline verleitet oder angeregt:
"Wiens Wirtschaft ist beim Wachstum Schlusslicht". (GR Johann Driemer: In Kärnten über
11 Prozent!) Da können Sie sich nicht auf irgendetwas anderes, nicht
auf die Bundesregierung und schon gar nicht auf Kärnten, ausreden, sondern das
ist hausgemachte sozialistische Politik! (Beifall
bei der FPÖ. - GR Johann Driemer: Schauen Sie sich die Strukturen von Kärnten
an!)
Herr Driemer, das ist Ihre Politik! Ich nehme das schon auf,
wenn Sie glauben, Sie messen sich ununterbrochen mit einem natürlich noch immer
relativ strukturschwächeren Land, das jahrzehntelang sozialistische
Landeshauptleute und dann zwei Perioden lang einen ganz schwachen schwarzen
Landeshauptmann gehabt hat. Erst seitdem Jörg Haider dort Landeshauptmann ist,
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