Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 99
ökologischen Linken, wenn Sie das interessiert, Thema
"Antifaschistische Demonstration anlässlich der militärischen Niederlage
Deutschlands", Teilnehmer 500 bis 1 000 Personen, 18.00 bis
22.00 Uhr, Universitätsring und so weiter. Interessant ist, die
Veranstaltung endet um 20.30 Uhr, Schlusskundgebung vor dem Sowjetischen
Siegesdenkmal am Schwarzenbergplatz. (Oh-Rufe bei der ÖVP und bei der FPÖ.) Das
ist zum Beispiel eine, die derzeit vorliegt. Eine angemeldete Demonstration,
und die wird selbstverständlich, nehme ich an, von der Vereinsbehörde nicht
unterbunden werden, weil sie sich im Rahmen der Gesetze bewegt.
Ich möchte jetzt auch die Gelegenheit benutzen, zu
dem Stellung zu nehmen, was Herr Landtagspräsident Hatzl in einer
Presseaussendung heute gesagt hat: "Hatzl bedauerte zudem, dass von seinem
Vorredner von der ÖVP" - damit war ich gemeint - "kein Wort des
Bedauerns über die diskriminierenden Zwischenrufe des FPÖ-Abgeordneten Blind
gegenüber Mitgliedern anderer Fraktionen des Gemeinderats geäußert worden
wären."
Also, sehr geehrter Landtagspräsident, manchmal frage
ich mich wirklich: Der Herr Abg Blind gehört eindeutig nicht der ÖVP an, der
gehört der Freiheitlichen Partei an. Wir haben auch keinerlei Koalition in Wien
mit der Freiheitlichen Partei. (GR Johann Hatzl: Das ist ein bisschen schwach!)
Ich bin auch nicht der Erziehungsberechtigte des Herrn Abg Blind, was
zugegebenermaßen eine schwierige Aufgabe wäre. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Was
habe ich damit zu tun, einen Zwischenruf des Herrn Blind zu kommentieren? - Das
ist die Aufgabe des Ersten Vorsitzenden, der das meiner Meinung nach auch heute
völlig richtig gehandhabt hat. Die Meinung der Österreichischen Volkspartei in
Wien zu diesem Zwischenruf ist von unserem Klubobmann Matthias Tschirf in der
Präsidiale klargelegt worden. Also mir hier zu unterstellen, ich identifiziere
mich mit irgendetwas, weil ich es nicht dementiert habe: Ja, wenn jeder
Abgeordnete hier ständig die Zwischenrufe von anderen zu dokumentieren oder richtig
zu stellen hätte, wo kämen wir dann hin? Das ist die Sache vom Herrn Blind und
das ist die Sache vom Herrn Vorsitzenden und von sonst gar niemandem, wenn wir
über die Einhaltung von Regeln reden. (Beifall bei der ÖVP.)
Und jetzt sage ich Ihnen noch was. Allen in der Sozialistischen
Partei und auch bei den GRÜNEN, die sich zu Recht Sorgen über den Ablauf der
Demonstration am 8. Mai machen, gebe ich einen guten Rat, denen gebe ich
eine Postadresse, wo sie ihre Sorgen primär artikulieren können. Die liegt im
1. Bezirk, Schottenring 7-9, das ist das Büro für Vereins- und Versammlungsangelegenheiten
der Bundespolizeidirektion Wien. Der dort verantwortliche Beamte ist der
Polizeidirektor Stiedl. Wir von der Volkspartei gehen davon aus, dass diese
Behörde ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ist der weisungsgebunden?) Entschuldigung,
das hat nichts mit weisungsgebunden zu tun. Das ist eine Demonstration, und es
ist Aufgabe der Vereinsbehörde, diese zuzulassen oder nicht zuzulassen. Und wir
als Wiener Volkspartei gehen einmal davon aus, dass diese Behörde ordnungsgemäß
prüfen wird, ob es sich dort um eine gegen den Rechtsstaat verstoßende
Demonstration handelt, dann wird sie diese Veranstaltung klarerweise nicht
zulassen und zu Recht verbieten, oder sie wird zum Schluss kommen, dass sie
stattfindet. Das ist einmal primär die Verantwortung dieser Behörde und wir
haben volles Vertrauen zu dieser Behörde.
Und Sie können sicher sein, wir haben im Gegensatz zu
Ihnen auch volles Vertrauen dazu, dass der Innenminister als Aufsichtsorgan
dafür sorgen wird, dass seine Behörde die richtige Entscheidung trifft, und er
wird sicher nicht eingreifen, wenn diese Behörde die Veranstaltung untersagt.
Das heißt, die sind viel näher an der Verantwortung, als sie eigentlich wollen.
Und das wollen Sie nicht wahrhaben und davon wollen Sie ablenken. Schicken Sie
Ihre Post wirklich dorthin, wo sie hingehört. (Beifall bei der ÖVP. - GR
Godwin Schuster: Es gibt eine politische Verantwortung!)
Für die ÖVP steht die Versammlungsfreiheit und die
Meinungsfreiheit in diesem Land außer Frage. Sie bekämpft aus tiefer Überzeugung
den politischen Extremismus, und sie tut das mit den Mitteln, die uns das Gesetz
gibt, und das ist auch klug so, weil sonst gehen wir den Rechtsradikalen und
den Linksradikalen in die Falle, die nämlich wollen, dass der Staat selbst
gegen seine Gesetze verstoßt. Wir brauchen daher auch keine Zurufe. Wir gehen
davon aus: Wenn dort eine strafrechtlich verbotene Veranstaltung angemeldet
wird, dann wird sie nicht stattfinden, und wenn sich eine dort angemeldete
Veranstaltung im Zuge der Veranstaltung in Richtung von Gewalttätigkeiten oder
Wiederbetätigung entwickelt, dann wird sie von den Einsatzkräften unterbunden
werden. Und das ist genau der Weg, mit dem wir mit so einer Situation umgehen
sollten. Und ich habe volles Vertrauen dafür, dass die Behörden und der
Innenminister das, wie auch in der Vergangenheit, gut lösen werden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR
Ellensohn zum Wort gemeldet.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich glaube, es war lediglich Unwissenheit, die Herrn Salcher
zu der Aussage geführt hat, dass das Videoband nicht dem Innenministerium
gezeigt werden wollte. Ich bin selber mit diesem Videoband am Sonntag zum ORF
gefahren und habe dort das Band überspielen lassen, und ich habe am Montag eine
Presseaussendung gemacht, in der es deutlich heißt, die Wiener Grünen verfügen
über das gesamte Videomaterial des Neonaziaufmarsches in der Kärntner Straße
und ich bin jederzeit gerne bereit, das Video vorzuführen. Und soweit mir
bekannt ist, verfügt auch das Innenministerium über einen APA-Anschluss und die
Nachrichten von uns werden auch dort gelesen. Das heißt, selbstverständlich
wäre es möglich gewesen. Es hat sich bis zum heutigen Tag niemand dafür
interessiert, und es hat bis zum heutigen Tag niemand von der Polizei dieses
Video verlangt oder aber auch das Innenministerium. (Beifall bei den
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