Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 99
Budgetsanierung finanziert nicht der Bund, die finanzieren
die Länder und Gemeinden! Da brauchen Sie nicht so zu tun, als ob der Bund
irgendetwas dazu beitragen würde! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Sie haben sich Millionen erspart!)
Ich denke, dass das ein guter Schritt ist, den wir
heute hier setzen. Ich glaube, dass hier auch wieder klar wird, und zwar für
alle, die es verstehen wollen, eindeutig klar wird - für die, die es nicht verstehen
wollen, kann man es eh nur zur Kenntnis nehmen -, dass das, was Wien hier im
Bereich der Kinderbetreuung tut, das gelebte Gegenmodell zu dem ist, was im
Bund stattfindet, nämlich die Möglichkeit, Beruf und Kinderbetreuung zu
vereinen.
In diesem Sinne ersuche ich Sie, diesem Poststück
zuzustimmen, nachdem die Debatte beendet ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Dipl Ing
Margulies gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Einen schönen Nachmittag! (GR
Walter Strobl: Abend!)
Es ist ja so, dass ich eigentlich vorgehabt habe, mit
dazu beizutragen, dass es insgesamt kürzer wird und überhaupt auf die
Wortmeldung zu verzichten. Ich werde es jetzt auch kurz machen. Aber es gibt
ein paar Punkte, die, glaube ich, wesentlich sind, zu erwähnen.
Ich werde zunächst auf den Antrag des Kollegen
RUDOLPH und seine Wortmeldung eingehen, bevor ich auf die Tariferhöhung für die
Kinderbetreuungsplätze eingehen werde.
Der Kollege RUDOLPH stellt sich her und sagt: Der
Bund hat gespart und Wien belastet. Der Bund schafft das Nulldefizit und Wien
belastet.
Ich glaube, da muss man einmal mit einem Märchen aufräumen
oder der Kollege RUDOLPH kann nicht Budget lesen. Das Maastricht relevante
Defizit ist möglicherweise bei Null, aber der Bund hat nach wie vor ein
Defizit. Er hat ein Defizit auf Bundesebene trotz der höchsten Steuer- und
Abgabenquote, wo jeder es wahrscheinlich geschafft hätte, das Defizit auf
Bundesebene etwas zu senken. Das ist nicht schwer, wenn man den Menschen in den
letzten zwei Jahren extrem viel Geld aus der Tasche gezogen hat.
Des Weiteren wird das Maastrichtdefizit minimiert,
weil neben dem, dass die Menschen auf Bundesebene belastet wurden, die
Bundesländer maßgeblich dazu beitragen müssen, dass das gesamtstaatliche
Budgetdefizit reduziert wird. Und Sie vergessen, dass diese Bundesregierung
maßgeblich den innerösterreichischen Stabilitätspakt, der selbstverständlich in
den Bundesländern zu Belastungen führen hat müssen, initiiert hat. Das, was man
da der Stadt Wien und auch den KollegInnen der Sozialdemokratie höchstens
vorwerfen kann, ist, dass sie diesen Maßnahmen zugestimmt haben, dass Wien
einen Budgetüberschuss von rund 4,5 Milliarden S einfahren muss, weil
eines kann man relativ leicht sagen: Wäre Wien jetzt nicht verpflichtet,
4,5 Milliarden S Budgetüberschuss zu machen, dann könnten wir
tatsächlich darüber reden, ob es möglich und politisch sinnvoll wäre, die
Kindertagesheimplätze kostenlos für alle zu gestalten. Mit
4,5 Milliarden S mehr ist es möglich. Das ist dann eine politische
Entscheidung.
Doch was Sie heute mit Ihrem Antrag machen, ist
Populismus sondergleichen. Ihre Fraktion zwingt mit dem Mythos Nulldefizit
Bundesländern Einsparungsmaßnahmen auf, belastet gleichzeitig die Bevölkerung
und Sie machen nicht einmal einen einzigen Vorschlag, woher Sie das Geld nehmen
wollen, um die Kindertagesheimplätze in Wien kostenlos zu machen!
Klar würden wir uns auch freuen, aber ich habe es mir
jetzt nur überschlagsmäßig durchgerechnet, um welche Summe es geht. Selbst da
ist die Frage noch nicht überlegt, ob es sinnvoller ist, qualitative
Verbesserungen im Bereich der Kinderbetreuungsplätze zu machen, das heißt
kleinere Gruppen, mehr Betreuung, alles Sachen, die in Wirklichkeit wichtig
wären, wie meine Kollegin Sommer-Smolik ausführlich dargelegt hat. Das ist noch
nicht einmal drinnen. Aber wenn wir die Einnahmen, die im Vorjahr erzielt
worden sind, einfach weglässt, dann fehlen einmal rund
30,5 Millionen EUR. Gut, die fehlen einmal, rund
400 Millionen S. Nur darf man natürlich dann nicht vergessen, wenn es
einen kostenlosen Kinderbetreuungsplatz in Wien gibt, dass selbstverständlich natürlich
alle Eltern - auch die, die privat- oder gemeinnützige Plätze in Anspruch
nehmen, das sind ungefähr 45 Prozent aller Plätze, wenn ich es richtig im
Kopf habe - sagen würden: Wir wollen auch einen kostenlosen
Kinderbetreuungsplatz.
Also gehen wir einmal davon aus, dass ungefähr
60 Millionen EUR notwendig wären, um das sicherzustellen. Wie gesagt,
noch ohne Qualitätsverbesserung. Ich glaube, dass zunächst einmal der
Qualitätsverbesserung der Vorrang eingeräumt werden sollte, wenngleich auch wir
der Meinung sind - dazu komme ich später -, dass in der jetzigen Situation die
Tarife dennoch zu hoch sind.
Aber machen Sie einen Vorschlag, wo diese
60 Millionen EUR herkommen sollen! Stellen Sie Alternativen zur
Disposition! Dass Wien den Stabilitätspakt aufkündigt, kommt ja für Sie nicht
in Frage (GR Dr Helmut GÜNTHER: Für Wien
auch nicht!), weil das ja das Nulldefizit in Frage stellt. Dass
möglicherweise im Bereich von unnötigen Volksgaragen und Tiefgaragen gespart
werden könnte, kommt für Sie nicht in Frage, weil für Sie sind Autos immer noch
wichtiger als Kinder. Das werfen wir Ihnen ja schon seit langem vor. Aber Sie
stimmen jeder Tiefgarage, jeder Volksgarage nach wie vor zu.
Wo sind andere Bereiche oder wollen Sie in Wien eine neue
Steuer einführen? Ist es das? Wollen Sie die Wiener Abgabenquote weiter
erhöhen? - Kommen Sie raus, erklären Sie ... (GR Gerhard Pfeiffer: Wie viele Subventionen gibt es für sozialistische
Gesellschaften?) Kommen Sie raus, erklären Sie ... (GR Gerhard Pfeiffer: Wie viele Subventionen gibt es denn für
sozialistische Gesellschaften? - Aufregung bei der ÖVP.) Dann erklären Sie
... (GR Gerhard Pfeiffer: Wie viele
Subventionen
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