Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 81
der Rede unseres
Ernst Woller bezüglich Ecce homo applaudiert hat. Irgendwie setzt er sich nicht
mehr durch oder hat sich nie durchgesetzt, das kann ich so nicht sagen. Es ist
auf jeden Fall wieder einmal bewiesen, dass die ÖVP und auch die FPÖ keine
kritischen Künstler vertragen können. Nach dem Motto: "Die Hand, die man
füttert, beißt man nicht". Das zieht sich wie der schwarz-blaue Faden
durch die Kulturpolitik. Und vom Bund, das wissen Sie ganz genau, wurden im
Jahr 2000 während des laufenden Festivals die Zusagen zur Subvention
zurückgenommen. Dann stellt man sich hin und sagt: Die machen Schulden! Wenn
das schon läuft und man rechnet mit Einnahmen, dann kann man nicht einfach den
Hahn zudrehen!
Außerdem ist
im Verhältnis zu den Besucherzahlen die öffentliche Förderung für Ecce homo und
das Festival "Wien ist andersrum" äußerst gering. Wenn Kollege Salcher
gesagt hat, die Eigendeckung ist nicht gegeben, und wenn er den Akt genau
studiert hat, wie ich annehme, so wird er gelesen haben, dass die Einnahmen aus
Kartenerlösen 99 000 EUR betragen sollen. Das ist also fast die
Hälfte des veranschlagten Budgets. Im Jahr 2001 war die Auslastung
ausgezeichnet, weil wir ja das Festival im Rahmen von Europride gemacht haben.
Die Förderung war 1,2 Millionen und es waren 14 000 Zuschauer. Wenn
ich mir das umrechne, dann war jeder Zuschauer mit 85,71 S gefördert, das
entspricht 6,23 EUR. Wenn man weiß, dass die Förderung für Kultur
durchschnittlich zwischen 200 und 400 Schilling ist und wir auch schon Veranstaltungen
gehabt haben, für die wir mehr aus öffentlichen Mitteln aufgewendet haben, dann
ist das wirklich nicht zu viel und gerechtfertigt.
Sie vergessen
aber auch, dass die Entwicklung dieses Festivals, dieses "Wien ist
andersrum" - Festivals seit 96 besonders interessant war, wenn man sich
anschaut, welche Künstler hier aufgetreten sind. Ich nenne nur ein Beispiel:
1996 war Max Raabe das erste Mal in Wien. Er hat das erste Mal eine Chance
gehabt, hier aufzutreten, und ich denke, jetzt ist allen Max Raabe ein Begriff.
Auch das Programm 2002 setzt sich wieder aus den bekannten Höhepunkten der
letzten Programme zusammen. Es werden Höhepunkte der europäischen Lesben- und
Schwulenkultur auftreten, die Geschwister Pfister sind ein fixer Bestandteil,
Eigenproduktionen Villa Valium und, so wie im vorigen Jahr, Koproduktionen, zum
Beispiel die Mitmachoperette im "Weißen Rössl" in der Volksoper, die
wirklich ein Erlebnis war.
Ich finde,
dass das Festival "Wien ist andersrum" vom Verein Ecce homo ein fixer
Bestandteil des Wiener Frühlings geworden ist, heuer vom 5. bis 29. Juni,
und die Wienerinnen und Wiener, egal ob hetero oder homo, werden sich wieder
prächtig unterhalten. Es ist nicht mehr wegzudenken. Wir sind dafür. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau
Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort.
Wir kommen zur
Abstimmung.
Wer ist für
die Post 32, bitte? - Dies ist mit Stimmenmehrheit ohne die Freiheitlichen
und ohne die ÖVP so angenommen.
Postnummer 20
(00783/2002-GKU): Sie betrifft eine
Subvention an das Filmarchiv Austria.
Frau GRin
Vitouch, bitte. (GRin Elisabeth Vitouch
kommt in den Saal. - GR Dr Matthias Tschirf: Wenn Sie als Berichterstatterin
nicht da ist!) Nein, die Elisabeth kommt schon. Frau Gemeinderätin, bitte.
Berichterstatterin
GRin Elisabeth Vitouch: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich erbitte
Zustimmung zu diesem Poststück.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Die Debatte ist somit eröffnet. Herr GR Dr Salcher, bitte.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ich wäre durchaus bereit
gewesen, auch den Berichterstatter zu übernehmen. Ich habe hier eine gewisse
Routine von vier Jahren vorzuweisen.
Ich nehme an,
wir wollen nach der Aktuellen Stunde nicht mehr weiterdiskutieren. Ich sage
gleich dazu, ich spreche nicht zum Filmarchiv, sondern zur aktuellen Situation
und möchte nur einen Antrag einbringen.
Wie Sie
vielleicht schon gehört haben, schließen heute das Flotten-Kino und das
Kolosseum-Kino. Wir glauben, dass das schlecht für die Stadt ist. Wir glauben,
das ist das Ergebnis einer völlig verfehlten Strukturplanung der letzten
Jahrzehnte. Wir glauben, dass der damals von der Finanzstadträtin vermittelte
Verkauf der ehemaligen Kiba-Kinos nicht gut gelaufen ist und vor allem, dass in
die Kiba-Kinos ja jahrzehntelang kein Schilling investiert wurde und dass sie
daher genau in jenem Zustand sind, in dem wir sie hier heute alle wieder
finden. Wir glauben daher, dass es hoch an der Zeit wäre, dass sich die Stadt
Wien auch aktiv einschaltet, um dafür zu sorgen, dass die Viennale nicht
beeinträchtigt wird.
Wir erlauben
uns daher, folgenden Beschlussantrag einzubringen:
"Der
Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, umgehend alle nötigen Schritte
einzuleiten, um sicherzustellen, dass in Wien eine kreative Einzelkinoszene
erhalten bleibt und insbesondere die Viennale nicht in ihrer Durchführung
beeinträchtigt ist."
In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.
Ich hoffe, mit
der Übergabe meines Antrags auch die Entscheidungsträger motiviert zu haben,
bis zur Viennale alles Notwendige zu tun, dass wir uns dort dann wieder sehen
können. - Danke.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Frau GRin Ringler, bitte.
GRin Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich weiß, alle
zittern schon zur Dringlichen. Trotzdem
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular