Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 145
(Beginn um
9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf
Sie zur 17. Sitzung des Wiener Gemeinderats begrüßen.
Ich darf die Sitzung für eröffnet erklären und darf
Sie ersuchen, sich von den Plätzen zu erheben. (Die Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen.)
Vor
wenigen Stunden ist ein Mitglied des Wiener Gemeinderats, Prof Josef
Rauchenberger, verstorben. Pino, wie wir ihn im Namen der sozialdemokratischen
Familie genannt haben, war erst sehr kurz Mitglied des Hauses, war aber ein
Bestandteil dieses Haus, da er über zehn Jahre Klubsekretär der
Sozialdemokratischen Fraktion hier im Wiener Landtag und Gemeinderat war. Er
hat auch zehn Jahre lang im Bundesrat Wien vertreten und war auch dort ein
Anwalt des Landes Wien.
Pino hat viele Funktionen im Rahmen der Sozialdemokratie
innegehabt, Funktionen, die einerseits sehr basisorientiert waren, aber auch
Funktionen, die weit über das hinaus gegangen sind.
Und darüber hinaus hat er uns etwas hinterlassen,
einen Nachlass hinterlassen, der ihn charakterisiert als Chronist, als
Archivar, als einer, der auch nebenberuflich ein Studium der
Politikwissenschaften und Publizistik begonnen hat, dieses Studium zwar nicht
abschließen konnte, aber das Ergebnis dessen, was dieses Studium gebracht hat,
wird immer ein Teil dieser Stadt sein. Ich darf ein einziges Standardwerk hier
erwähnen, das Standardwerk "Die Geschichte der Bezirksvertretungen
Wiens".
Er hat uns aber auch eines gelehrt und als Nachlass
hinterlassen, nämlich was es heißt, Kraft und Energie zu entwickeln, um mit einer
sehr, sehr schwierigen Krankheit umgehen zu können. Er hat nie aufgegeben, er
hat unermüdlich gekämpft und hat auch in schwierigsten Zeiten dieser Erkrankung
noch Optimismus verstreut.
Es sei mir gestattet, das persönliche Erlebnis der
letzten Maifeier der Sozialdemokratie hier wiederzugeben. Es war berührend. Es
war für uns aber auch eine Mahnung, dass wir immer noch mehr Energie aufnehmen
und geben können. Es war ihm, der so schwer gezeichnet war von einer
Erkrankung, möglich, uns, den so genannten Gesunden, Kraft und Optimismus zu
geben.
Er hat die letzten drei Jahren, die er diesem Haus
angehört hat, im Planungsausschuss, offiziell im GRA für Stadtentwicklung und
Verkehr, gewirkt.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Angedenken
bewahren. (Die Versammlung verharrt in
stillem Gedenken.)
Ich danke für die Kundgebung. (Die Anwesenden nehmen ihre Plätze wieder ein.)
Ich darf nun zum offiziellen Teil der Sitzung kommen
und darf weiters noch mitteilen, dass Frau GRin Prof Stubenvoll für heute
entschuldigt ist.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von den
GRÜNEN 7 schriftliche Anfragen, von der ÖVP 1, vom Klub der
Freiheitlichen 5 eingelangt sind.
Weiters
ist vor Sitzungsbeginn 1 Antrag seitens des Grünen Klubs eingelangt. Den
Fraktionen wurde dieser Antrag schriftlich bekannt gegeben und die Zuweisung
wird, wie beantragt, erfolgen.
Die Postnummer 1 (02585/2002-MDALTG) der Tagesordnung betrifft den Rechnungsabschluss
der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2001.
Für die Beratung und Erledigung des
Rechnungsabschlusses schlage ich folgende Vorgangsweise vor: Nach einem
einleitenden Referat von Herrn VBgm amtsf StR für Finanzen, Wirtschaftspolitik
und Wiener Stadtwerke, Dr Sepp Rieder, folgt die allgemeine Beratung des
Rechnungsabschlusses und im Anschluss daran die Debatte über die
Geschäftsgruppe FiWi und Wiener Stadtwerke.
Voraussichtlich am Dienstag dieser Woche wird nach
dem Schlusswort des Berichterstatters über die Anträge zum Rechnungsabschluss
und zum Inventar abgestimmt werden.
Ich nehme an, Sie sind mit dieser Vorgangsweise
einverstanden.
Ich bitte nun den Berichterstatter, Herrn VBgm Dr
Rieder, die Verhandlung über die Postnummer 1, den Rechnungsabschluss
2001, einzuleiten. - Bitte.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wenn man sagt, dass das Budget die in Zahlen
gegossene Politik ist, dann ist der Rechnungsabschluss gewissermaßen die in
Zahlen gegossene Rechenschaft darüber, wie man mit den Steuermitteln umgegangen
ist, wie man sie eingesetzt hat zur Verwirklichung und Umsetzung der Aufgaben,
die dem Land und der Stadt Wien übertragen sind.
Wenn wir uns das Ergebnis des Rechnungsabschlusses
für das Jahr 2001 vor Augen führen, dann, glaube ich, und das ist durchaus eine
nicht selbstbehübschende Beschreibung, brauchen wir keinen Vergleich zu
scheuen. Wir brauchen weder den Vergleich zu scheuen mit der Politik der
Bundesregierung, die sich im Großen und Ganzen in Belastungen erschöpft, wir
brauchen nicht zu scheuen den Vergleich mit anderen österreichischen Städten
und Gemeinden, die, wie das vor kurzem der Gemeindebund und der Städtebund zum
Ausdruck gebracht haben, unter dem Druck der Nulldefizitpolitik den Atem
verlieren, und wir brauchen auch nicht den internationalen Vergleich mit
anderen europäischen Großstädten zu scheuen.
Vor wenigen Tagen ist in einem deutschen Magazin, im
"Spiegel", ein Bericht veröffentlicht worden unter dem Titel
"Blut, Schweiß und Tränen", und da wird geschildert, wie die
finanzielle Wirklichkeit dem Bürgerblock in Hamburg die Möglichkeit nimmt, alle
die Wahlversprechungen, die ja gemacht worden sind, einzulösen, und es wird
hier geschildert, dass in der Hansestadt pro Sekunde 33 EUR an Zinsen für
22 Milliarden EUR Schulden gezahlt werden und dass im Jahre 2001 ein
Defizit von 1,5 Milliarden EUR hingenommen werden
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