Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 99
politisch gewolltes Ausdrucksmittel darstellt.
Ich zitiere aus einem Artikel dieser Woche im
"profil" über den Schwarzen Block. "Gewalt ist leider
wichtig", ist der Titel. Wenn dort etwa steht "Gewalt ist kein
Selbstzweck, sondern ein politisches Stilmittel", oder "Wir geben zu,
dass das, was wir machen, keine Notwehr ist, wir führen Angriffe durch",
dann frage ich mich: Wie können friedliche Demonstranten immer wieder mit
diesen Leuten marschieren? Wieso wird die Gewalt einfach hingenommen? Wieso
distanziert sich da keiner? (GR Godwin
Schuster: Es geht gegen Nazi, die auf dem Heldenplatz stehen!) Ist das für
Sie so akzeptabel? Glauben Sie, dass das demokratisch ist, diese Gewalt der
Straße oder auch ihre stillschweigende Hinnahme? Oder ist für gewisse
Teilnehmer bei derartigen Demos die Demokratie auch nicht mehr so wichtig?
Der Schlusssatz dieses Artikels führt dazu aus - ich
zitiere -: "Demokratie ist ja gut, doch in Österreich gibt es ja leider so
viele Idioten. Und dass diese Idioten das Sagen haben, nur weil es so viele
sind, das ist die reinste Scheiße!" - Zitatende. Stimmen die friedlichen
Teilnehmer damit auch überein?
Es soll mir ja niemand sagen, man hätte die
Gewalttaten bei dieser Demo auf der Mariahilfer Straße nicht von Anfang an
sehen können. Von Anfang an waren Vermummte dort und Bewaffnete waren dort,
konkret mit Stangen bewaffnet. (GR Godwin
Schuster: Woher wissen Sie das? Waren Sie dabei?) Erzählen Sie mir nichts!
Ich war einkaufen auf der Mariahilfer Straße. (Lebhafte ironische Oh-Rufe bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.) Ich
habe sogar Fotografien davon. (GR Mag
Rüdiger Maresch: Sie geben zu, Sie waren bei dieser Demo! - GR Mag Christoph
Chorherr: Waren Sie auch auf dem Heldenplatz einkaufen? - Weitere lautstarke
Zwischenrufe.) Darf ich weiterreden, Herr Vorsitzender? - Mittendrin die
Frau Abg Jerusalem, und da frage ich mich: Was haben Sie mit diesen Leuten zu
tun? (Anhaltende Zwischenrufe und Unruhe
im Saal.) Können Sie bitte für Ruhe sorgen! (GR Mag Hilmar Kabas: Weiter! Weiter! Weiter!) Haben Sie sich nicht
umgedreht und die Vermummten und Bewaffneten gesehen? Ich meine, beim Kollegen
Ellensohn ist das ja klar. Dem passiert das ja ständig, dass er versehentlich
und aus Zufall und ohne eigenes Verschulden in Einkesselungen und
Straßenschlachten hineinkommt. Normalerweise hat er sein Dienstrad dabei, um
wieder rauszukommen. (Ironische
Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Aber ich will das gar nicht weiter
kommentieren.
Diese linksradikale Demonstration war gewalttätig und
nicht bloß vereinzelt und unvorhersehbar. Da gab es Barrikadenkämpfe, meine
Damen und Herren (GR Mag Rüdiger Maresch:
Wo waren Barrikaden?), da gab es Farbbeutelwerfer. (Der Redner hält einige Fotos in die Höhe.) Das ist zumindest
Sachbeschädigung. (GRin Martina Malyar:
Haben Sie sich eine Digitalkamera gekauft?) Da gab es Stangen, Frau
Kollegin Jerusalem. Sehen Sie hier. Damit Sie sehen, was man mit den Stangen
macht, die die schon auf der Mariahilfer Straße gehabt haben. Da gab es Latten.
Da gab es (GR Mag Rüdiger Maresch:
Neonazi!) Teile von Parkbänken und da gab es schlussendlich Pflastersteine.
(GR Harry Kopietz: Sie waren
offensichtlich genau dort!) Und, meine Damen und Herren, wer zu
Pflastersteinen und Eisenteilen greift, der nimmt die mögliche Tötung von
Menschen in Kauf.
Ich zitiere noch einmal aus diesem Artikel im
"profil": "Er traf den Polizisten mehrmals voll am Hemd und
Oberkörper. Ich war blind vor Hass und Wut und habe mit allem geworfen, was ich
erwischen konnte." - Zitatende. Da hört der Spaß auf!
Doch die eigentliche Schande, meine Damen und Herren,
ist, dass Mandatare dieser Republik anwesend waren (GR Godwin Schuster: Aufrechte Demokraten!): der Grüne Öllinger,
der Justizsprecher der SPÖ Jarolim und auch Wiener Abgeordnete wie zum Beispiel
die Kollegin Jerusalem, der Kollege Ellensohn und der Kollege Margulies. (GR Godwin Schuster: Ich war auch dabei!)
Da gibt es auch das Foto vom Kollegen Ellensohn. (Erregte Zwischenrufe bei allen Fraktionen im Plenum.) Allesamt
Vorbilder für unsere Jugend. Allesamt haben auf die Verfassung geschworen,
allesamt auf die Einhaltung der Gesetze und sind willentlich und wissentlich zu
einer derartigen Gewaltdemo gegangen, bei der 33 Polizisten tätlich
angegriffen und verletzt wurden. (Anhaltende
Zwischenrufe. - GR Harry Kopietz: Wie stehen Sie zu dem Aufmarsch auf der
Kärntner Straße?)
Der Klubobmann Van der Bellen hat in der ZiB 2,
meine Damen und Herren, vom Grundrecht auf eine friedliche Demonstration
gesprochen. Das teilen wir uneingeschränkt. Er hat übrigens auch vom
Demonstrationsrecht für rechte Burschenschaften gesprochen. Das sollten sich
die Grünen einmal vormerken. Er
hat ausdrücklich bejaht und klargestellt, dass das keine Rechtsradikalen oder
Neonazis sind. (Widerspruch bei den
GRÜNEN. - GR Mag Hilmar Kabas: Ja, das hat er!) Und er hat schlussendlich
gesagt, dass er kein Verständnis für Leute hat, die Steine werfen. Das haben
wir auch nicht.
Und deswegen fordere ich hier und jetzt die Kollegen
Jerusalem, Ellensohn und Margulies auf, nicht mehr an solchen
Gewaltdemonstrationen teilzunehmen und sich klar und eindeutig auch von der
linken Gewalt zu distanzieren, da sie sonst als demokratische Volksvertreter
für uns untragbar sind. (Lang anhaltender
Beifall bei der FPÖ und bei Gemeinderäten der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr Klubobmann Oxonitsch zum
Wort gemeldet. (GR Harry Kopietz: Waren
Sie auf der Kärntner Straße auch einkaufen? - GRin Martina Malyar: Die FPÖ
akzeptiert die Naziaufmärsche!)
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es ist schon bezeichnend, wenn in der letzten Wortmeldung,
die wir gehört haben, zum Thema dieser Aktuellen Stunde, nämlich zu einem
Aufmarsch von Nazis, von Neonazis, von rechtsextremen Personen und
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