Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 36
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Herr Gemeinderat!
Ich bin sehr dafür, dass man
versucht, mit dem Bund zu einem guten Ergebnis zu kommen. Ich bemühe mich da
auch sehr.
Die Antworten sind aber eher
spärlich gesät, nicht nur mir gegenüber, sondern auch allen Kulturschaffenden
in Wien gegenüber. Briefe, Petitionen, Terminansuchen werden schlicht und
einfach nicht beantwortet. Das ist ein wesentlicher Bruch mit dem Stil der vergangenen
Jahre. Die gute Zusammenarbeit meines Vorgängers mit dem sozialdemokratischen
Staatssekretär habe ich selber miterlebt, sie ist aber ganz offensichtlich auf
Bundesseite mit dem Nachfolger auf ÖVP-Seite um einiges schlechter geworden.
Anders kann ich es mir nicht
erklären, dass kein einziges Mal die Stimme gegen so massive Kürzungen, die der
Bund durchgeführt hat, erhoben wurde. Ich habe nie, kein einziges Mal, eine
warnende Stimme gehört, so wie ich sie jetzt ab und an höre. Warum das so ist,
ist mir nicht erklärlich. Es ist auch in keiner Weise nachvollziehbar, wieso
auch heute dagegen keine Stimme erhoben wird, wenn das Wiener Kulturleben tatsächlich
so ein wichtiges Anliegen wäre.
Was die Zahlen anbelangt,
Herr Gemeinderat, habe ich vorhin zitiert, dass 50,2 Prozent der Kunstförderungsmittel
des Bundes nach Wien gehen. Da sind abgezogen, was man fairerweise tun muss,
jene Institutionen, die in Wien sind, aber Bundesaufgaben wahrnehmen, wie zum
Beispiel das Österreichische Filminstitut. Aber ich bin gerne bereit, diese
Zahlen sozusagen aufzunehmen. Dann rechnen wir halt 70 Prozent und dann
sind die Kürzungen des Bundes in Bezug auf Wien noch um ein großes Maß höher.
Dann führen wir die Diskussion so, dass es nicht 200 Millionen S,
sondern mindestens 270 Millionen S sind, die der Bund gekürzt hat.
Das erklärt aber nicht, warum das überhaupt geschieht.
Dass die Theater und
Bundesmuseen vom Bund bezahlt werden, ist eine Verfassungsangelegenheit. Ich
sehe die Gefahr nicht - ich war lange genug, fast ein Jahrzehnt lang, bei den
Landeskulturreferentenkonferenzen dabei -, dass die Länder plötzlich aufstehen
und sagen, jetzt muss der Bund etwas anderes machen. Das ist nicht mehr oder
nicht weniger als bisher auch gegeben.
Ich meine, wenn man eine
korrekte Rechnung anstellt, wenn man vergleicht, was in Wien tatsächlich
stattfindet und was tatsächlich der Output dafür ist, ist Wien mit
50 Prozent des Budgetvolumens aus der Kunstförderung sehr gerecht bedient.
Ich sehe also einer Diskussion mit anderen Bundesländern über die Verteilung
des Kuchens mit großer Gelassenheit entgegen.
Die entscheidende Diskussion
aber, Herr Gemeinderat, die wir zu führen haben, ist die Größe des Kuchens. Verschleiern
wir nicht, indem wir jetzt sagen, tun wir doch nicht das gute Verhältnis, das
schon unter meinem Vorgänger nicht so gut gewesen sein kann, belasten.
Verschleiern wir nicht, worum es eigentlich geht, nämlich um die Rücknahme der
Kürzungen der 200 Millionen S - oder nach Ihrer Rechnung
270 Millionen S - des Bundes.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Die dritte Zusatzfrage. Herr GR Strache, bitte.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter
Herr Kulturstadtrat!
Die
Kulturstadt Wien hat auch große hausgemachte Probleme, vor denen sie steht. Wir
stehen möglicherweise vor einer Situation, wo die Kulturstadt Wien einen
jährlichen Milliardenverlust auf Grund des drohenden Entzugs des Weltkulturerbes,
vor dem wir stehen und wo auch die Vertreter der UNESCO klare Worte gefunden
haben, erwarten können wird. Sie selbst haben gesagt, der Bürgermeister hat gesagt,
es handelt sich bei der Erteilung des Prädikats "Weltkulturerbe" um
einen Meilenstein für die Kulturstadt Wien. Sie haben gesagt, das ist ein
großes Renommee, das ist ehrenvoll für diese Stadt.
Natürlich ist
aber so ein Prädikat des Weltkulturerbes kein Orden für die Brust. Dafür muss
man konkret etwas tun. Da genügt es nicht, dass man sagt, wir freuen uns
darüber und wir tun nichts, um dieses Prädikat zu behalten. Deshalb ist es auch
aus der Sicht zu betrachten, dass natürlich international ein Image für diese
Kulturstadt dahinter steckt, das man mit dem Weltkulturerbe auch transportieren
kann. Das bedeutet, wenn wir das verlieren würden, entsteht ein immenser
Verlust.
Was
sind Sie konkret bereit zu tun, um den Verlust dieses Weltkulturerbes und einen
möglichen Schaden für die Kulturstadt Wien zu verhindern?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Es dürfte wohl auch Ihnen nicht entgangen sein, dass
der Erreichung dieses Weltkulturerbes eine intensive Arbeit vorausgegangen ist,
nicht zuletzt auch ein Lobbying. (GR
Heinz Christian Strache: Durch den Vorgänger! Das muss man schon hinzufügen!) -
Nein, nein! Ich habe sehr viele Sitzungen und sehr viele Gespräche mit den
Abgesandten schon während meiner Zeit geführt. Da gab es noch nicht sehr viel
an Vorgesprächen, auf denen aufzubauen gewesen ist.
Im Übrigen muss man schon sagen, wenn man von Vorgängern
spricht, natürlich hat die Gemeinde Wien über lange Jahre, auch Jahrzehnte,
nicht zuletzt über den Altstadterhaltungsfonds, sehr viel geleistet, damit die
Innenstadt und auch andere städtische Bereiche so erhalten bleiben und so
renoviert werden, dass es überhaupt dazu kommen kann, dass man in die Liste des
Weltkulturerbes aufgenommen wird. Ich selber habe, glaube ich, auch einige
durchaus wichtige Gespräche geführt. Ich habe das nur nicht an die große Glocke
gehängt, um das gemeinsam mit anderen Kollegen, gemeinsam auch mit dem StR
Schicker und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, zu erreichen.
Wir haben auch eigens Mitarbeiter zur entscheidenden Sitzung nach Helsinki
geschickt. Ich glaube, wir
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