Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 99
Die zweite Sitzung hat dann im August stattgefunden, und da
wurde konkret spezifiziert, welche Anlagen zu besichtigen wären. Darüber wurde
berichtet. Zwei Anlagen wurden in Dänemark besichtigt, drei in Schweden, je eine
in Finnland, Holland und auch in Oberitalien. Eine Anlage, nämlich die Anlage,
die in Dänemark steht, wird mit Stroh befeuert, alle anderen Anlagen wurden mit
Holzbrennstoffen, auch mit Abfallholzbrennstoffen befeuert.
In der dritten Sitzung im Oktober, also gleich
anschließend an die Reise zu diesen Anlagen, wurde dem Arbeitskreis ein Befund
vorgelegt - und darauf können wir stolz sein, darüber habe ich mich auch sehr
gefreut -: Biomassekraftwerke in dieser Größenordnung, die besichtigt wurden,
sind erprobter Stand der Technik, sie funktionieren, sie gliedern sich oft in
alte Kraftwerkstandorte ein und sind oft auch in unmittelbarer Nähe von
bevölkerungsreichen Gebieten in Betrieb.
Selbstverständlich - das war auch ein wesentlicher
Punkt dieser Besichtigungsreise - brauchen derartige Anlagen, derartige
Biomassekraftwerke auch öffentliche Förderungen.
Das heißt, es wird jetzt ein Grobkonzept zu erstellen
sein, unter welchen Rahmenbedingungen erstens ein Biomassegroßkraftwerk
errichtet werden kann, welche Förderungsrichtlinien derzeit überhaupt vorhanden
sind, die selbstverständlich einerseits mit den Wiener, aber auch mit den
österreichischen energierechtlichen Bestimmungen koordinierbar und auch
kompatibel sind.
Beim letzten Arbeitskreis wurde eine Studie im
Grobkonzept vorgelegt und die in diesem Konzept vorgesehene Anlage hat eine
Brennstoffwärmeleistung von 62 Megawatt. Was heißt 62 Megawatt? - Das
wäre die Ökoenergie für 40 000 Haushalte. Auf das Ökostromziel von
4 Prozent bezogen wäre das ein Viertel dieses Ziels, das heißt, das würde
durch ein Biomassekraftwerk entsprechend dem Stand der Technik erreicht werden
können.
Wie geht es jetzt weiter? - In dieser letzten,
nunmehr vierten Sitzung wurde festgelegt, dass ein weiterer Bericht vorzulegen
ist, der eine Grundsatzentscheidung möglich macht, eine Grundsatzentscheidung
über die tatsächlich Realisierung. Denn mir ist es wichtig, dass hier in Wien
Biomasse tatsächlich eingesetzt wird und auch in einem großen Umfang, aber es
muss auch finanzierbar sein, es muss auch leistbar sein. Wir müssen das
Klimaschutzziel erreichen. Es wird schwierig, wir müssen jetzt beginnen, rasch
beginnen, um dieses strenge Kyoto-Ziel auch einhalten zu können.
Selbstverständlich - darüber bin ich mir im Klaren -
brauchen wir auch wirtschaftliche Anreize für die Investoren. Wir müssen jetzt
handeln, wir dürfen nicht jammern, dass es sehr schwierig sein kann. Es wird
schwierig, aber dieser Bericht, dieser Arbeitskreis gibt mir die Zuversicht,
dass diese Grundlagen, die jetzt geschaffen wurden, zu einer Realisierung
führen können.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke, Frau Stadträtin, für die Beantwortung. - Herr
Klubobmann Chorherr hat die erste Zusatzfrage. (GR Mag Christoph Chorherr: Ich verzichte!) Er verzichtet darauf.
Zweite Zusatzfrage: Herr GR Klucsarits.
GR Rudolf Klucsarits
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben betont, dass es
sich bei diesem Biomassekraftwerk um ein rot-grünes Projekt handelt. Ich glaube,
ich brauche nicht zu betonen, dass auch die ÖVP das immer gefordert hat und
dass auch die ÖVP ein Kraftwerk, welches umweltfreundlich ist und welches mit
erneuerbarer Energie betrieben wird, voll unterstützt. Also, auch wir sind da
voll dafür.
Aber meine
konkrete Frage lautet: Können Sie sich vorstellen, dass dieses Kraftwerk auch
mit Stroh befeuert wird?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Für ein
derartiges Großprojekt brauchen wir eine breite Unterstützung und ich bedanke
mich schon jetzt für Ihre Unterstützung.
Befeuerung mit Stroh, das ist eine technische Frage.
Ein Kraftwerk in Dänemark hat mit Stroh funktioniert. Die Experten haben mir
mitgeteilt - und ich kann es nachvollziehbar auch für mich darstellen -, Stroh
und Holz in einer Anlage ist schwierig, weil hier verschiedene Kriterien für
die einzelnen Brennstoffe zu beachten sind. Das heißt, das ist eine technische
Frage, die auch zu untersuchen sein wird, und selbstverständlich geht es auch
um die Verfügbarkeit der Brennstoffe. Aber funktionieren kann das, das ist
sicher.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke. - Die dritte Zusatzfrage: Frau GRin
Reinberger.
GRin Brigitte Reinberger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Als Vertreterin der einzigen Fraktion, die
bisher ausgeschlossen war von dieser Entscheidungsfindung, sehe ich natürlich
den Zwischenergebnissen mit sehr großem Interesse entgegen. Selbstverständlich
befürworten wir jede Form von erneuerbarer Energie. Und ich gebe Ihnen Recht:
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, um die Kyoto-Ziele zu erreichen, ist es
höchste Zeit, Maßnahmen zu setzen.
Ich frage Sie daher: Welche sonstigen
Offensiven im Bereich der erneuerbaren Energie, insbesondere im Bereich der von
uns forcierten Sonnenenergie, werden Sie noch setzen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Die Klimaschutzziele, die wir umsetzen müssen, sind
vorgegeben bis zum Jahr 2012. Ein Klimaschutzprogramm wurde hier im Gemeinderat
beschlossen. Die Maßnahmen, die darin enthalten sind, müssen umgesetzt werden.
Das ist mein Ziel.
Eine wesentliche Forderung von mir ist selbstverständlich,
verstärkt auf Solarenergie zu setzen. Eine wesentliche Forderung von mir ist
auch, verstärkt auf Biogas, auf Biomasse zu setzen. Das ist ein Gesamtpaket,
und dafür arbeiten wir gemeinsam mit der Klima-
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular