Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 81
zukünftiger Zeuge
noch einmal gefragt werden wird, jetzt nicht mehr, als ich unmittelbar gefragt
werde, denn ich werde ja noch ein Zeuge sein!?"
Ja, meine
Damen und Herren, was hat denn der Stadtrat da vielleicht für eine Angst? Was
kann er denn nach seinen Vorstellungen nachher noch alles gefragt werden, wenn
er heute nicht alles beantworten möchte, sondern nur sagt: Ich werde ja noch
ein Zeuge sein? (GR Godwin Schuster: Ich
würde ein bisschen aufpassen! Sie haben einen Chef! Und Rechtsstaatlichkeit
gilt auch in Österreich!)
Meine Damen
und Herren! Ich muss wirklich hier sehr aufpassen - Herr Kollege Schuster, ich
danke Ihnen herzlichst für diesen Hinweis -, denn Herr Dr Görg hat, als Herr
Kollege Kenesei im September 2000 zu ihm gekommen ist, sofort reagiert. Er hat
im Unterschied zum jetzigen Stadtrat die Vorwürfe ernst genommen (GR Godwin Schuster: Ja, er schweigt! Wie
der Bundeskanzler!), und er hat als Erstes gesagt: Wenn es den Verdacht von
Malversationen gibt, dann müssen diese Verdachtsfälle umfassend geprüft werden.
Er hat den Magistratsdirektor eingeschaltet - und Herr Kollege Kenesei hat auch
mit dem Kontrollamtsdirektor gesprochen - und die Sache ernst genommen! (GRin Mag Sonja Wehsely: Was hat er sachlich
gemacht?)
Ihr Stadtrat
hingegen sagt: Werden Sie nicht nervös! Oder: Ich werde noch ein Zeuge sein,
ich sage hier nicht mehr, als ich gefragt werde; und es war kein Gemeinderatsbeschluss,
der sistiert wurde, sondern es war nur ein Landtagsbeschluss.
Meine Damen
und Herren! Landtagsbeschlüsse kann - das nur so nebenbei - der Herr
Bürgermeister nicht sistieren, nur Gemeinderatsbeschlüsse kann er sistieren!
Es wird
interessant, wie die politisch Verantwortlichen ihr Verhalten diesbezüglich
jetzt anlegen werden und wie sie sich diesen Vorwürfen stellen werden. (GR Kurt Wagner: ... Rohrkrepierer!) Denn
es geht nicht darum, Vorwürfen gelassen entgegenzusehen, sondern sich dem
offensiv zu stellen. Das Interesse kann nur darin bestehen, alle Vorwürfe
aufzuklären, und nicht, gegen eine solche Aufklärung zu sein. Das muss ich
Ihnen auch ganz deutlich sagen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Von den Inhalten her war es für das Kontrollamt auch nicht einfach,
alles nachzuvollziehen. Sie haben sich selbst externer Gutachter bedient, um
hier auch wirklich alles bis ins Detail durchzuchecken. Das war richtig und
wichtig.
Aber wie es
nun in der Praxis weitergeht, was man nun wirklich möchte und wie man auch die
Arbeit der Mandatare ernst nimmt, das ist etwas, das man wirklich untersuchen
muss. Den Bezirksräten hier vorzuwerfen, dass sie mit dem Gründruck in der Hand
unterwegs sind und sich vielleicht die kommenden Flächenwidmungen anschauen, um
zu sagen: da kommen die Interventionen, das stellen wir ab!, das kann es wohl
nicht sein. Das verstehen wir nicht unter Föderalismus! Das verstehen wir nicht
unter politischer Verantwortung! Hier nehmen Mandatare ihre Arbeit ernst (GR Godwin Schuster: Im Kulturausschuss war
es ein bisschen anders ...!), und da soll der kleine Bezirksrat, dem knapp
über 300 EUR ausbezahlt werden, den Gründruck nicht mehr bekommen dürfen?!
- Das kann es wohl wirklich nicht sein.
Meine Damen
und Herren! Nehmen Sie die Arbeit der Bezirksräte ernst - und auch derjenigen
Ihrer eigenen Fraktion. Ich hoffe, diese haben bei Ihnen nicht negativ
interveniert, denn die haben nämlich immer als Erste Einblick gehabt, um zu
sehen, wer welche Akte wann wo bekommt.
Es wurde vom
Stadtrat gesagt, dass hier im Stile der Sechzigerjahre gearbeitet worden sei. -
Da frage ich mich: Wann? Wie lange? In den letzten 30 Jahren? In den letzten
30 oder 40 Jahren wurde im Stile der Sechzigerjahre gearbeitet? Sollen wir
untersuchen, was von 1960 bis 2000 geschehen ist? - Das möchten wir uns gerne anschauen
und wir möchten das gerne überprüft haben, was das bedeutet, dass hier im
Rathaus in den letzten 40 Jahren im Stile der Sechzigerjahre gearbeitet
wurde. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Dr Madejski zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! (GR
Karlheinz Hora spricht im Bereich der letzten Bankreihe mit amtsf StR Dipl Ing
Rudolf Schicker.)
Herr Kollege
Hora wird da hinten gerade ausgiebig vom Herrn Stadtrat gebrieft, weil er der
nächste Redner sein wird und weil er ja auch mir immer auf die Pressedienste,
was die Praterstraße betrifft, antwortet.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Der Name "Aktuelle Stunde" ist heute
wirklich berechtigt. Es geht - und ich werde es Ihnen gleich beweisen - um wirklich
aktuellste Angelegenheiten aus den letzten Wochen und Monaten. Ich möchte
anhand von zwei Beispielen festmachen, dass es hier offensichtlich nicht nur um
Verfehlungen eines einzigen Spitzenbeamten in Wien geht - dass es solche
gegeben hat, das mag schon so sein; dass es nur um sie ginge, das wäre auch der
Wunsch des Herrn Bürgermeisters und des Herrn Stadtrats und auch der Vorgängerstadträte.
Ich behaupte: Es haben diese Vorkommnisse sicher System und sie betreffen nicht
nur die MA 21B, obwohl diese natürlich in diesem Zusammenhang als einzige
Stelle geprüft wurde und man sich natürlich massiv und hauptsächlich mit diesen
Unterlagen beschäftigen wird.
Die zwei Fälle, die
ich heute darlegen will, betreffen die MA 21A, wo es diesbezüglich
offensichtlich munter weitergeht, Herr Kollege Reiter. Es hat sich ja noch gar
nichts geändert, es ist noch nichts in Angriff genommen worden.
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