Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 90
Sepp Rieder: Wenn Sie die heutige "Presse" lesen,
Kollege Serles ...! - Sie sind kein "Presse"-Leser!)
Ganz im
Gegensatz zu dieser Politik der Schuldzuweisung betreiben wir eine Politik des
Pragmatismus, eine an sachlichen Gegebenheiten orientierte Politik. In diesem
Zusammenhang darf ich darauf verweisen, dass wir heute - neben einer
dringlichen Anfrage - eines der wertvollsten Mittel eingebracht haben, die eine
Oppositionspartei in einem demokratischen Prozess einbringen kann. Wir haben nämlich
von unserem Minderheitsrecht Gebrauch gemacht, die Sicherheit im Bereich der
Wiener U-Bahn einer umfassenden Prüfung durch das Kontrollamt zuzuführen. -
Auch das kein Mittel der Skandalisierung irgendwelcher Vorkommnisse, sondern
auch das der gezielte Versuch, die Sicherheit in Wien zu erhöhen!
Wir verlangen vom Kontrollamt, dass das Kontrollamt
anknüpfend an die Vorfälle in der Wiener U-Bahn vom 28. Dezember des
Vorjahres - ich verzichte auf die Erwähnung von Details -, vom 23. März,
vom 27. März, vom 18. April und vom 1. Mai dieses Jahres ganz konkret
überprüft, ob die Sicherheitsmechanismen im Bereich der Wiener Linien
funktioniert haben und ob angemessene, ausreichende und ordnungsgemäße Sicherheitsmaßnahmen
getroffen wurden, die eine Gefahr für die Sicherheit, das Leben und die
Gesundheit der Wiener Bevölkerung zu jedem Zeitpunkt ausgeschlossen haben.
Herr Dr
Stürzenbecher! Da Sie - zu Recht - auch eingemahnt haben, dass Sie sich von der
Oppositionspartei konstruktive Vorschläge für die Verbesserung der Sicherheit
im Bereich der U-Bahn erwarten, darf ich Sie darauf hinweisen: Wir haben diese
Vorschläge gemacht! Ich wiederhole sie im Folgenden noch einmal:
Erstens.
Wir haben gefordert, dass die Wartungsintervalle verkürzt werden. Ich glaube,
das wäre ein ganz wesentlicher Beitrag zur Hebung der Sicherheit im Bereich der
Wiener U-Bahn.
Zweitens. Wir haben gefordert - Kollege Madejski hat
mehrmals darauf hingewiesen -, dass Staub und Lurch aus Kabelschächten entfernt
werden - eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung. Auch das wäre ein ganz wesentlicher
Beitrag zur Hebung der Sicherheit in der Wiener U-Bahn, weil damit Schwelbrände
verhindert werden.
Drittens. Herr Dr Madejski hat gefordert, dass die
Verbindungskette im Alarmfall zwischen dem Fahrer eines Triebwagens auf der
einen Seite und den Einsatzkräften - Feuerwehr, Polizei - auf der anderen Seite
so kurz wie möglich gestaltet sein muss. Das muss funktionieren! Daher:
Möglichst kurze Verweildauer bis zum tatsächlichen Alarmeinsatz.
Viertens. Wir wollen selbstverständlich auch das subjektive
Sicherheitsgefühl der Wiener U-Bahn-Benützer stärken. Wir wollen, dass
Bedienstete der Wiener Linien - im Volksmund "Schwarzkappler" genannt
- nicht nur Schwarzfahrer abstrafen, sondern auch Raucher in den Wiener U-Bahn-Stationen.
Wenn Sie das als "Wiener U-Bahn-Polizei" charakterisieren wollen,
dann sagen wir dazu mit großer Überzeugung: Ja, wir wollen, dass konsequent
gegen Raucher in den U-Bahn-Stationen vorgegangen wird und die "Schwarzkappler"
als "Wiener U-Bahn-Polizei" sind uns nur recht und billig! (Beifall bei der FPÖ.)
Bei der heutigen Diskussion habe ich unter anderem
eines nicht verstanden: Ich habe nicht verstanden, warum sich die GRÜNEN aus
diesem Diskussionsprozess völlig zurückgezogen haben. Offenbar sind bei ihnen
die Scheuklappen schon so eng geworden, dass sie bei jedem ernsthaften Thema,
das die FPÖ aufs Tapet bringt, von vornherein annehmen, hier würde unseriös
diskutiert werden. - Es ist demokratiepolitisch ganz schlecht und ganz
bedenklich, wenn Sie sich von der Diskussion eines derartig wichtigen Themas
gänzlich zurückziehen. Schande über Sie, meine Damen und Herren von der grünen
Fraktion! Das hat sich nicht einmal Ihre eigene Fraktion verdient! (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas:
Das ist auch kein Schaden!)
Kurzum: Wir wollen, dass beim Nachdenken über die
Sicherheit in Wiens U-Bahn bei uns allen die Köpfe rauchen. Viel lieber als
qualmende Zigaretten in Wiens U-Bahnen haben wir es, wenn die Köpfe jedes Einzelnen
von Ihnen und von uns rauchen, wenn es darum geht, die Sicherheitsstandards in
Wiens U-Bahn deutlich zu erhöhen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der dringlichen
Anfrage ist somit beendet.
Wir kommen nun wieder zur Postnummer 38 (02129/2002-GSV)
der Tagesordnung. Ich bitte nun Frau GRin Bayr, an das Rednerpult zu treten. (GRin
Renate Winklbauer - nach kurzem Zögern den Platz des Berichterstatters
einnehmend -: Ich setze mich freiwillig hin!)
GRin Petra Bayr (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau
Berichterstatterin!
Unsere nächste Destination ist "Lokale
Agenda 21". Wir gelangen dorthin natürlich mit der U-Bahn - bequem,
umweltfreundlich, schnell und sicher.
Ich freue
mich sehr, dass dieser Antrag betreffend die "Lokale Agenda 21"
diesmal von allen Parteien unterstützt werden wird und dass die "Lokale
Agenda 21" in dieser Legislaturperiode auf politisch sehr breiten Beinen
steht. Ich halte das für gut und für wichtig. Wir haben aus den Erfahrungen des
9. Bezirks eine Menge gelernt, nehmen eine ganze Menge mit und werden
diese positiven Erfahrungen auf einen möglichst breiten Bereich in Wien ausdehnen.
Ich denke, eine der Prämissen bei der "Lokalen Agenda 21"
ist das politische Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit. Wenn ich mir so
anschaue, was wir in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren in der Stadt geleistet
haben, so glaube ich, dass wir in dieser Sache wirklich auf eine gute Tradition
verweisen können, zum Beispiel in Form eines Stadtentwicklungsplans, eines
Klimaschutzprogramms, eines Tausend-Hektar-Programms oder auch eines
Verkehrskonzepts. Die "Lokale Agenda 21" ist also insofern nur
eine Fortschreibung einer schon seit längerem umgesetzten Politik.
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