Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 99
gibt es?
Wie viele?) Herr Pfeiffer! Herr Pfeiffer, nicht irgendwie nur flapsig
rausplaudern. Kommen Sie raus, sagen Sie konkret, wo die
60 Millionen EUR sind. Dann reden auch wir darüber. (GR Gerhard Pfeiffer: Dann dürfen Sie nicht
dauernd fragen, wenn Sie nicht eine Antwort wollen!) Ja, melden Sie sich
zum Wort und sagen Sie dann an Hand der Budgetposten ganz konkret die
Geschichte.
Also ich erwarte von Ihnen eine Antwort, dass es
nicht als plumpe populistische Forderung stehen bleibt, und dann kann man
darüber nachdenken, ob das sinnvoll ist.
Jetzt kommen wir zu den Kinderbetreuungstarifen, zu
der Änderung. Es wird so dargestellt, als ob die jetzige Änderung ein massiver
sozialer Fortschritt wäre. Sie ist es für alle Familien und
AlleinerzieherInnen, die ein Nettoeinkommen von unter 1 000 EUR
haben. Nur, die Realität und die Armutsgrenze und die Gefahr, unter die
Armutsgrenze zu rutschen, die ist vor allem dann erheblich über den
1 000 EUR, wenn man zwei oder drei Kinder hat. Und das wissen Sie.
Wenn man sich als Beispiel nur anschaut, wenn möglicherweise
eine Familie oder AlleinerzieherIn mit einem Familiennettoeinkommen von
1 300 EUR und zwei Kindern einen Kindergartenplatz braucht, zahlt sie
nichts. Hat sie 1 315 EUR Familiennettoeinkommen, dann kosten die
Kinderbetreuungsplätze ohne Essen schon 80 EUR, übersetzt -
8 mal 7 ist 56 mal 2 - ungefähr 1 400 S. Das
heißt, wo ist da eine Einschleifregelung? - Es kann passieren, wenn jemand um
5 EUR zu viel verdient, zahlt er plötzlich 80 EUR. Es ist fast egal,
ob ein Mensch 1 000 EUR Familiennettoeinkommen hat oder
1 045 EURO, weil man dann trotzdem 40 EUR Beitrag zahlt. Da
fehlt meines Erachtens eine intelligente Einschleifregelung. In Zeiten von
Computern wäre das ganz, ganz einfach und ganz, ganz leicht machbar, dass man
nicht bestraft wird, wenn man gerade ein Äuzerl über dieser
Null-Beitragsgrundlage für einen Kindergartenplatz liegt.
Ich würde mir erwarten, dass das auch auf Ihre offenen
Ohren stößt und dass man sich zumindest bei einer nächsten Novellierung der
Beitragssätze über fließende Beitragsstaffelungen unterhalten kann, wenn wir
bis dahin tatsächlich nicht schon so weit sind, dass es möglich ist, insgesamt
kostenlose Kindergartenplätze qualitativ verbessert zur Verfügung zu stellen.
Ein letztes Beispiel noch: Rund 32 000 S
Familiennettoeinkommen und zwei Kinder. Damit ist man für beide Kinder über der
Höchstbeitragsgrundlage, auch wenn man sozusagen die Kinder gegenseitig
abzieht, und bezahlt dann für den Kindergartenplatz für beide Kinder zusammen
rund 5 500 S. Jetzt kommt das Essensgeld noch dazu. Es heißt, fast
ein Viertel bis ein Drittel des Familiennettoeinkommens ist nur für den Bereich
der Kinderbetreuung in Kindertagesheimplätzen. Da ist noch nicht dabei, was
Kinder ansonsten auch noch kosten. Wenn man auch noch davon ausgeht, dass die
Wohnkosten in Wien bis zu einem Drittel des Nettoeinkommens ausmachen, dann
bleibt nicht mehr so viel. Da merkt man wirklich, wie hoch mit der
Höchstbeitragsgrundlage die Kinderbetreuung in Wien tatsächlich ist, wenn man
nur knapp darüber liegt, und wie viel sie kostet und wie viel sie Menschen mit
Kindern belastet.
Jetzt kommen wir zu einem Punkt, wo es fast gänzlich
unverständlich wird, dass es in der jetzigen Zeit zu einer Erhöhung der
Beitragssätze für die Kinderbetreuungsplätze kommt, denn seit Jahren - und das
ist schon ein Vorwurf auch an die Sozialdemokratische Fraktion - wird im
Bereich der Kindertagesheime unseriös budgetiert. In jedem Budgetvoranschlag
der letzten Jahre wurden die Einnahmen aus den Leistungserlösen um fast
20 Prozent unterschätzt, das heißt man hat sich beim Budgetvoranschlag
auch immer hinstellen können und sagen können: Wie super und wie günstig sind unsere
Kinderbetreuungsplätze. Aber in Wirklichkeit hat man um 20 Prozent mehr
eingenommen. Und die Personalkosten wurden im Jahr 2000 noch um
147 Millionen S zu hoch ausgewiesen und jetzt im Jahr 2001 werden sie
noch immer um ungefähr 97 Millionen S zu hoch ausgewiesen. Also im
Budgetvoranschlag stehen rund 100 Millionen S mehr drinnen, als
tatsächlich ausgegeben wurde.
Alleine bei diesen beiden vor allem ausgabenseitigen
Summen sieht man - und man muss ja schon davon ausgehen, dass prinzipiell
seriös budgetiert wird -, dass es nicht notwendig ist, die Beiträge zu erhöhen,
um den zunächst geglaubten Kostendeckungsgrad im Bereich der Kinderbetreuung
einzuhalten, denn wenn man glaubt, dass man in Wirklichkeit um
100 Millionen S mehr ausgeben kann, als dann tatsächlich ausgegeben
wurde, dann muss man nicht zusätzlich die Eltern belasten, sondern dann könnte
man sich in Wirklichkeit ein sinnvolles Modell überlegen, wie man bei einer
beitragsfreien Grundlage, die jetzt von Ihnen angehoben wurde, insgesamt alle
Kinderbetreuungsplätze günstiger zur Verfügung stellen könnte.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für den Kostendeckungsgrad
beim Essen in den Kindertagesheimen. Da wurde ursprünglich auch budgetiert,
dass man mit einem Kostendeckungsgrad von 73 Prozent auskommt und die
Eltern wurden mit 81 Prozent belastet. Da kommt man nicht auf die Idee zu
sagen: Sehr gut, wir geben weniger aus, geben wir das Geld den Eltern zurück.
Nein.
Dann ein letzter Punkt, der mich im Zuge des vorliegenden
Rechnungsabschlusses - im Ausschuss war er ja schon - bei den Kindertagesheimen
eigentlich sehr bestürzt gemacht hat, insbesondere deshalb, weil wir uns alle
bewusst sind - zumindest auf dieser Seite -, dass die Bevölkerung in starkem
und hohem Maße durch die blau-schwarze Bundesregierung belastet wurde. Trotz
Sinken der Kinderbetreuungsplätze der Gemeinde Wien um 1,3 Prozent stiegen
die Einnahmen aus Elternbeiträgen um 9 Prozent! Das heißt, weniger Eltern
haben um 9 Prozent mehr Beiträge geleistet und das, obwohl genau diese
Eltern von der Bundesregierung schon vielfach belastet wurden! Anstatt jetzt
diesen Eltern das Geld zurückzugeben, um zu schauen, dass man gemeinsam
günstigere Betreuungsplätze auf die Füße stellt, erhöhen
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