Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 90
Ich wollte Ihnen aber auch sagen, dass eine Verwertung von
Liegenschaften keinen EU-, bundes- oder landesrechtlichen Vergabebestimmungen
unterliegt, weil ausschließlich finanzielle, monetäre Überlegungen über die
bestmögliche Nutzung hierbei im Vordergrund stehen. Daher erfolgte auch dieser
Vertragsabschluss unter Bedachtnahme auf die primäre Überlegung, dass unter den
Interessenten, die sich gemeldet haben, derjenige ausgewählt werden soll, der
das Beste aus diesem Objekt machen kann und der dieses Objekt einer sinnvollen
touristischen Nutzung und einer gedeihlicher Entwicklung für die Wiener
zuführen kann. (GR Heinz Christian Strache:
Auf Zuruf haben Sie den Baurechtsvertrag gemacht! Ihr habt euch nicht einmal an
die Interessenten gewendet!)
Es wurde dann unter den verbliebenen Interessenten,
das waren eben Gastgewerbetreibende, der Beste ausgewählt, und zwar insofern
auch der Beste, weil mit der Übernahme nicht nur der Pachtzins anfällt, sondern
auch ein hohes Investitionsvolumen gefragt ist. Denn das größere Problem bei
diesem Objekt sind ja nicht die Pacht und die laufenden Zahlungen, sondern das
große Problem ist die Revitalisierung dieses Gebäudes (GR Heinz Christian Strache: 1,5 Millionen EUR!), das sowohl
unter Denkmalschutz steht - der Ihnen sonst immer so wichtig ist, wenn es um
andere Ecken des 3. Bezirks geht -, als auch eine Investitionssumme von
geschätzten 5 Millionen EUR benötigt. (GR
Heinz Christian Strache: 1,5 Millionen EUR wurden geschätzt) Ich darf
Ihnen das auch noch in unsere alte Währung umrechnen: Das sind rund
70 Millionen S, die hier zu investieren wären, weil eben die
Unternehmung, die den Vertrag abschließt, sowohl die Ausgestaltung entsprechend
den denkmalpflegerischen und den sonstigen notwendigen Auflagen als auch die
harmonische Einbindung des Ganzen in den Stadtpark zu betreiben hat.
Vielleicht noch zu den Behauptungen bezüglich des
niedrigen Pachtzinses und was in diesem Zusammenhang alles hier behauptet wird.
Wenn die Auflage, dass ab 19 Uhr eine Zufahrt mit dem Taxi oder mit dem
Pkw zum Ein- und Aussteigen möglich ist, nicht erfüllt werden kann, dann - und
nur dann! - kommt der niedrigere Zins zum Tragen, aber diese Zufahrt ist
durchaus zu ermöglichen und ist auch kein Problem.
Ich darf
Ihnen sagen, dass für den Lieferverkehr bei der alten Meierei, als sie noch in
Betrieb war, eine wesentlich ungünstigere Variante bestand, denn da ist man bei
der U-Bahn-Station Stadtpark hineingefahren und dann das ganze Wiental entlang
durch den Stadtpark, an allen Kinderspielplätzen vorbeigefahren, um dann bei
der Meierei letztendlich ganz hinten zuzuliefern. Jetzt hingegen wird eine
schnelle und kurze Zuliefervariante geschaffen. So gesehen, kommt es zu einer
Verbesserung der Situation, auch eingedenk dessen, dass, wie ich gehört habe,
auch geplant ist, einen beleuchteten Gehweg zu errichten, was auch im Sinne der
Parkbesucher ist.
So möchte ich zum Abschluss der Diskussion über diese
Frage - ich glaube nämlich, dass es gar nicht notwendig ist, noch länger über
diese Frage zu diskutieren - noch einmal darauf hinweisen, dass der Pächter
nicht nur eine Verpflichtung zur Zahlung eines Pachtzinses übernimmt, sondern
der größere Brocken - wie man wienerisch sagt -, den er zu schlucken hat, sind
die Kosten der Revitalisierung, die sich eben in einer Höhe von
5 Millionen EUR beziehungsweise 70 Millionen S bewegen. Und
dieses Risiko und diese Verpflichtung wird der Pächter ganz alleine tragen.
So gesehen ist es auch im Sinne der Stadt, dass ein
über zehn Jahre leer stehendes Gebäude, das unter Denkmalschutz steht und in
äußerst schlechtem Zustand ist, endlich wieder hergerichtet wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist nochmals Herr GR Wagner zum
Wort gemeldet. - Bitte, beachten Sie Ihre Restredezeit!
GR Josef Wagner
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich brauche nicht so lange, es hätte auch eine tatsächliche
Berichtigung werden können, aber das, was Herr Klubobmann Schieder hier
ausgeführt hat, kann ... (Ruf bei den Grünen: Klubobmann ist er noch nicht!) Ah,
Gemeinderat. Entschuldigung, GR Schieder. Ich habe ihn schon aufgewertet. Wenn
er so die Interessen der Genossen vertritt, wird er sicherlich noch mehr als
Gemeinderat.
Herr GR Schieder! Sie sind hier herauskommen und
haben gesagt, die Freiheitlichen oder der Kollege Strache hätten den Akt
genauer lesen müssen. Gerade vorhin hat Ihnen jemand den Akt zugesteckt und auf
eine Passage verwiesen, nur, derjenige, der Ihnen da geholfen hat, der hat sich
leider geirrt, der hat Ihnen die falsche Seite gesagt. Denn ich sage Ihnen
jetzt, worüber Sie reden und worüber wir reden. Sie versuchen hier wirklich mit
eigentlich nicht erlaubten Tricks, Menschen hinters Licht zu führen, sie ein
bisserl als unwissend hinzustellen und ihnen dann die Unwahrheit unterzujubeln.
Sie haben hier eine Passage vorgelesen - ich habe mir das
aufgeschrieben - und haben gesagt, Seite 7, Punkt 16 unten hätte man
sich anschauen müssen, da wäre die genaue Vorgangsweise beschrieben, wie der
Zeitwert mit Hilfe von Schätzmännern zu ermitteln ist und so weiter. Ich sage
Ihnen, worauf sich das bezieht. Das bezieht sich darauf, dass nach Ablauf der
99 Jahre die Stadt Wien auf ihr Verlangen entweder das Baurecht zurücknimmt
oder der Bauberechtigte neuerlich einsteigt, aber das bezieht sich nicht auf
den Punkt, über den wir gesprochen haben. Deshalb schauen Sie jetzt bitte nach
auf Seite 8, Punkt 19, wo die Stadt Wien den ... (GR Johann Driemer: Das ist ein Irrtum, Herr Gemeinderat! Das bezieht
sich auf beides! Sowohl als auch! - GR Christian Oxonitsch: So viel zum Thema
Irren und Unwahrheiten! - Amtsf StR Werner Faymann: Sie verstehen den Vertrag
nicht!) Herr Stadtrat, ich verstehe den Vertrag schon, nur der Kollege
Schieder hat ihn nicht verstanden und hat es falsch dargestellt. Kennen Sie
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