Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 81
Ich war am Sonntag im
Museumsquartier. Am Haupteingang im Museumsquartier ist eine große Tafel. Alle
Institutionen sind dort aufgeführt, unter anderem Public Netbase. Ich denke
mir: Ist ja wunderbar. Was ist da los?
Ich schaue mir
gestern am Abend das Internet an. Ich gehe auf die Homepage der
Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft. Ich sehe da: Public Netbase. Ich
klicke mir Public Netbase an und siehe da, ich lese - ich zitiere -: "Hier
ist die Homepage der Errichtungsgesellschaft, Public Netbase betreffend. Als
eine international viel beachtete Netzkulturinstitution in Europa leistet
Public Netbase zukunftsweisende Pionierarbeit bei der Vermittlung von digitaler
Medienkompetenz. In der Funktion als Non-Profit-Internet-Provider werden
zahlreiche KünstlerInnen und Kulturinitiativen mit technischem Know-how,
Speicherplatz und Internet-Account unterstützt. Public Netbase zieht im Sommer
2002 wieder ins Museumsquartier ein." - Ich freue mich also gestern am
Abend noch. Und ich bin immer noch optimistisch.
Und dann
erzählen mir die Leute von Public Netbase, dass sie nun Kündigungsschreiben
erhalten hätten. Fixstarter im Museumsquartier, Ankündigung in der Homepage
Museumsquartier: Ziehen im Sommer 2002 wieder ein. - Ich kenne mich überhaupt
nicht aus.
Und es kann ja
nicht sein. Public Netbase wird überall mit berechtigtem Stolz angekündigt, mit
dem Hinweis, wie schon zitiert, auf zukunftsweisende Pionierarbeit, internationaler
höchster Kompetenz. (Zwischenrufe bei der
ÖVP.) Nein, lesen Sie bitte. Ich gebe Ihnen die Homepage Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft,
wörtlich, heute in der Früh ausgedruckt, meine Damen und Herren, nicht
gefälscht. Klicken Sie an Public Netbase.
Ich stelle mir
also viele Fragezeichen. Ich frage mich also: Wer sagt wem von der ÖVP was
nicht? - Zum Beispiel von fixierten Vereinbarungen, die existent sind, mit der
Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft, mit Public Netbase und verschiedenen
anderen Nutzern. Ich frage mich.
Von den
Freiheitlichen erwarte ich mir sowieso nicht allzu viel. Sie waren immer gegen
das Museumsquartier, gegen alles, was dort geschehen ist. Und Sie sind sowieso
gegen alles, was innovativ und zeitgemäß ist. Reden wir doch ganz ehrlich
darüber.
Deswegen frage
ich die Damen und Herren von der ÖVP: Was ist los? Wie sollen wir uns
auskennen, die wir in der Kulturarbeit tätig sind?
Einige
Beispiele: Dr Peter Marboe, wie er noch im Amt gewesen ist, hat den Leuten von
Public Netbase den Preis der Stadt Wien verliehen, in Anerkennung ihrer Verdienste.
Mit Recht, kann ich nur sagen. Und dann, im letzten Kulturausschuss vor zwei
Wochen, stimmt die ÖVP, genau jene ÖVP, deren Kulturstadtrat den Preis der
Stadt Wien in Anerkennung für Verdienste verliehen hat, gegen die Subvention.
Ich kenne mich nicht mehr aus.
Im letzten
Kulturausschuss hat die ÖVP - die Freiheitlichen sowieso - gegen die Subvention
von Public Netbase gestimmt. Wieso? Was hat sich verändert? - Public Netbase
ist gleich gut und gleich erfolgreich wie früher, als Peter Marboe den Preis
der Stadt Wien verliehen hat. Public Netbase hat als Musterschüler in den
Jahren 2000 und jetzt 2002 den Kulturförderungspreis der EU bekommen. Wieso,
frage ich die Damen und Herren von der ÖVP, auf der einen Seite den Preis der
Stadt Wien verleihen und dann gegen die Subvention für die gleiche hoch
dotierte und hoch dekorierte Kulturinitiative stimmen?
Die Kollegen
Ebinger und STEFAN sind dann zumindest einmal in das Zwischenquartier von Public
Netbase gegangen und haben sich kundig gemacht. Ich höre von Public Netbase,
dass Ebinger und STEFAN doch einigermaßen beeindruckt gewesen seien. Und wenn
Sie heute noch nicht zustimmen, vielleicht nächstes Mal. Könnte ja sein.
Noch ein
Beispiel: Der Beirat, der so genannte Beirat im Museumsquartier, in der
Errichtungsgesellschaft, hat sich für den Verbleib von Public Netbase im Museumsquartier
ausgesprochen. Dezidiert für den Verbleib. Warum, meine Damen und Herren von
der ÖVP, frage ich Sie, warum sind Sie immer noch gegen Subventionen und warum
setzen Sie sich nicht tatsächlich für den Wiedereinzug von Public Netbase ins
Museumsquartier ein? (GR Dr Matthias
Tschirf: Haben Sie dem Salcher nicht zugehört?) Wieso sind Sie damit
einverstanden, dass Public Netbase rein als Alibifunktion und offensichtlich
als Alibifunktion Räume angeboten bekommt von der Errichtungsgesellschaft, die
für die Zwecke von Public Netbase absolut ungeeignet sind? - Es wäre doch ein
Leichtes für Sie, wenn Sie es wollten, ein Gespräch mit Ihrer Frau Ministerin,
Mehrheitseigentümerin in der Museumsquartier-Errichtungsgesellschaft, zu
führen, dass sie adäquate Räume für Public Netbase zur Verfügung stellt. Nichts
weiter wie ein Telefonat mit Ihrem Herrn Staatssekretär, dass sie die
zugesagten Subventionen zumindest einmal auszahlen lässt, entsprechend der
Wichtigkeit von Public Netbase.
Die Stadt Wien
hat alle ihre Versprechen gehalten, was Public Netbase betrifft. Wir haben
entschuldet und wir haben um 200 Prozent die Subvention erhöht. Wieso,
meine Damen und Herren von der ÖVP, lassen Sie eine derart wichtige Institution
hängen? Warum haben Sie nicht längst mit Ihrem Herrn Staatssekretär geredet,
der die Subventionen wesentlich und ganz stark gekürzt hat? (GR Dr Matthias Tschirf: Das stimmt ja
nicht!) Und er hat die Auszahlung des ganz Wenigen, des sehr Gekürzten verzögert
und verzögert und verzögert und verzögert weiterhin. Warum? Damit für Public
Netbase endlich ein Wiedereinzug ins Museumsquartier definitiv verhindert
werden kann?
Wenn Sie Public
Netbase wirklich nicht wollen, dann nennen Sie doch definitiv die Gründe. Herr
Dr Salcher hat skurril, völlig skurril argumentiert. Nennen Sie die Gründe,
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