Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 99
doch sehr verfahrenen Situation?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Es tut mir Leid, aber ich sehe gar keine verfahrene Situation. Ich sehe die
völlig normale Situation, die sich daraus ergibt, dass ein Liegenschaftseigentümer
und Unternehmer ein bestimmtes Interesse hat, nämlich ein Verwertungsinteresse
seiner Liegenschaft, während auf der anderen Seite das öffentliche Interesse,
nämlich unseres, darin besteht, dass diese kulturelle Einrichtung dort auch für
die Zukunft entsprechend erhalten bleibt. Daraus resultieren in der Folge völlig
normale Verhandlungen.
Ich möchte Sie daher wirklich bitten, von einem Vorschlag
Abstand zu nehmen, dass man derartige Verhandlungen de facto mit der Kamera auf
der Schulter macht. Bei aller Wertschätzung für die Kollegen Journalisten, bei
aller Wertschätzung für die Medienarbeit, die man mir sicherlich auch nachsagen
kann, aber derartige Verhandlungen unter dem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit
zu führen - und ein derartiger Runder Tisch wäre das zweifelsohne -, das würde
ich für noch kontraproduktiver halten, als die öffentliche Diskussion über
finanzielle Bezuschussungen für den entsprechenden Eigentümer.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Die vierte Zusatzfrage stellt wieder
Herr GR Strache.
GR Heinz Christian Strache (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Vielleicht noch
anmerkend: Wir haben natürlich schon auch eine verfahrene Situation. Der Eigentümer,
der jetzt auch der Eigentümer der Sofiensäle und des Areals ist, hat ja
eigentlich, bevor es zu dieser Brandkatastrophe kam, schon immer wieder
versucht - jahrelang, eigentlich jahrzehntelang -, den Denkmalschutz
aufzuheben, beziehungsweise hat er Anträge in diese Richtung formuliert, wurde
mir mitgeteilt, also er hat ja nie ein Interesse gehabt, bis dann - zum Glück -
kurz vor dem Brand ein neues Projekt abgesegnet wurde und das auch vom
Eigentümer unterschrieben wurde. Trauriges Schicksal: Eine Woche oder ein paar
Wochen nach der Unterfertigung dieses Vertrags ist das Objekt plötzlich
abgebrannt.
Das wird
ja auch noch zu klären sein von Seiten der Staatsanwaltschaft, welche
Brandursache es wirklich in dem Bereich gegeben hat. Ich möchte jetzt aber gar
nicht näher darauf eingehen, weil wir ohnehin in der dringlichen Anfrage das
Thema heute noch ausführlich behandeln werden.
Meine Frage ist dahin
gehend: Welche Möglichkeiten sehen Sie, falls es zu einem Ergebnis mit dem
Eigentümer kommt, falls man zu einer Einigung findet und der Sofiensaal als
solcher wieder entsprechend hergestellt wird in der Art und Weise, wie das
Bundesdenkmalamt das in einem neuen Projekt vorgesehen hat, welche Nutzungsmöglichkeiten
sehen Sie für die Stadt Wien hinsichtlich des Ballsaals?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Ich sehe für die Stadt Wien gar keine spezifischen Nutzungsmöglichkeiten, sondern
ich bin durchaus zufrieden damit, wenn sich die Sofiensäle im Rahmen jener
Nutzungsmöglichkeiten befinden, die sie groß gemacht haben, nämlich mit einer
gewissen Diversifität auch an kulturellen Veranstaltungen. Wir alle haben ja unsere
Erinnerungen an die Sofiensäle, wir haben unsere Erinnerungen an die Veranstaltungen
in den Sofiensälen, an die verschiedensten Veranstaltungen in den Sofiensälen.
Zumeist sind es eher Jugenderinnerungen, die wir damit verbinden, und sohin
natürlich besonders angenehme und schöne von den Veranstaltungen her.
So denke ich, dass man neben der traditionellen Nutzung
in Form von Veranstaltungen auch im Bereich der E-Musik bis hin zu Bällen,
Konferenzen, also neben einem bunten Mix an Veranstaltungen dort auch ein
kommerziell geführtes Veranstaltungszentrum machen sollte. Das ist es, was ich
mir im Prinzip wünsche. Die Wiener Sofiensäle haben einen Namen, haben einen
Ruf, haben nicht nur Erinnerungen, sondern ich gehe davon aus, sie haben auch
eine Zukunft.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung.
Die 5. Anfrage (FSP/02000/2002/0001-KSP/GM) wurde von Herrn GR Dkfm Dr Ernst
Maurer gestellt und ist an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Umwelt gerichtet: Sie haben einen
Arbeitskreis zum Thema Biomassekraftwerk in Wien ins Leben gerufen. Was ist
bisher geschehen?
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Sie haben mich nach dem Stand der Arbeit des Arbeitskreises
Biomassekraftwerk gefragt. Wir wissen, das Biomassekraftwerk ist eines der
rot-grünen Projekte, das beschlossen wurde, und Ziel ist es, eine Machbarkeitsstudie
für die Durchführung, die Realisierung eines Biomassegroßkraftwerks zu
erstellen. Wir haben festgelegt, dass dieser Arbeitskreis unter der
wissenschaftlichen Führung von Herrn Univ Prof Hackl, einem international
anerkannten Klimaexperten, einem international anerkannten
Verfahrenstechnikexperten, stehen soll. Teilnehmer in diesem Arbeitskreis sind
neben den politischen Vertretern von Rot und Grün Experten der Energiewirtschaft,
Experten der Energieverwertungsagentur, die Wiener Umweltanwaltschaft, die
Magistratsdirektion - Klimaschutzkoordinationsstelle und selbstverständlich -
das brauchen wir - diejenigen, die Anlagen bauen können, also Wiener
Anlagenbaufirmen.
Im Juni vorigen Jahres fand die erste, die konstituierende
Sitzung statt, und es war schon während dieser ersten Sitzung klar, dass zur
Erreichung der ElWOG-Ziele, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele die Errichtung
eines Großkraftwerks untersucht werden soll. Und es ist bekannt, in Österreich
gibt es ein derartiges Großkraftwerk, ein derartiges Großkraftwerk mit Biomasse
leider noch nicht. Daher war man sich einig, die Planung mit einer
Fact-Finding-Mission zu beginnen, einer Fact-Finding-Mission in die Staaten, wo
derartige Anlagen in Betrieb sind, um Erfahrungen zu sammeln über
Einsatzbereiche, Stand der Technik und Möglichkeiten der Realisierung.
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