Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 81
Ich werde es Ihnen
jetzt beweisen.
Der erste Fall
betrifft den 14. Bezirk. Da gibt es in Wolf in der Au in Hadersdorf eine
Kleingartensiedlung, die relativ groß gewidmet ist: 1,
5,5 Meter/7,5 Meter. Die Leute haben sich dort zum ganzjährigen
Wohnen angesiedelt, haben einiges auflassen müssen, und mitten drinnen ist die
Friedhofsgärtnerei. Auf die Anfrage der Leute, die sich dort um ihre Privatersparnisse
in der Pension ein Haus gebaut haben, was denn dort passiere, sagte man ihnen:
Gar nichts, da kommen Kleingärten in der gleichen Höhe hin - das ist ohnedies
ganz klar.
Was aber ist
geschehen? - Voriges Jahr im Spätherbst ist dieser Prospekt unter dem Titel
"9=12" aufgetaucht. Damit ist überall geworben worden - ich weiß
nicht, wer ihn kennt; wahrscheinlich kennen ihn viele. In diesem Prospekt wurde
neue Architektur präsentiert und dabei kommt es mir sehr präpotent vor, wenn im
Einleitungstext neun internationale Architekten schreiben: "Hier wird neu
geplant. Die Häuser sind alle aus Beton und dies in sichtbarer Weise." -
Nämlich am Friedhof - auf das komme ich noch zu sprechen. - "Es soll damit
der immer weiter fortschreitenden Verniedlichung und Verspießbürgerlichung des
Bauens am Stadtrand entgegengewirkt werden."
Das ist
präpotent gegenüber all den kleinen Häuslbauern, die dort gebaut haben und die
sich keinen Architekten leisten können. Das ist wirklich präpotent, wenn man
sagt, dass die kleinen Häuser dort spießbürgerlich und verniedlicht sind!
Meine Damen
und Herren! Allein aus diesem Grund gehört diesen Architekten, die das
geschrieben haben, die Funktion dort entzogen! Das ist eine Frechheit! (Beifall bei der FPÖ.)
Zweitens -
merken Sie auf, der Prospekt im Herbst! -: Im Bauausschuss Ende Jänner ist
dieses Projekt vorgestellt worden, und auf die Frage oder den Hinweis von
einigen Bauausschussmitgliedern, dass dort doch Grünland gewidmet sei, folgte
von demjenigen, der das Projekt vorstellte, die Antwort - wortwörtliches Zitat,
das können wir jederzeit notariell beglaubigen lassen -: "Die Umwidmung
ist bereits mit Vatter" - das ist der oberste Chef der MA 21 -
"abgesprochen."
Meine Damen
und Herren! Was ist denn das für ein System, wenn man im Bauausschuss sagt, ihr
braucht euch nicht zu kümmern, es ist ohnedies schon alles abgesprochen?! - Das
System wirkt weiter, Kollege Reiter, und das ist ein wunderschöner Fall.
Abgesehen
davon: Eine Woche später kommt der Grünplan. Den haben wir jetzt angeschaut.
Auch wenn Sie ihn nicht weitergeben, Herr Stadtrat: Wir haben ihn trotzdem
gesehen, den Grünplan. Und wissen Sie, was im Grünplan jetzt drinnen ist? -
Genau die gleiche Widmung, die hier im Prospekt drinnen ist, sogar: Am Stockwerk
Flachdach, grünbebaut, 37 Wohnungen, 37 Stellplätze, Einfahrt - all
das! - Das ist Anlasswidmung schlechtesten Stils, meine Damen und Herren! Es
ist daher auch die MA 21A im System mitverwickelt, denn sonst kann so
etwas nicht passieren. (GR Christian
Oxonitsch: ... inkompetent!)
Meine Damen
und Herren! Der zweite Fall im Stil "Sie wünschen, wir widmen" hat
sich in der Praterstraße 20 ereignet. Das ist ein ganz besonderer Fall,
der auch aktuell ist, weil am Montag das Projekt einer breiteren Öffentlichkeit
vorgestellt wird. In der Bezirksentwicklungskommission ist es bereits
präsentiert worden.
Dieses
Haus wurde im ursprünglichen Text in der Legende zum Flächenwidmungsplan beim
Gründruck, aber auch noch beim Rotdruck 1, vorgestellt im Dezember 2000,
Jänner bis Februar 2001 öffentliche Auflage, bereits Rotdruck - da wurde dieses
Haus als schützenswert dargestellt; es ist ein Biedermeierhaus. Ich zitiere aus
dem Bericht der MA 21A: Am 19. Dezember - noch 2000 - wird das
betreffende Objekt Praterstraße 20 als schützenswerte Bausubstanz erwähnt.
Auf Seite 3 steht, das Haus stammt aus romantischem Historizismus und
gehört geschützt.
Meine
Damen und Herren! Plötzlich kam die Bauklasse V - von III auf V. Wenn Sie
sagen, das ist schützenswert, und es ist Denkmalschutz, was in diesem Projekt
kommt, meine Damen und Herren, wenn Sie glauben, dass es unter Denkmalschutz
fällt, wenn es der Hausherr um 40 Prozent aufstocken kann, und keiner
weiß, wieso da die Bauklasse V aufgetreten ist - das ist skandalös, meine
Damen und Herren! Wir werden auch mit diesem Fall das Kontrollamt beschäftigen.
Ich
behaupte, der Untersuchungsausschuss wird Klarheit bringen, und zwar auch im
Sinne der Hunderten Mitarbeiter der MA 21A und 21B. Was glauben Sie denn,
woher wir die Informationen haben? - Natürlich aus den Magistratsdienststellen,
weil die vielen Tausenden Beamten sich nicht in den Sumpf hineinziehen lassen
wollen, bei dem, was einige oben mit ihnen aufführen, seien es Bauträger oder
seien es Spitzenbeamte. Das werden wir klären und dazu ist die
Untersuchungskommission da. Ich bin guter Dinge, dass wir mit diesen Praktiken
aufräumen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Hora zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege
Madejski, ich möchte Ihnen nur ganz kurz Antwort geben. Ich musste nicht
unbedingt gebrieft werden, weil ich die Praterstraße 20 und die
Aspernbrückengasse vermutlich etwas besser kenne als Sie, da ich aus der
Leopoldstadt komme. Ich kann nichts dafür, dass Sie bei der Akteneinsicht
vermutlich nicht genau hingeschaut haben. Sonst hätten Sie erkannt, was dort
dringestanden ist und was dann auch richtig beschlossen wurde. Sie können sich
das aber gerne anschauen.
Im Übrigen gibt es
dort einen Ensembleschutz. Ich
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