Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 81
Herr GR Reiter zum
Wort gemeldet.
GR Günther Reiter (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Natürlich -
das ist ja eine Selbstverständlichkeit! - haben wir Sozialdemokraten ein großes
Interesse daran, dass der Kontrollamtsbericht aufdeckt und dass die
angesprochenen Unzulänglichkeiten im Zusammenhang mit der Flächenwidmung
abgestellt werden. Das ist überhaupt keine Frage.
Aber ich
möchte schon sagen: Was Kollege Kenesei zuerst in der Fragestunde gemacht hat,
das geht über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus. Sich hier herzustellen
und zu sagen, Herr StR Schicker stecke selbst in diesem Widmungssumpf, das ist
nämlich ein Skandal, und das weise ich im Namen meiner Fraktion wirklich
vehement zurück! (Beifall bei der SPÖ.)
Der Herr
Stadtrat hat ja die Konsequenzen gezogen. - Die Fälle - das ist bekannt und
auch gesagt worden -, ereigneten sich ja vor seiner Zeit. - Er hat die
Planungsabteilungen von drei auf zwei reduziert, er hat die Abteilungen 21A und
21B in veränderter Form geschaffen; wobei man grundsätzlich sagen muss, die
Mitarbeiter in den Planungsabteilungen und auch in der Planauskunft - das sind
Dutzende Mitarbeiter - leisten wirklich hervorragende Arbeit. Und da bin ich
auch, das möchte ich grundsätzlich sagen, mit Klubobmann Bernhard Görg einer
Meinung, der sagt - ich habe das ja in den Printmedien gelesen -: Wien und
seine Beamten, das ist kein Widmungssumpf! - Ich kann das nur unterstreichen,
und ich möchte hinzufügen: Danke für die manchmal wirklich über das normale
Maß, über das verpflichtende Maß gehenden Bemühungen, Positives für die
Gestaltung dieser Stadt zu leisten!
Nun zur Causa:
Es wurde in der Fragestunde von StR Schicker schon klargestellt, dass er in
keinster Weise säumig war. Ich werde im Folgenden auch einige Fakten dazu
mitteilen. Aber da Kollege Kenesei nach mir sprechen wird, möchte ich hier zwei
Fragen an ihn als ehemaligen Vorsitzenden des Kontrollausschusses stellen:
Warum hat er,
wenn das alles so ein Skandal war, keine Disziplinaranzeige gemacht? - Erste
Frage; ich hoffe, er wird sie beantworten können.
Zweite Frage: Warum
hat er bei Gericht dann diesem Vergleich zugestimmt? - Ich hoffe, er wird auch
diese Frage beantworten können.
Nun zu den
fünf Fakten. Erstens: Es ist klar, dass erst mit dem Vorliegen des Endberichts
des Kontrollamts dann die Möglichkeit gegeben war, hier disziplinarrechtliche
Schritte einzuleiten. Auf Grund eines Rohberichts kann das nicht erfolgen, denn
es kann ja keine Vorverurteilung der Beamten geben. Das ist ja völlig klar. Die
Stellungnahmen der Beamten müssen eingearbeitet werden.
Zum Zweiten:
Die Magistratsdirektion und die MA 2 können jetzt diese dienstrechtlich
relevanten Fragen prüfen.
Zum Dritten -
auch das wird immer fälschlicherweise anders dargestellt -: Die Pensionierung
des ehemaligen Leiters der MA 21B, des Herrn Obersenatsrats, mit
60 Jahren war schon vorher eingeleitet. Es handelt sich also nicht um eine
vorzeitige Versetzung in den Ruhestand.
Zum Vierten -
zur Untersuchungskommission: Auch was hiezu gesagt worden ist, stimmt nicht.
Selbstverständlich unterstützt der amtsführende Stadtrat diese
Untersuchungskommission. Wenn Unregelmäßigkeiten oder eventuell auch
Rechtswidrigkeiten vorgekommen sein sollten, dann muss das natürlich lückenlos
aufgeklärt werden. Das ist überhaupt keine Frage. Die Einsetzung dieser
Kommission ist ein Minderheitenrecht, daher ist unsere Unterstützung hiefür
auch gar nicht notwendig. Es dürfen pro Gemeinderat ja nur zwei Anträge
gestellt werden und vielleicht brauchen wir diese Möglichkeit noch für später.
Und fünftens
noch zu den Gründrucken, die immer wieder erwähnt wurden: Das wurde im Landtag
beschlossen - das stimmt schon -, und es ist auch klar, dass eine Sistierung
hier nur durch den Bürgermeister erfolgen kann. Aber eines muss man auch sagen:
Es ist zu überlegen, wie eine magistratsinterne Abklärung noch vor der
öffentlichen Bekanntgabe sichergestellt werden kann - denn es gibt ja diverse
Begehrlichkeiten, das ist ja klar und das wird ja, zumindest von den
Realpolitikern, auch nicht in Abrede gestellt. Das eine sind diverse - sagen
wir es einmal brutal - Interventionen; das andere ist aber dann das, was vom
Stadtrat in seiner Verantwortung im zuständigen Gemeinderatsausschuss und im
Gemeinderatsplenum zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Und da muss ich den
Oppositionsrednern Recht geben: Transparenz, Effizienz und auch das notwendige
Tempo sind wichtig und wesentlich.
Daher wird
auch der Herr Bürgermeister dafür sorgen - und damit komme ich schon zum
Schluss -, dass das Rechtsgutachten des Uni Prof Dr Korinek umgesetzt wird und
dass all das geschieht, was er gestern hier in der Fragestunde im Zusammenhang
mit dem verbesserten Vollzug angekündigt hat.
Die
notwendigen Maßnahmen sind eingeleitet, damit das Vertrauen der Wiener in eine
gut funktionierende Verwaltung aufrecht bleibt. Dafür - und diesbezüglich
machen Sie sich keine Sorgen, meine Damen und Herren von der Opposition! -
sorgen Herr Bgm Dr Häupl und seine amtsführenden Stadträte. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Kenesei zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Um der
Legendenbildung des Herrn Kollegen Reiter nicht Vorschub zu leisten, darf ich
seine beiden Fragen hier kurz beantworten:
Sie sollten
vielleicht, bevor Sie hier heraußen irgend-
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