Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 99
Wichtig erscheint es mir auch, darauf hinzuweisen - weil das
hier auch noch nicht gesagt worden ist -, dass der Grad der Flächendeckung und
auch der Grad der Qualität, den Wien im Kinderbetreuungsbereich bietet, in
Österreich einzigartig ist.
Frau Kollegin Korosec, wenn Sie sagen, in Wien ist
das am allerteuersten, dann muss man natürlich auch Gleiches mit Gleichem
vergleichen! Wenn in Niederösterreich die Kindergärten zu Mittag zusperren,
dann ist es ein Leichtes zu sagen, man stellt dieses Angebot bis (GR Dr Matthias Tschirf: Nicht überall! - GR
Walter Strobl: Nicht überall!) mittags gratis zur Verfügung.
Gut ist auch Ihr Zwischenruf, Herr Klubobmann:
"Nicht überall." Also es ist schon schön, wenn es dann vielleicht
drei Kindergärten gibt, die länger offen haben. Tatsache, Herr Kollege Tschirf,
ist jedenfalls, dass, wenn man die Kinderbetreuung in Niederösterreich ganztags
beansprucht, man genau dasselbe wie in Wien zahlt und es aber die
Subjektförderung in diesem Ausmaß nicht gibt. (GR Walter Strobl: Das ist richtig!)
Wir haben in Wien über 12 500 Plätze für Kinder
unter drei Jahren. Das ist die doch beachtliche Zahl von 48,9 Prozent.
Wir haben bei den 3- bis 6-Jährigen für über
93 Prozent Plätze.
Wir haben 34 Betriebskindergärten und - das ist
auch sehr wesentlich - eine flächendeckende Nachmittagsbetreuung für alle 6-
bis 10-Jährigen.
Das erreichen wir, trotzdem der Bund, was die
Kinderbetreuung betrifft, nichts mehr dazufinanziert, weil die
Kindergartenmilliarde gestrichen ist.
Sie werden vielleicht verfolgt haben, dass im März in
Barcelona der EU-Gipfel war, wo unter anderem auch beschlossen worden ist, dass
die Europäische Union das Ziel hat, bis zum Jahr 2010 bei der Kinderbetreuung
einen 90-prozentigen Deckungsgrad für alle 3- bis 6-Jährigen und einen
33-prozentigen Deckungsgrad für alle bis 3-Jährigen zu erreichen.
Ich glaube, dass wir sehr stolz sein können, dass wir
diesen Deckungsgrad längst erreicht und überschritten haben. Ich würde nur
insbesondere die Fraktionen, die derzeit die Bundesregierung stellen, bitten,
langsam einmal darüber nachzudenken, wie denn das außerhalb Wiens umgesetzt
werden soll, denn Tatsache ist, dass, wenn man den Standard, der derzeit in
Wien herrscht, erreichen will, 100 000 Kinderbetreuungsplätze fehlen!
100 000 Kinderbetreuungsplätze sind, glaube ich, nicht von heute auf
morgen zu erreichen. Vielleicht könnte man sich schon etwas überlegen, bevor
man Milliarden S in sanfte Ausstiegshilfen der Frauen aus dem
Erwerbsprozess buttert, indem man Kinderbetreuungsgeld ausschickt, wo es ja
außer in Wien nirgends die Möglichkeit gibt zu sagen, ich nehme dieses Geld und
bleibe zu Hause oder ich nehme dieses Geld und finanziere mir damit eine
Kinderbetreuungseinrichtung, weil es einfach außerhalb Wiens diese
Kinderbetreuungseinrichtungen nicht gibt. Das heißt, das Kindergeld außerhalb
Wiens kann nur dazu führen, dass die Frauen noch länger zu Hause bleiben.
Gestern ist auch schon das Wort gefallen, es gibt
dieses Kinderbetreuungsgeld für die Frauen. Da ging es sozusagen nicht darum,
dass es das für die Kinder oder für die Familien gibt. Da steht eine sehr große
Arbeit vor Ihnen. Da würde ich Ihnen vielleicht anraten, dass Sie Ihr
Engagement nicht da reinstecken, hier Anträge einzubringen, dass die
Kindergartenplätze gratis sein sollen, weil ich glaube, mit kostenfrei werden
wir uns schwer tun, weil die Kosten ja trotzdem da sind, denn wenn Sie eine
Forderung stellen, glaube ich, dann können Sie die Forderung nach
Gratiskindergarten bis sechs Jahre stellen, sondern dass Sie sich überlegen,
wie man diesen Deckungsgrad, der hier in Wien herrscht, österreichweit erreichen
könnte. Da glaube ich nämlich, dass sehr, sehr viel zu tun ist.
Ich denke auch, dass es sehr eigenartig ist, Herr
Kollege RUDOLPH, wenn Sie sich hier herstellen und sagen, und da kann man
einfach nur lachen: 30 Jahre sozialdemokratische oder wie Sie immer sagen
sozialistische Politik und diese Bundesregierung muss das jetzt alles
gutmachen. (GR Ing Herbert RUDOLPH: Das
ist eine Tatsache! Eine Tatsache!)
Tatsache ist, dass gerade in diesem Bereich diese
Bundesregierung alles kaputt macht, denn die Kindergartenmilliarde ist von
dieser Bundesregierung wieder abgeschafft worden. (GR Ing Herbert RUDOLPH: Das sind die Edlinger-Budgets!)
Die Studiengebühren sind von dieser Bundesregierung
eingeführt worden.
Die Kürzungen im Bildungsbereich sind von dieser
Bundesregierung (GR Ing Herbert RUDOLPH:
Das sind die Edlinger-Budgets!) durchgeführt worden.
Der Jugendgerichtshof wird von dieser Bundesregierung
abgeschafft.
Die Gebührenerhöhungen im Bund, die ein Vielfaches
sind von dem, wo Sie sich hier immer wieder künstlich erregen, sind im Bund
durchgeführt worden. (GR Ing Herbert
RUDOLPH: Das sind die Edlinger-Budgets!)
Die Lehrlingsstiftungen sind von dieser
Bundesregierung gestrichen worden.
Die Vorlehre ist von dieser Bundesregierung
eingeführt worden. (GR Ing Herbert
RUDOLPH: Das sind die Edlinger-Budgets!)
Die Streichung der Förderung für die
Betriebskindergärten ist von dieser Bundesregierung durchgeführt worden.
Die Ambulanzgebühr ist von dieser Bundesregierung
eingeführt worden.
Die Unfallrenten wurden von dieser Bundesregierung
besteuert.
Ich könnte jetzt Stunden weitersprechen! Und dass Sie dabei
vor Scham nicht rot werden (Aufregung bei
der FPÖ und bei der ÖVP.), wenn Sie sich hier hinstellen und sagen, das
alles, nämlich das Kinderbetreuungsgeld, das verschafft den Österreicherinnen
und Österreichern, obwohl Sie das Budget sanieren müssen ... (GR Walter Strobl: Millionen haben Sie sich
erspart! Millionen!) Da muss ich Ihnen schon eines ganz klar sagen, und das
wissen Sie genauso gut wie ich: Die
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