Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 145
muss.
Wien, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat im
Jahre 2001 nicht nur den erforderlichen Maastricht-Überschuss von
341,57 Millionen EUR hergestellt, sondern auch in administrativer Hinsicht
einen Überschuss von 130,81 Millionen EUR erzielt. In Wien wurden 2001
nicht Wahlversprechen gebrochen, sondern es wurde in Konsequenz das
Regierungsprogramm umgesetzt, und Wien stellt sich weiterhin, auch nach einem
nicht einfachen Budgetjahr und einem nicht einfachen Jahr für die Wiener
Wirtschaft, als eine der bestverwalteten Städte Europas dar.
Ich meine, meine sehr geehrten Damen und Herren, das
ist in erster Linie das Verdienst der Mitarbeiter der Stadt Wien, der
Mitarbeiter in den Unternehmen der Stadt, in den kommunalen Betrieben, und ich
möchte mich dafür bei den Beamten und bei den Bediensteten dieser Unternehmen
herzlichst bedanken. (Beifall bei der SPÖ
und bei Gemeinderäten der ÖVP und der GRÜNEN.)
Ich bedanke mich umso mehr, als es offensichtlich auf
Bundesebene modern geworden ist, in den Beamten und Bediensteten des
öffentlichen Dienstes nur noch unerwünschte Kostenfaktoren zu sehen, die man am
schnellsten wegrationalisiert oder mit dem Geld des Steuerzahlers einfach in
Pension schickt. Es mag sein, dass es auch andere Bundesländer gibt - heute
berichtet der "Standard" etwas über die Landeslehrer in Kärnten, wo
das ähnlich ist -, aber ich denke, gerade unter den Bedingungen sollten wir
Respekt haben vor den Leistungen, die Beamte und öffentlich Bedienstete, auch
zur Erstellung dieser Qualität, bestverwaltete Stadt zu sein, erbringen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! 2001 war das
erste Jahr, für das der Stabilitätspakt gilt, und - ich habe es schon erwähnt -
Wien war dementsprechend verpflichtet, einen maastricht-gemäßen oder
maastricht-konformen Überschuss von 341,5 Millionen EUR abzuliefern.
Entgegen allen Unkenrufen - ich erinnere an das, was in vergangenen Debatten
auch hier im Haus gesagt worden ist - hat Wien diesen Stabilitätspakt voll
erfüllt, obwohl Wien den größten Beitrag zum österreichischen Nulldefizit
leisten musste und obwohl Wien auf der Ausgabenseite außerordentliche
Belastungen zu tragen hatte, einmal die Ausgaben für die Volkszählung, die besonders
in Wien, aber nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Bundesländern,
durchgeschlagen haben, das sind immerhin 10,9 Millionen EUR gewesen, aber
vor allem der Beitrag zum Entschädigungsfonds für die Opfer des
Nationalsozialismus, wo Wien einen Beitrag von 37,28 Millionen EUR
geleistet hat.
Und ich erwähne nur der Vollständigkeit halber: Wien
hat auch als Bundesland im Rahmen der Vereinbarung zwischen den Bundesländern
und den Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs für diese Vermögensentschädigungen,
die in diesem Bereich geleistet worden sind, einen überproportionalen Beitrag
von 4,5 Millionen EUR geleistet. Ich halte das für umso gewichtiger, als
ja nicht alle Bundesländer dem Beispiel Wiens gefolgt sind und ihren Beitrag
zum Entschädigungsfonds des Bundes geleistet haben.
Und ich erwähne, dass zu den Haushaltsüberschussverpflichtungen,
die Wien im Jahr 2001 betroffen hat, auf Grund des Finanzausgleichsfaktums noch
dazugekommen ist der Vorwegabzug von 3 Milliarden - in ATS ausgedrückt -
der Länder, dann die 3,5 Milliarden ATS jährliche Ausgabenentlastung des
Bundes, die so genannte Verwaltungsreform.
Und ich denke nur, um eine kleine Bemerkung am Rande
anzubringen: Es ist schon absurd, dass sich in einem Konzept, das darauf
angelegt war, zu einer gemeinsamen Entlastung zu kommen, derzeit ein widerborstiges
Thema zeigt, nämlich das Fundwesen, wo die Stadt Wien eintritt - übrigens nicht
allein - für eine Privatisierung der Verwertung und Verwahrung und weiterhin
der Abgabemöglichkeit bei den Polizeiwachzimmern, wie es bisher gewesen ist,
der Bund sich dagegen wendet und jede Privatisierung in diesem Bereich ablehnt
- eine Lösung, die alles andere als bürgerfreundlich ist. Nur in Klammer, weil
sich ja Bundespolitiker, und nicht nur diese, gelegentlich hinstellen und
sagen, die Verwaltungsreform ist so bürgernah. Das Fundwesen ist ein Paradebeispiel,
wo man es eigentlich besser machen könnte, und wir haben hier in diesem Punkt
auch den Konsultationsmechanismus angemeldet, weil der Verwaltungsaufwand, der
damit verbunden ist, gewaltig ist. Ich erwähne es nur deswegen, weil bei der
Frage, was Stadt und Land mit ihrem Budget zu realisieren haben, eine Menge auf
Wien zugekommen ist.
Und ich erwähne als weiteren Punkt die
"Ausfallshaftung" - unter Anführungszeichen -, die sich daraus
ergibt, dass Länder und Gemeinden dort, wo sie Spitalsträger sind, mit quasi
dem Ausfall der Spitalsfinanzierung belastet sind, da ja der Zuschussrahmen des
Bundes gedeckelt ist und gewissermaßen alles, was teurer ist, dann nicht mehr
zu Lasten des Bundes geht, sondern entweder die Sozialversicherung trifft oder
die Länder und Gemeinden als Träger trifft.
An die Adresse des Budget- und Wirtschaftsexperten
der Wiener Grünen, der uns jüngst im Vorfeld der heutigen Debatte empfohlen
hat, man hätte den österreichischen Stabilitätspakt nicht unterschreiben
sollen, möchte ich nur aufmerksam machen: Hätte Wien nicht unterschrieben, so
wären auf Grund des § 27 Abs. 7 des Finanzausgleichsgesetzes 2001 die
Wiener Ertragsanteile durch den Bund monatlich um 28,74 Millionen EUR
gekürzt worden. Pro Jahr wären dies 344,88 Millionen EUR weniger im Wiener
Budget gewesen.
Und noch eine zweite Bemerkung: Der grüne Budgetsprecher hat
uns auch empfohlen, die Investitionen bei den marktbestimmten Unternehmen mehr
zu nützen. Als würde nicht der Saldo von Einnahmen und Ausgaben der Betriebe
sehr wohl auf das Maastricht-Ergebnis der Stadt durchschlagen. Daher müsste
man, wenn man in diesem marktbestimmten Unternehmen mehr investiert, auch für
mehr Einnahmen sorgen oder Rücklagen auflösen, und eine solche
Rücklagenauflösung hat ja bekanntlich im Krankenanstaltenverbund stattgefunden,
um
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