Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 99
GRÜNEN. - GR Heinz Christian Strache: Der Gemeinderat hat
sich strafbar gemacht, weil der das Videoband nicht sofort zur Polizei gegeben
hat!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster ist Herr GR Hatzl zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johann Hatzl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Hoher
Gemeinderat!
Nur ganz kurz zur Wortmeldung von Herrn GR Salcher.
Aus der "Presse" vom 24. April darf
ich zitieren: "Ob die Demonstrationen anlässlich des 57. Jahrestages
des Zusammenbruchs des NS-Regimes genehmigt werden, lassen Polizei und
Innenminister noch offen." - Also offensichtlich muss es Anmeldungen schon
geben. Man hat Sie dann offensichtlich nicht ganz genau informiert.
Dieser Eindruck der "Presse" verstärkt sich
durch die Mitteilung der "Wiener Zeitung" vom 24. April - ich zitiere
-: "Noch keine Entscheidung Strassers gibt es darüber, wer am 8. Mai,
dem 57. Jahrestag des Zusammenbruchs des NS-Regimes, am Heldenplatz demonstrieren
darf. Bisher sind für den Heldenplatz drei Kundgebungen angemeldet, wobei zwei
dem linken, eine dem rechten Rand zuzuordnen sind."
Das sind zwei Zeitungen, die nicht der SPÖ gehören,
nicht den Grünen gehören. Die
"Wiener Zeitung" ist eigentlich indirekt ein Organ der Regierung. Die
"Presse" steht sicherlich auch dem Herrn Innenminister näher. Ich nehme
an, dass hier besser recherchiert wurde, oder Sie haben ganz einfach von denen,
die Sie gefragt haben, nicht eine richtige Antwort bekommen. Und auf das habe
ich mich selbstverständlich auch gestern - ich habe das schon mehrfach gesagt -
bezogen, um auch den Innenminister zu unterstützen, wenn er eine
Entscheidungsfindung benötigt, dass sie relativ leicht zu finden ist, denn ich
stehe nicht an zu wiederholen: Auch wenn es dabei einen Abgeordneten des österreichischen
Parlaments gibt, meiner Auffassung nach ist eine Veranstaltung einer
Organisation, die eigentlich den Tag, wo das NS-Regime Hitlers, des
scheußlichsten Regimes, zu Grunde gegangen ist richtigerweise und
berechtigterweise, als Tag der totalen Niederlage bezeichnet, in einem sehr
engen Sinne eine Handlung der Wiederbetätigung, meine Damen und Herren. Und wer
solche Veranstaltungen organisiert, muss daher damit rechnen, dass das in
Zweifel gestellt wird, dass das mit der österreichischen Verfassung zusammenpasst,
und es wäre eigentlich richtig, sich das in diesem Zusammenhang sehr genau
anzusehen.
Ich
ermuntere den Innenminister erneut, eine solche Veranstaltung mit solchen
Kriterien nicht zuzulassen. Ich glaube, er handelt rechtskonform, wenn er das
verhindert. Das einmal zu dem. (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Und jetzt das Zweite. Weil Herr Salcher von der ÖVP
gemeint hat, warum verlangt man von der ÖVP eine Distanzierung zu einem
Zwischenruf eines freiheitlichen Abgeordneten, der ist ja nicht Mitglied bei
der ÖVP, so nehme ich das als politische Botschaft zur Kenntnis und sage: Ich
nehme halt zur Kenntnis, dass die ÖVP nur mehr kommentiert, wenn etwas aus
ihren eigenen Reihen kommt, und zu anderen Bereichen offensichtlich nichts mehr
ausspricht.
Es ist legitim, Herr Salcher, die Bandbreite der Österreichischen
Volkspartei. Ich halte fest: In dieser Bandbreite der Österreichischen
Volkspartei hat es im Parlament auf Grund eines Zwischenrufs, wo in Empörung
ein Abgeordneter den Ihnen bekannten Satz gesagt hat, was ihm eigentlich noch
fehlt nach einer Rede einer freiheitlichen Nationalrätin, den Klubobmann der
ÖVP gegeben, der sich gemeldet hat, dagegen protestiert hat, eine Entschuldigung
verlangt hat. Trotzdem hat er sich am nächsten Tag gemeldet, trotz der
Entschuldigung des SPÖ-Klubobmanns, und hat gesagt: Weil dieser Abgeordnete
redet, fordert er auf, wer seiner Auffassung ist, dass man so etwas nicht sagen
kann, den Saal zu verlassen. Also die Bundes-ÖVP hat in ihrer Bandbreite trotz
Entschuldigung nichts dabei gefunden, aus dem Parlamentsplenum hinauszugehen.
Für die Wiener ÖVP, stelle ich in dieser Bandbreite
fest, ist es egal, wenn ein Abgeordneter einer Partei zu anderen sagt: Ihr seid
Faschisten!
Entschuldige, wenn ich das so sage. Ich nehme zur
Kenntnis, dass die Wiener ÖVP anders ist. Leider. (Beifall bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat
sich Herr GR Dr Salcher gemeldet. - Bitte.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Also ich möchte nicht, nachdem es eine tatsächliche
Berichtigung ist, zu den logischen Schlussfolgerungen oder dialektischen
Prinzipien des Herrn Landtagspräsidenten Stellung nehmen.
Nur zwei Fakten zu dem, was GR Ellensohn gesagt hat.
Also da steht dann Aussage gegen Aussage. Stand Dienstag Abend war, dass das
Video nicht im Besitz des Innenministeriums war, weil es der ORF verhindert
hat.
Eine Frage erlaube ich mir schon: Herr Kollege Ellensohn,
wenn Sie Zeuge eines schweren Verbrechens sind, das auf Video aufnehmen, dann
stellen Sie das ins Internet und sagen, die Polizei soll kommen und ich gebe es
ihr dann. Oder gehen Sie als Abgeordneter zur Polizei, zeigen Sie das an und stellen das Beweismaterial zur Verfügung.
So würde ich das zumindest machen.
Punkt zwei: zum Herrn Landtagspräsidenten. Sie haben mich
entweder wirklich falsch verstanden oder falsch verstehen können, das kann
immer passieren. Ich habe nicht gesagt, dass noch keine Demonstrationen angemeldet
sind für den 8. Mai. Ich habe gesagt, dass noch keine neonazistischen
Demonstrationen, Stand gestern Abend, angemeldet sind. Und wenn Sie mir
zugehört hätten, dann habe ich ja gesagt, dass zum Beispiel schon eine
Demonstration der ökologischen Linken angemeldet ist, und es sind mehrere
Demonstrationen angemeldet. Und die Polizei und die Behörden prüfen
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