Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 90
lauten.
Ich gehe davon aus, wenn du das so einbringst, dass
du damit auch rechnest. Ich will dir das nicht unterstellen, aber es steht doch
ein bisschen im Raum, dass das mehr oder weniger als politischer Gag
eingebracht wird. Denn hättest du tatsächlich ein Interesse daran, dass das, so
wie du es eingefordert hast, auf Grund des Inhalts politisch diskutiert wird,
hättest du sinnvollerweise eigentlich die Zuweisung beantragen müssen. Das wäre
sicher ein Antrag gewesen, über den man diskutieren hätte können. Aber das ist,
wenn man so will, eine rein formale Sache.
Zum vorliegenden Akt muss man sagen, dass die
Entwicklung der Fachhochschulen in Wien eine Erfolgsgeschichte ist. In der Tat
ist es so, dass die Stadt Wien später als andere Bundesländer begonnen hat,
voll in den Bereich der Fachhochschulen einzusteigen. Das hat seine Gründe und
liegt vor allem darin, dass die Stadt Wien als Standort für insgesamt acht
Universitäten eine Funktion hat, die in keinem anderen Bundesland und in keiner
anderen Stadt in Österreich zu finden ist. Das ist mit ein Grund dafür, dass
die Fachhochschulen etwas später als in anderen Bundesländern begonnen haben.
Auch hier möchte ich nur ganz kurz zwei Zahlen
nennen: 1994 hat es insgesamt zehn Fachhochschulstudiengänge mit 695
Studierenden gegeben, die 1994 das erste Mal begonnen haben. Der Anteil Wiens
an der Gesamtzahl der Studierenden hat damals 18,4 Prozent betragen.
Jetzt, im Studienjahr 2001/2002, sind es bereits 23,6 Prozent, die in den
verschiedensten Studienlehrgängen der Fachhochschulen in Wien einen entsprechenden
Platz haben. Das sind in Wien 3 410 Studentinnen und Studenten.
Österreichweit sind es 14 438. Das heißt, Wien hat in sehr kurzer Zeit, in
wenigen Jahren, den Anteil sehr deutlich erhöht.
Im Studienjahr 2001/2002 sind rund 21 Prozent
aller österreichischen Informations- und Kommunikationstechnologie-Studienanfängerplätze
in Wien beheimatet. Das auch aus gutem Grund, denn die Stadt Wien hat sich in
Übereinstimmung mit den Trägerorganisationen bestimmte Schwerpunkte
vorgenommen, insbesondere in jenen Bereichen, wo eine Zusammenarbeit nicht nur
mit den verschiedensten öffentlichen Einrichtungen, sondern auch mit den
verschiedensten privaten Sponsoren und privaten Unternehmen möglich ist. Hier
gibt es, wie ich meine, sehr erfolgreiche Projekte, zu denen ich im Anschluss
noch ganz kurz kommen werde.
In Wien gibt es insgesamt vier Erhalter, die
17 Fachhochschulstudiengänge anbieten. Davon sind 10 technische, 6
wirtschaftliche Studiengänge und 1 Studiengang im Bereich des Tourismus.
Das ist, wie ich meine, ein Zeichen dafür, dass es eine starke Schwerpunktsetzung
in diesem Bereich gibt. Das muss man auch deutlich sehen, dass die
Fachhochschulen eigenständige Trägerorganisationen sind, die vom Bund, vom
zuständigen Ministerium, die finanziellen Mittel bekommen und die vor allem in
der Anfangsphase auch eine finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt Wien
bekommen, insbesondere was die Startfinanzierung betrifft, die Übernahme der
Kosten für die so genannten ersten Kuraten, das heißt, die ersten Lehrgänge in
den jeweiligen Fachhochschulbereichen.
Als konkrete Maßnahme stellt die Stadt Wien
5 Millionen EUR für die Startfinanzierung von vier dieser neuen
Fachhochschulenstudiengängen mit jeweils 50 Studienplätzen bereit. Das
sind im Bereich Biotechnologie ein Lehrgang in der Dr.-Bohr-Gasse, ein Standort
in den Paukergründen, ein Lehrgang Transportsteuerungssysteme und zwei
Lehrgänge im Bereich kreative Industrien und Logistik.
Ich komme jetzt noch zu einem Punkt, der vom Kollegen
Strobl angesprochen worden ist, nämlich die enge Zusammenarbeit zwischen den
Fachhochschulen und der Wirtschaft. Das ist etwas sehr Positives. Man muss auch
sehen, dass nicht nur in der Durchführung dieser Lehrgänge diese Zusammenarbeit
wichtig ist, sondern dass es mit dem Entstehen oder dem Einrichten von
Fachhochschullehrgängen möglich ist, gesamte Bezirksteile wirtschaftlich zu
forcieren und zu unterstützen. Ein hervorragendes Beispiel ist das Technologie-
und Gründerzentrum Höchstädtplatz im 20. Bezirk mit der Kerneinheit
Business- and Research-Center, wo es möglich ist, Hunderte Arbeitsplätze zu
entwickeln, wo sich dieses Projekt in das Gesamtprojekt der so genannten
Dresdner Spange einbindet, wo es möglich war, im 20. Bezirk so etwas wie
eine Wirtschaftsentwicklungssituation herbeizuführen und sich auch das
Technikum Wien sinnvoll in das Gesamtprojekt der Stadtentwicklung und
Wirtschaftsentwicklung einordnet.
Das heißt, die Fachhochschulen in Wien bedeuten nicht
nur einen wichtigen Entwicklungsschub in bildungspolitischer Hinsicht, sondern
auch in wirtschaftspolitischer und in städtebaulicher Hinsicht haben die Fachhochschulen
eine große Aufgabe. Gerade im Bereich Technikum Wien ist auch zu sehen, dass
die Stadt Wien es mit dem Einsatz von Mitteln der Europäischen Union möglich
gemacht hat, nicht nur durch die Bereitstellung von Grundstücken und der
Finanzierung im Bereich der Fachhochschullehrgänge, sondern auch durch das Bereitstellen
der Infrastruktur, eine ganz wichtige bildungs- und wirtschaftspolitische
Maßnahme zu setzen. Für den zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort Wien ist
es von eminenter Bedeutung, dass es gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter gibt. Ich denke, dass insbesondere auch der Versuch, die
Konzernstandorte in Wien anzusiedeln, in Richtung Öffnung nach Osteuropa und in
Richtung der Beitrittskandidaten, eine ganz wichtige Maßnahme ist.
Ich möchte ganz kurz, um nicht zu lange zu werden, noch zu
dem Positionspapier kommen, zu dem meine Vorrednerin kurz Stellung genommen
hat. Das sind, wie ich meine, nicht nur sehr allgemeine Formulierungen, die
hier gefunden worden sind, sondern das sind durchaus wichtige politische
Anliegen, die sich in diesem Positionspapier befinden, wenn ich daran denke,
dass zum Beispiel die Verkürzung der Bewilligungsfristen gefordert wird, dass
langwierige Genehmigungsprozesse von neuen Lehrgängen durch den Bund abgekürzt
werden
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