Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 145
eine Gebührenlawine auf uns zukommt, ist es immer in Abrede
gestellt worden, gerade auch vom Herrn Vizebürgermeister. Aber was hat sich
seither abgespielt? - Seither ist nicht nur diese Stromsteuer geschaffen
worden, sondern seither sind beispielsweise die Straßenbahntarife angehoben
worden. Seither sind Beschlüsse hinsichtlich einer Erhöhung der Müllgebühren
gefasst worden, 26 Prozent plus. Seither sind einige Einschnitte, was die
soziale Situation dieser Stadt betrifft, gesetzt worden. Kindergartenbeiträge
werden um 7 Prozent erhöht, von 183 EUR auf 196 EUR.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, was bleibt vom
sozialen Erbe, das einmal das Rote Wien ausgemacht hat? - Nichts, meine Damen und
Herren! Das ist die Realität! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Für Wenigerverdienende ist es verbessert
worden!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser
Rechnungsabschluss ist ein Anlass, auf 14 Monate SPÖ-Alleinregierung
zurückzublicken. Es sind 14 Monate des Stillstands in dieser Stadt. Wenn
wir uns an die Beschlussfassung dieses Budgets zurückerinnern, war es noch eine
Zeit des Aufbruchs der Ideen. Das, was wir heute am Anfang vom Herrn
Vizebürgermeister gehört haben, ist eine Ideenlosigkeit. Es war bezeichnend,
dass der einzige Applaus, den er bekommen hat, beim Lob für die Beamten war.
Das ist schon richtig, das sind die Einzigen, die arbeiten. (GR Godwin Schuster: Schlecht aufgepasst!
Auch für die Kritik an der Bundesregierung ist applaudiert worden!) Was wir
uns erwarten würden, wäre, dass eine Stadtregierung Ideen entwickelt und
Kreativität zeigt, wie es in dieser Stadt im 21. Jahrhundert weitergehen
sollte. (GR Christian Oxonitsch: Dazu
haben Sie in der letzten Zeit keine Zeit gehabt!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist vieles,
was notwendig wäre. (GR Godwin Schuster:
Im Moment habe ich keinen einzigen kreativen Ansatz gehört!) Es ist keine
Frage, dass diese Stadt eine schöne Stadt ist, aber es gilt auch, diese Stadt als
attraktive Stadt zu erhalten, den Umbau von der Industriestadt zur Wissensstadt
durchzuführen und im Wettbewerb der Städte mit anderen Städten, mit anderen
Wirtschaftsstandorten entsprechend zu bestehen, ebenso im Wettbewerb der Stadt
mit dem Umland.
Wir leben in einem Europa, das durch Reformansätze
gekennzeichnet ist. Sie könnten sich einiges auch bei Tony Blair ansehen.
Schauen Sie lieber nicht bei den Franzosen nach, weil da sieht man, was mit den
Sozialdemokraten passiert, wenn sie einen Reformstau herbeiführen. (GR David Ellensohn: So wie mit der Wiener
ÖVP!) Der rot-grüne Spuk in Deutschland wird Gott sei Dank in wenigen
Wochen vorbei sein. Das wird übrigens gut für unsere Wirtschaft sein, weil
damit wird Deutschland wieder jener Motor der europäischen Wirtschaft, der die
Impulse gibt, damit auch die europäische Wirtschaft deutlich besser wird.
Edmund Stoiber wird dafür sorgen. (Beifall
bei der ÖVP. - GR Rudolf Hundstorfer: Beim Salzamt!)
Meine Damen und Herren, auch auf Bundesebene sind
viele Reformen angegangen worden (GR
Godwin Schuster: Die Sicherheitsinitiative der Bundesregierung!), die Sie
sich nicht vorstellen haben können, zum Beispiel die Sanierung des
Staatshaushalts. Sie könnten stolz darauf sein, wenn jene Reformen des
Apparats, die Minister Strasser durchgeführt hat, auch in Wien durchgeführt
werden würden. Darauf könnten Sie stolz sein, aber das gelingt Ihnen leider
nicht. (GR Christian Oxonitsch: Da würde
ich aufschreien!)
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, meine Damen und
Herren, was wäre zum Beispiel von der Bundesregierung zu übernehmen? (GR Godwin Schuster: So ideenlos!) Ideen,
wie sie demnächst umgesetzt werden, mit einem der interessantesten
sozialpolitischen Vorhaben, nämlich der Abfertigung neu. Es ist noch gar nicht
so lange her, da ist gerade von Ihrer Seite an diesem Modell noch Kritik geübt
worden. Oder die Pensionsreform. Oder eine Reform der Verwaltung. Das sind
Ansätze, an denen sich auch die Wiener SPÖ ein Beispiel nehmen könnte.
Was wir uns in dieser Stadt vorstellen, ist, dass
Antworten gegeben werden, Antworten hinsichtlich vieler Fragen, die auf uns
zukommen, nicht nur in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, hinsichtlich der
Ostöffnung eine echte Integrationspolitik. Wir brauchen eine Stadtregierung,
die handelt und nicht eine Stadtregierung, die eineinhalb Jahre lang Wahlkampf
gegen die Bundesregierung führen will. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser
Stillstand zeigt sich in dieser Stadt in vielen Projekten, etwa Aspern Gründe.
Unter Bernhard Görg wurde einer der renommiertesten Architekten, Stadtplaner
der Welt, nämlich Norman Foster, damit beauftragt, ein Konzept für das größte
Brachland innerhalb des Gürtels zu erstellen. Was ist seither geschehen? -
Nichts! Was ist hinsichtlich der Westbahnhofüberplattung geschehen? - Nichts!
Was passiert hinsichtlich einer stärkeren Förderung der Universitäten in dieser
Stadt? - Der Herr Vizebürgermeister rühmt sich, wie viele Studenten im Bereich
Biotechnologie in dieser Stadt sind. Er müsste dafür ein Dankeschön an den Bund
und ein Dankeschön an die Bildungsministerin sagen, dass die Rahmenbedingungen
dafür geschaffen werden. (GR Christian
Oxonitsch: Da müssen Sie selber schmunzeln!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo ist die
Positionierung Wiens in Besonderheiten der Wirtschaftspolitik? Wo ist der
Ansatz hinsichtlich E-Government, hinsichtlich einer Reform nicht nur der
Stadt, sondern auch der stadtnahen Unternehmen? Wo sind die Ansätze
hinsichtlich One-stop-Shop? Wo werden die Verfahren verkürzt, um tatsächlich
auf diese Art und Weise für den Wirtschaftsstandort etwas zu leisten?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, was geschieht, sind
PR-Kampagnen. (GR Godwin Schuster: Sie
reden von der Bundesregierung!) Alles und jedes wird gefeiert. Wien wird
ein riesiger Heuriger. Aber das, was notwendig wäre, dass sich etwa die
Stadtwerke viel stärker in Richtung Multi-Utility orientieren, geschieht nicht.
Was erfolgt? - Der ÖPNV-Vertrag schafft ein
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