Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 90
wirklich einschätzen zu können und zu schätzen zu wissen,
welche Sicherheit wir haben. Aber wie gesagt: Wenn jemand vernünftige
Vorschläge hat, wie die Wiener Linien, die Wiener U-Bahnen noch sicherer
gemacht werden können, dann möge er diese vorbringen. Ich bin zuversichtlich,
dass die Wiener Linien diese Vorschläge im Zuge ihrer Evaluierungen auch
ernsthaft prüfen werden.
Dass man nie 100-prozentige Sicherheit erreichen
kann, ist klar, aber die nach menschlichem Ermessen bestmögliche Sicherheit
soll man erreichen, und dafür sollen wir uns alle gemeinsam anstrengen! - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster
ist Herr GR Dr Serles zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wilfried Serles
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr
Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wer in der APA die Zwischenfälle im Bereich der
Wiener U-Bahn in den letzten Monaten nachliest, findet leider eine Vielzahl von
Pressemeldungen. Ich habe hier die APA-Meldung vom 28. Dezember 2001. Die
APA titelt: "Rauch bei der U-Bahn: Schuld war geplatzter Gummi" (Heiterkeit
bei GemeinderätInnen der SPÖ.) - das ist die Originalschlagzeile, ich habe
das wortwörtlich wiedergegeben! -, und im Text ist zu lesen:
"Rauchentwicklung und vermuteter Brandgeruch haben heute, Freitag,
Vormittag zu einer Störung der U-Bahn-Linie U 1 geführt. Rund eine halbe Stunde
war der Betrieb abschnittsweise eingestellt. Als Ursache wurde von den Wiener
Linien ein defekter Luftpolster festgestellt." - Das ist offenbar mit
"Gummi" gemeint, Frau Kollegin.
APA vom 23. März 2002. - Überschrift:
"Alarm in der U 2-Station Volkstheater", und im Text ist zu
lesen: "Bei einer Garnitur der Linie U 2 ist es heute, Samstag,
Nachmittag in Wien kurzfristig zu einem Alarm gekommen. Wie die Feuerwehr in
einer Aussendung mitteilte, trat bei einem Triebwagen in der Station Volkstheater
Rauch aus. Über die Ursache der Rauchentwicklung lagen vorerst keine Angaben
vor. Nach Angaben der Feuerwehr war diese vorerst nicht feststellbar."
APA vom 27. März dieses Jahres. - Titel:
"Brennender Staub legte U-Bahn-Station Südtiroler Platz lahm"; im
Text ist zu lesen: "Ein Brand legte die U-Bahn-Station Südtiroler Platz in
Wien Wieden gestern, Dienstag, Abend für etwa eine halbe Stunde lahm. Das Feuer
war in einer Zwischendecke der Station entstanden. Als Ursache wurde entweder eine
überhitzte Deckenbeleuchtung oder eine glosende Zigarette festgestellt, wie die
Feuerwehr meinte. Die Station wurde gesperrt, der Fahrbetrieb
eingestellt."
APA vom 18. April dieses Jahres. - Titel:
"Wieder Rauch in der Wiener U-Bahn", Untertitel: "Linie U 2
bei der Station Rathaus betroffen". Im Text ist zu lesen: "Wieder
einmal hat es im Bereich des Wiener U-Bahn-Netzes Rauchentwicklung gegeben.
Heute, Donnerstag, früh war laut Feuerwehr eine Garnitur der Linie U 2 in
der Tunnelröhre der Station Rathaus betroffen. Die Feuerwehr gab auf Grund der
gemeldeten starken Verrauchung Alarmstufe 2 und rückte mit
14 Fahrzeugen aus."
Am 1. Mai dieses Jahres ist in der APA zu lesen:
"Kleinbrand in U-Bahn-Station Wien Stephansplatz", und im Untertitel
heißt es: "Schmutz auf Deckenverkleidung entzündete sich wegen Zigarette.
Betrieb kurz unterbrochen."
Und gestern - das wissen wir aus den heutigen
Zeitungen - hat es in der U-Bahn-Station Schönbrunn gequalmt.
Diese Aufzählung, Herr Vizebürgermeister, ließe sich
jetzt bestimmt noch eine Zeit lang verlängern; ich tue das bewusst nicht. Fest
steht - und diese Schlussfolgerung möchte ich daraus ziehen -, dass sich leider
die Kleinbrände auf Grund von Defekten, Störungen oder Zigaretten im Bereich
der Wiener U-Bahn häufen. All diese Vorfälle, so glimpflich sie Gott sei Dank
auch verlaufen sind, haben jedenfalls eines gemeinsam: ein doch erhebliches
Gefahrenpotenzial.
Meine Damen und Herren! Damit Missverständnisse erst
gar nicht aufkommen - und ich habe diese Missverständnisse heute bei Herrn StR
Rieder, muss ich lobend erwähnen, nur punktuell feststellen können -, will ich
hier noch einmal betonen: Die U-Bahn Wien ist zweifellos ein sicheres, wenn
nicht das sicherste Verkehrsmittel. Diese dringliche Anfrage dient nicht dem
Zweck, ein sicheres Verkehrsmittel zu skandalisieren, sie dient auch nicht dem
Zweck, das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung, auf das Sie verwiesen haben,
Herr Stadtrat, zu missachten, sondern diese dringliche Anfrage dient einzig und
allein dem Zweck, die Sicherheitsstandards im Bereich der Wiener U-Bahn zu
erhöhen.
Herr Stadtrat! Sie haben gemeint, wir würden hier zum
Mittel der Schuldzuweisung greifen. Dazu darf ich festhalten: Die Latte in
diesem Haus, wenn es um Schuldzuweisungen geht, haben noch immer Sie gelegt!
Wenn ich mir nämlich unsere wirtschaftspolitischen Diskussionen vor Augen führe
und wenn ich mir die schlechte Performance der Wiener Wirtschaft vor Augen
führe, dann frage ich mich: Wie schlecht muss es der Wiener Wirtschaft
eigentlich noch gehen, bevor Sie von Ihrem stereotypen Argument (GR Franz
Ekkamp: Stimmt ja nicht!), "schuld daran ist die Bundesregierung"
- das ist Ihre Schuldzuweisung par excellence! -, nicht mehr Gebrauch machen? -
Wir haben im Jahresdurchschnitt 2001 in Wien ein negatives Wirtschaftswachstum
von 0,2 Prozent gehabt. Wien war das einzige Bundesland Österreichs, in
dem die Wirtschaft real geschrumpft ist, und Ihre Antwort, Herr
Vizebürgermeister, ist meistens die Folgende: Schuld an dem Ganzen ist die
Bundesregierung, denn da wird im Bereich der Verwaltung gespart, und und und. -
Ich wiederhole all Ihre stereotypen Argumente hier nicht. (VBgm Dr Sepp
Rieder: Wenn Sie heute die "Presse" lesen ...!)
Ich möchte Ihnen den Vorwurf der Schuldzuweisung also gerne
zurückgeben. Wenn es um Schuldzuweisungen geht, dann sind Sie der Erste in
diesem Haus, der zu diesem Stilmittel greift, um die Bundesregierung in die
Ziehung zu nehmen. (Beifall bei der FPÖ. - VBgm Dr
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