Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 90
Meierei eine Nutzungsmöglichkeit für Interessenten vorgibt,
die gewährleistet, dass wirklich alle Wienerinnen und Wiener dort Platz haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber das zeigt natürlich, dass die Jugend bei Ihnen
keinen hohen Stellenwert genießt, genauso wenig wie die Objektivität und
genauso wenig wie Nichtsozialisten in dieser Stadt, die von Ihnen weder
objektiv noch korrekt behandelt werden. Das schließt sich nahtlos an viele
andere Dinge an, die Sie in dieser Stadt auch schon betrieben haben. Das ist -
da möchte ich beim ÖVP-Gemeinderatskollegen anschließen - nicht nur unanständig,
das ist eine Zumutung, es ist ein Verschleudern des Eigentums der Wienerinnen
und Wiener, es ist eine Freunderlwirtschaft, wie sie im Buche steht. (Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie
haben einmal mehr bewiesen, dass Sie mit einer Arroganz und Präpotenz in dieser
Stadt vorgehen und sich nicht einmal genieren. Sie sollten eigentlich unter den
Bänken verschwinden, so genieren sollten Sie sich, über Ihre offensichtliche Vorgangsweise
in dieser Causa.
Ich sage: Wenn Sie nichts zu verstecken haben, dann
werden Sie heute auch unserem Antrag auf Kontrollamtsuntersuchung zustimmen,
weil Sie ja ein Interesse daran haben müssen, das, was ich heute hier
aufgezeigt habe in meiner Wortmeldung, auch zu widerlegen. Haben Sie kein
Interesse, stimmen Sie dem Antrag nicht zu, dann bestätigen Sie nur, dass all
das, was wir heute von uns gegeben haben, auch stimmt. Und dann, sage ich, ist
die Stadtregierung rücktrittsreif. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr GR Mag Schieder zum Wort
gemeldet.
GR Mag Andreas Schieder
(Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Strache! So wie Sie sich geirrt
haben, als Sie behauptet haben, es wird keiner von uns zu diesem Thema reden,
sich aber jetzt herausstellt, dass doch jemand redet (GR Heinz Christian Strache: Sie haben sich jetzt erst gemeldet!),
genauso falsch liegen Sie auch mit der restlichen Einschätzung in dieser Sache
Ihrerseits. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte Sie zum Beispiel darauf hinweisen, dass
beim Haus in der Rasumofskygasse, das ja auf Grund eines Rechnungshofberichts
verkauft werden musste, weil es kein Gemeindebau, sondern ein im Eigentum der
Gemeinde Wien befindliches privates Miethaus war, im Zuge des Verkaufs -
genauso wie auch in anderen Fällen, wo das notwendig war auf Grund des Rechnungshofsberichts
-, allen Mietern die Gesamtheit der Angebote unterbreitet wurde. Das reichte
vom Kauf bis zum Umsiedeln in eine andere, in eine echte Gemeindewohnung.
Alle diese Maßnahmen sind auch dort den Mietern
angeboten worden, und meiner Information nach ist ja auch der Käufer des Hauses
dann nicht das Steirereck allein gewesen, sondern der Kauf erfolgte gemeinsam
mit einem Pelzhändler.
Ich möchte Ihnen aber, weil Sie da behaupten, es gebe
dann ein billiges Kaufrecht, raten, dass Sie sich vielleicht doch einmal
bemühen, die Akten intensiver anzuschauen und durchzulesen. Wenn man sich den
Vertrag durchliest, findet man auf Seite 7 unten den Punkt 16 -
vielleicht wollen Sie sich das im Nachhinein noch genauer anschauen - und da
steht genau, dass es um die Höhe des Zeitwerts geht, also dass dann zum Verkehrswert
gekauft werden kann, wobei noch genau definiert ist, in welcher Zusammensetzung
dieser Verkehrswert bestimmt werden kann.
So ist es halt eben, wie Sie es mit der Wahrheit halten.
Das ist einfach falsch, sondern wenn verkauft wird, geschieht dies eben zum
Verkehrswert. (GR Heinz Christian
Strache: Lesen Sie sich den Vertrag durch! Von einem Betrag ist da keine Rede!
Das kommt gar nicht vor!) Vielleicht dient es in Ihrer Partei dazu, weiter
hinaufzukommen und vielleicht Parteivorsitzender zu werden, wenn man immer wieder
Falsches behaupten. Es ist nur der Sache nicht wirklich dienlich.
Wie Sie vielleicht wissen - Sie sind ja Mandatar des
3. Bezirks, und es wird Ihnen auch schon aufgefallen sein -, ist die
Meierei in einem äußerst desolaten Zustand. Würde es den Denkmalschutz nicht
geben, wäre dieses Haus schon längst wirtschaftlich abbruchreif. (GR Heinz
Christian Strache: Warum haben Sie dann keine Ausschreibung gemacht und den
Bestbieter genommen?)
Sie werden als Mandatar des 3. Bezirks
sicherlich auch schon gehört haben, dass es für die Parkbesucher nicht sehr
angenehm ist, wenn dort ein derart desolates Haus steht, und dass es bei einem
leer stehenden Gebäude auch eine Vielzahl von negativen Auswirkungen gibt.
Zur Ermittlung des Werts der Liegenschaft haben
sowohl die MA 40 als auch ein gerichtlich beeideter Sachverständiger
Gutachten erstellt und beide sind ungefähr zum gleichen Ergebnis gekommen und
haben auf Basis dieser Werte den Baurechtszins bewertet, der heute auch Teil
dieses Vertrags ist. Also auch hier ein absolut normaler Zinswert in dieser
Höhe.
Für die Stadt Wien war es irgendwie eine zwingende
Vorgabe, dass ein solch prominenter Standort mit einem Objekt darauf nur als
höchstwertig touristische Nutzung in Gebrauch genommen werden kann. Daher war
es auch Absicht der Stadt Wien, in den interessierten Kreisen, in denen
durchaus bekannt war, dass dieses Gebäude seit über einem Jahrzehnt leer steht,
Interessenten zu suchen, und es haben sich auch 23 Interessenten beworben
und an die Stadt Wien gewendet.
Es war aber auch klar, dass das, was bisher dort
stattgefunden hat, indem sich eine Clubbing- und Event-Szene etabliert hatte,
nicht unbedingt der ruhigen Nutzung eines Stadtparks entsprochen hat und daher
für eine dauerhafte Nutzung irgendwie ein anderes Konzept zu suchen war. Daher
wurden sowohl die Clubbing-Bewerber als auch die Immobilienverwerter nicht zur
näheren Konsultation herangezogen, sondern die, die auch ein sinnvolles Konzept
vorlegen können.
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