Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 81
warum Sie eine derart
viel beachtete internationale Institution nicht in Ihrem Museumsquartier haben
wollen.
Es
wird in Künstlerkreisen gemunkelt, es wird gemunkelt in Künstlerkreisen - wo
Sie alle nicht zu finden sind -, dass Sie, Herr Dr Marboe, Ihre Frau Ministerin
Gehrer und Ihr Parteifreund Morak, es wird gemunkelt, dass Sie Public Netbase
verhindern sollen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist ja wie beim NKWD!) Stimmt es? - Ich weiß es nicht. Aber
wie kann es sonst sein, Herr Dr Marboe, dass der Direktor der
Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft einen derart von Hohn strotzenden Brief
wie den vom 29.1.2002 an Public Netbase absendet. Es kann nicht sein, Herr Dr
Marboe, dass dieser Brief von der Errichtungsgesellschaft nicht mit Ihnen, Herr
Dr Marboe, oder mit Frau Ministerin Gehrer, der Mehrheitseigentümerin, oder mit
Herrn Dr Morak abgesprochen war. Es kann nicht sein.
Und wenn Sie
heute, Herr Dr Marboe, auf eine Art und Weise, wo ich nur das große
Kopfschütteln bekommen kann, eine Presseaussendung machen, wo Sie sich anbieten,
als Vermittler auftreten zu wollen, dann schüttle ich nur meinen Kopf.
Ich bleibe
dennoch optimistisch, wie gesagt. Ich lese auf der Homepage: Public Netbase
wird im Sommer 2002 einziehen. Und ich glaube der
Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft. Ich glaube den ganzen Ankündigungen im
gesamten Areal rundherum.
Sprechen Sie
mit Ihren Damen und Herren, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Marboe,
Morak, Gehrer uneinsichtig bleiben. Ansonsten müssen wir halt, wir Sozialdemokratinnen
und Sozialdemokraten, mit fast allen Kunst- und Kulturschaffenden dieses Landes
warten, bis spätestens 2003 in dieser Republik wieder jene politischen
Verhältnisse hergestellt sind, die den Kreativen unseres Landes nicht mehr die
Zeit stehlen, vor Bezirksgerichten erscheinen zu müssen, ewig auf Antwort auf
Ersuchen von Subventionen zu warten, überhaupt keine Antwort aus den schwarzen
Ressorts zu bekommen.
Unsere
Solidarität mit Public Netbase haben wir im Verlauf der vergangenen Jahre immer
wieder bewiesen. Wir haben entschuldet, weil der Bund ausgelassen hat, wir
haben die Subvention verdreifacht, weil der Bund ausgelassen hat. Jetzt sind
Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP, am Zug. Ein Ordnungsruf der Frau
Ministerin in der Betriebsgesellschaft, Erhöhung und Auszahlung der
Subventionen durch Herrn Morak und alles wird gut - für Public Netbase.
Ich möchte
daher einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen und darf kurz daraus
zitieren:
"Die für
das Museumsquartier politisch verantwortliche Mehrheitseigentümervertreterin,
Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer, wird aufgefordert, dafür Sorge zu
tragen, dass den verdienstvollen Kulturinitiativen der ersten Stunde,
insbesondere Public Netbase, aber auch den anderen, auch in Zukunft ausreichend
Raum für die international hoch angesehene künstlerische Arbeit, die für die
Kulturstadt Wien und für die Kulturnation Österreich unverzichtbar ist, im
Museumsquartier zur Verfügung steht."
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
So, meine
Damen und Herren, es liegt an Ihnen, es liegt an Ihnen von der ÖVP und von den
Freiheitlichen, besonders an der ÖVP, die richtigen Leute in den richtigen
Ressorts zu überzeugen. - Ich danke Ihnen. (Beifall
bei der SPÖ und des GR Mag Christoph Chorherr.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr StR Dr Marboe gemeldet.
StR Dr Peter Marboe: Danke, Herr
Vorsitzender.
Das ist jetzt
eine komische Situation, weil es ist eine tatsächliche Berichtigung, aber
eigentlich hat die tatsächliche Berichtigung schon der Kollege Salcher in
seiner Rede gegeben, weil alles, was Frau Kollegin Themel nachher gesagt hat,
von ihm schon berichtigt war, und deshalb ja auch das große Gelächter zu Ihren
Ausführungen, Frau Kollegin.
Es ist ein
großes Glück, dass die Volkspartei für Dinge steht, die sich die
Sozialdemokratie und heute im Konkreten gesprochen die Frau Kollegin Themel
nicht vorstellen können, meine Damen und Herren.
Es ist die
Berichtigung eine zweifache. Erstens: Der Preis der Stadt Wien wird von einer
unabhängigen Jury verliehen und lediglich vom Kulturstadtrat übergeben. Es ist
sonderbar, dass Sie sich nicht vorstellen können, dass eine Jury das unabhängig
entscheidet und dann der Kulturstadtrat diese Ehrung übergibt, meine Damen und
Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Und es ist
zweitens entlarvend, Frau Kollegin, dass Sie sich nicht vorstellen können, dass
ein Brief des verantwortlichen Geschäftsführers der
Museumsquartier-Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung
tatsächlich in seiner Verantwortung geschrieben wird. Daher: Ich habe nichts
gewusst von diesem Brief, und ich wünschte mir, Sie würden sich daran gewöhnen,
dass wir wollen, dass in dieser Stadt in dieser Atmosphäre und in dieser Art
von Verantwortung die Dinge wahrgenommen werden und nicht so, wie Sie sich das
vorstellen. - Danke schön. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Herr
Klubobmann Chorherr, bitte schön.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren, es hat sich doch glatt ausgezahlt, nicht als Erster reden zu
müssen, weil die umfassenden literarischen Kenntnisse des Herrn Kollegen
Salcher musste man sich ja in der Tat vorher anhören.
Also, irgendwie gibt
es da wirklich zwei grundsätzliche Wahrnehmungen. Wir reden offensichtlich über
zwei vollkommen getrennte Institutionen. Da gibt es eine Institution, ich nenne
sie einmal Public Netbase A. Diese Public Netbase A, das sind die, wo
ich einen Antrag da vor mir sehe und für die wir heute auch gerne stimmen
werden, die zum
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