Gemeinderat, 12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll -
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etwas sagen, beim
Bereichsdirektor für Personal und Revision nachfragen, wann er die Unterlagen
von mir bekommen hat. Und dann könnten Sie noch ins Büro des Bürgermeisters
gehen und den Herrn Bürgermeister fragen, wann er die Unterlagen von mir
bekommen hat. - Herr Dr Görg hat diese Unterlagen ziemlich zeitgleich mit dem
Herrn Bürgermeister bekommen. - Und dann können Sie dort, wo Sie ja Zugang
haben, also in Ihrer Fraktion, nachfragen, was daraufhin unternommen wurde.
Mir jetzt
vorzuwerfen, dass ich keine Disziplinaranzeige gemacht habe, das ist eine
derartige Lächerlichkeit! Das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen und ist
offensichtlich nur mehr der letzte Strohhalm, an den Sie sich noch klammern
können in Ihrem Bemühen, aus dieser Geschichte noch irgendwie herauszukommen.
Mehr, als jene Dienststellen zu informieren, die für die disziplinarrechtlichen
Angelegenheiten in diesem Haus zuständig sind, kann von einem
Oppositionspolitiker nicht mehr getan werden. Zum selben Zeitpunkt hat auch das
Kontrollamt der Stadt Wien alle Unterlagen bekommen, und mittlerweile wissen
wir, dass die Unterlagen, die wir als GRÜNE und die ich als Person damals
übergeben haben, dazu geführt haben, dass diese Kontrollamtsberichte mit der
Aufzählung dieser Unzulänglichkeiten jetzt am Tisch liegen.
Eine Anmerkung
zum Vergleich: Dabei ist es um einen Satz gegangen, der sich auf eine Geldsumme
bezogen hat. In Bezug auf diesen Satz, der von mir gesagt wurde, kam es
zwischen Herrn OSR Vokaun und mir zu einem Vergleich. Alle anderen Dinge sind
jetzt schwarz auf weiß im Kontrollamtsbericht dokumentiert.
Ich danke von
dieser Stelle aus dem Kontrollamt für die ausgezeichnete Arbeit, die es hier
geleistet hat, denn ohne diese Arbeit wären wir jetzt nicht in der Lage, diese
Untersuchungskommission zu beantragen und - jetzt komme ich zum Wesentlichen -
die politische Dimension dieses Wiener Widmungsskandals zu beleuchten. Es kann
nicht so sein, dass jetzt so getan wird, als sei das ein böser Beamter im Haus
gewesen, der alle im Haus getäuscht hat, der an allen vorbeiagiert hat, denn
wir wissen - und das wird diese Untersuchungskommission klären -, dass sehr
wohl auch andere im Haus davon gewusst haben und teilweise auch im Interesse
der Verfolgung gewisser Flächenwidmungen zum Beispiel bei Beiratssitzungen in
diesem Zusammenhang das Wort ergriffen haben, speziell was den Atzgersdorfer
Friedhof betrifft. Wir wissen aber auch - und auch das wird bei der
Untersuchungskommission zu hinterfragen sein -, und wir kennen auch die Aussage
des ehemaligen Leiters der MA 21B, der darauf hinweist: Zu sagen, dass die
Angelegenheit magistratsweit den übergeordneten Dienststellen und den
politischen Entscheidungsträgern nicht bekannt war, wäre wohl eine mehr als
kühne Behauptung.
Herr Kollege
Reiter! Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratischen
Fraktion! Wer hat denn Zugang zum Handakt eines Mitarbeiters im Haus? -
Sicherlich nicht das Ausschussmitglied der Opposition - sicher nicht! Da gibt
es ganz andere im Haus, die diese Möglichkeit haben - sei es bei den
Leiterbesprechungen, sei es bei der Dienststellenbesprechung, sei es einfach
auf Grund der, sagen wir es einmal so, guten Kontakte innerhalb der
Beamtenschaft zwischen der Sozialdemokratischen Fraktion und den Bediensteten
der Stadt Wien -, sich die eine oder andere Information besorgen zu können,
bevor man als Oppositionspolitiker im Ausschuss die eine oder andere Frage
stellen kann.
Also, tun Sie
nicht so, als ob jetzt die Opposition schuld daran wäre, dass dieser
Widmungsskandal aufgedeckt wurde, sondern nehmen Sie sich vielmehr selbst bei
der Nase. Durch jahrelanges Wegschauen, durch jahrelanges nicht Hinhören auf
Hinweise - auch aus der Beamtenschaft, die über weite Strecken ziemlich
frustriert gewesen ist darüber, dass ihre Arbeit, ihre Grundlagenarbeit immer
vom Tisch gewischt wurde -, ist es letztlich zu dieser Situation gekommen.
Diese Mitarbeiter sollten Sie einmal befragen, was sie darüber wissen und wer
aller in dieser Stadt, auch von den politischen Entscheidungsträgern, über die
Praxis und die Handhabung der Flächenwidmungsverfahren des Herrn OSR Vokaun
Bescheid gewusst hat.
Ich bin sehr
froh, dass wir uns darauf geeinigt haben, dass diese Untersuchungskommission in
diesem Umfang, mit diesen umfangreichen Fragestellungen jetzt eingeleitet
werden kann. Und dann werden wir Punkt für Punkt vor allem die politische
Verantwortung in dieser Stadt für diesen Fall zu klären haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Mag Gerstl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Einsetzung
der Untersuchungskommission ist ein Schritt in die richtige Richtung, ein
Schritt in die Offensive, ein Schritt, der von der Regierungsfraktion
offensichtlich nicht begrüßt wird. (GR
Godwin Schuster: Außer Polemik haben Sie nichts im Kopf!) Anders ist ein
Verhalten, wie wir es gestern und heute hier in diesem Hause schon vernehmen
mussten, nämlich nicht zu erklären.
Wenn Kollege Reiter -
und da muss ich Kollegen Kenesei in Schutz nehmen - hier wirklich sagt:
überprüfen wir zuerst einmal, warum Herr Kollege Kenesei nicht einen Antrag auf
disziplinarrechtliche Untersuchung gestellt hat!, dann frage ich mich wirklich:
Welches Demokratieverständnis haben die Amtsträger in diesem Hause? Kann man
hier einfach stehen und den Dingen gelassen entgegensehen? Kann man sich hier
einfach herstellen und der Opposition vorwerfen, dass sie nervös ist? Kann man
sich hier einfach herstellen und sagen: "das sind alles die anderen - wir
nicht!; und ich sage hier als jemand, der als
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